Kennung: 1679

München, 13. November 1909 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Hezel, Kurt

Inhalt

Lieber Freund!

in Deinem letzten Schreiben an Dr. Rosenthal befindet sich ein Irrthum, den ich schon Dir gegenübervgl. Wedekind an Kurt Hezel, 4.11.1909. und gegenüber Herrn Rowohltvgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 9.11.1909 richtig gestellt habe. Ich habe die in Frage kommenden Manuscripte niemandem zur Aufbewahrung gegeben. Ich habe mich der Manuscripte nie in irgend welcher Weise entäußert, sondern sie sind mir einfach ohne mein Wissen in meiner AbwesenheitWedekind bezieht sich auf die Zeit nach seiner Flucht aus München am 30.10.1898 in die Schweiz und später nach Paris, von wo aus er nach Deutschland zurückkehrte, sich der Polizei stellte, seine Strafe im Gefängnis in Leipzig und auf der Festung Königstein wegen Majestätsbeleidigung verbüßte und am 3.2.1900 aus der Haft entlassen wurde. heimlich entwendet worden.

Ist Dein Klient bei dem Ankauf betrogen worden, dann hat er sich | doch ganz einfach bei dem VerkäuferErnst Rowohlt erwarb, vermittelt durch Hans von Weber, am 22.7.1909 Wedekinds Manuskripte von dem Münchner Antiquar Emil Hirsch (Karlstraße 6), der sie, vermittelt durch den Maler Rolf von Hoerschelmann, von Franziska zu Reventlow gekauft hat, die sie wiederum von Frida Strindberg anvertraut bekommen hatte. schadlos zu halten, der meines Wissens ein durchaus solventer Mann ist, und, wenn Herr Rowohlt die Manuscripte bona fide(lat.) im guten Glauben (juristischer Begriff). erworben hat, jedenfalls zur Herausgabe des Geldes gezwungen werden kann.

Daß es Herr Rowohlt über sich gewinnt, mir mein allerpersönlichstes Eigentum wissentlich vorzuenthalten, daß er sich im Besitz meiner nur für mich und meine Arbeiten bestimmten Aufzeichnungen glücklich fühlt, das macht mir einen so unangenehmen Eindruck daß es mir doppelt unangenehm sein muß, die Papiere in fremdem Besitz zu wissen.

Gegen Kopieren oder sonstige | Verf/v/ielfältigung der Manuscripte muß ich als Autor auf das allerentschiedenste protestieren. Wer den Inhalt der Manuscripte kennt, wird das nicht nur begreiflich sondern selbstverständlich und notwendig finden.

Mit besten Grüßen
Dein
Frank Wedekind.


13.11.9.

Prinzregentenstraße 50.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 22 cm.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 oben rechts befindet sich ein Eingangsstempel („Eing. d.“ und „190“ = Eingegangen den, Jahresvordruck) mit dem handschriftlich eingetragenen Datum „15/11 [190]9.“ Darunter ist von fremder Hand mit Tinte „Brief an Wedekind wie besprochen u. Uland zur Conf laden Dr. Kirchle“ geschrieben. Der Brief ist eingeheftet in die „Acten der Rechtsanwälte Dr. Felix Zehme, Dr. Kurt Hezel, Dr. Armin Hahnemann / Leipzig.“ [Blatt 32-33] Die Akte trägt den handschriftlichen Vermerk „Rowohlt, Ernst. Verlagsbuchhändler c/a Strindberg, Frieda. in Wien.“

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    13. November 1909 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Leipzig
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 2934
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Kurt Hezel, 13.11.1909. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

01.03.2021 14:24