Kennung: 1405

München, 31. August 1898 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Jacobowski, Ludwig

Inhalt

Münchner Schauspielhaus

J. Georg Stollberg


Telefonruf 1274.
München, den 31 August 1898.
Neuturmstrasse 1.


Lieber Herr DoctorDer vorliegende Brief ist eine Antwort auf ein verschollenes Schreiben von Ludwig Jacobowski an Wedekind, das wiederum eine Antwort auf Wedekinds Brief vom 25.8.1898 war.,

mit gleicher Post geht Ihnen eingeschrieben der EinakterDie Sendung hatte Wedekind in seinem Brief vom 25.8.1898 an Jacobowski für einen möglichen Vorabdruck in der „Gesellschaft“ vorgeschlagen. Sein Einakter „Der Kammersänger“ hatte im (verschollenen) Manuskript, das am 31.8.1898 per Einschreiben nach Berlin ging, den Titel „Das Gastspiel“ [vgl. KSA 4, S. 331f.].Das Gastspiel“ zu. Ich habe die drei Abschnitte darin mit Blaustift markirt. Es werden jedesmal etwa 20 Seiten. Das Stück ist kein Brillantfeuerwerk, Sie werden mich kaum wiedererkennen. Es war mir darum zu thun etwas Anspruchsloses und dabei Solides zu schaffen, da ich mit meinen übrigen Sachen bisher wenig Glück gehabt hatte. Ich bitte Sie, es von diesem Gesichtspunkt aus zu lesen, dann werden Ihnen die Längen darin vielleicht auch nicht als solche erscheinen. Ich glaube übrigens auch nicht daß auf der Bühne viel darin zu streichen wäre, da sich der Dialog nur aus Leidenschaftlichkeit und Dialektik zusammensetzt. Es käme lediglich auf das Können der Schauspieler an.

Sollte sich das Stück nun aber doch nicht für die „Gesellschaft“ eignen, so würde ich das vollkom|men begreifen. Ich weiß wie viele verschiedene Gesichtspunkte darin maßgebend sind und bitte Sie, in diesem Falle, mich das ohne irgend welche Umschweife oder weitläufige Erklärungen wissen zu lassen. Eine Zeitschrift ist keine Bühne und was auf der Bühne wirken soll braucht deswegen noch nicht in einer Zeitschrift vom Leser als wirkungsvoll empfunden zu werden.

Unser Repertoir ist erst auf acht TageDas Münchner Schauspielhaus unter der Direktion von Georg Stollberg wurde am 7.9.1898 mit Georg Hirschfelds Drama „Die Mütter“ eröffnet, für den 8.9.1898 war als Nachmittagsvorstellung Max Halbes „Jugend“ vorgesehen und für den 10.9.1898 neu einstudiert als Abendvorstellung Gerhart Hauptmanns „Der Biberpelz“ [vgl. Allgemeine Zeitung, Jg. 101, Nr. 246, 6.9.1898, S. 6]. festgelegt. Von da ab soll jede Woche eine Novität kommen, darunter Ihr „DijabJacobowski dürfte in seiner Antwort auf Wedekinds Brief an ihn vom 25.8.1898 nochmals nach einer möglichen Inszenierung seiner Komödie „Dijab, der Narr“ am Münchner Schauspielhaus nachgefragt haben. Das Stück wurde dort nicht inszeniert.; es sind im Ganzen bis jetzt etwa 10 Stücke in Aussicht genommen, darunter auch eines von mirDas war dann „Der Erdgeist“, dessen Inszenierung am Münchner Schauspielhaus am 29.10.1898 Premiere hatte.; welches, das ist noch unbestimmt. Und ich kann in meiner Stellung Ihnen so wenig eine verbindende Nachricht geben wie mir selber. Da Sie schon mehrfach aufgeführt sind, haben Sie noch einen Vorsprung vor mir.

Ich habe mich seit bald 10 Jahren nicht mehr photographirenOb Wedekind sich wie angekündigt fotografieren ließ und die Aufnahmen dem Herausgeber der „Gesellschaft“ in Berlin sandte, ist nicht ermittelt. lassen, werde es nun aber doch thun und Ihnen dann sofort ein Exemplar zuschicken.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 22 x 28 cm. Mit gedrucktem Briefkopf.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 ist mit Blaustift die Ziffer „1076“ notiert (vermutlich ein archivalischer Vermerk wie die Bleistiftbezifferung).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    31. August 1898 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Auftakt zur Literatur des 20. Jahrhunderts. Briefe aus dem Nachlaß von Ludwig Jacobowski. Band 1. Die Briefe

Herausgeber:
Fred B. Stern
Verlag:
Heidelberg: Verlag Lambert Schneider
Jahrgang:
1974
Seitenangabe:
232-233
Briefnummer:
264
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain

Rheinstraße 55-57
D-65185 Wiesbaden
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Ludwig Jacobowski
Signatur des Dokuments:
Hs. 396/24
Standort:
Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain (Wiesbaden)

Danksagung

Wir danken der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain (Wiesbaden) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Ludwig Jacobowski, 31.8.1898. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

05.08.2020 21:25