Kennung: 1153

Halensee, 3. Februar 1906 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Gerhäuser, Emil

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Berlin-Halensee, Kronprinzendamm 20/III r.
3. Febr. 1906


Mein lieber Frank!

Dir und Deiner schönen Freundin sende ich je ein Exemplar des MolochGerhäusers Libretto zu Max von Schillings’ dreiaktiger Oper „Der Moloch“, nach dem gleichnamigen Dramenfragment von Friedrich Hebbel (1849/50), erschien 1906 außerhalb des Buchhandels im Verlag von Bote und Bock (Berlin). Die dem Brief beigelegten Exemplare sind nicht überliefert.; bitte, nehmt die kleine Gabe als einen schwachen Dank für den gestrigen AbendAm Abend des 2.2.1906 besuchte Wedekind ausweislich seines Tagebuchs die Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals Drama „Ödipus und die Sphinx“ (1906) im Deutschen Theater und nahm anschließend zusammen mit Tilly Newes an einem Banektt im Hotel de Rome teil. Gemeint ist hier jedoch offenbar ein Treffen bereits am 1.1.1906, bei dem sich nach Wedekinds Tagebuch Gerhäuser und Tilly Newes erstmals begegnet sein dürften: „Abends kommt Gerhäuser zu mir. Gerhäuser Weinhöppel Tilli und ich bei Habel. Sie bleibt bei mir“. an. Es hat mir so wohlgethan mit Dir nach so langer Zeit wieder zusammen zu sein; in Dir ist etwas Neues: Du sitzest mit freudigem Stolz heute am Fest des Lebens In Berlin hatte sich Wedekinds wirtschaftliche Situation wesentlich verbessert. Einen andauernden Publikumserfolg erzielte er ab Ende September 1905 in der Rolle des Karl Hetmann in seinem Drama „Hidalla“ (1904) am Kleinen Theater (Direktion: Viktor Barnowsky). Die 50. Vorstellung fand am 23.1.1906 statt.u. das gibt Dir und Deinem Leben einen neuen Schimmer. Auch der Verschwender steht Dir gut zu Gesicht. Vielleicht besonders, weil Du lange gedarbt hast. Fräulein Tilly ist einfach entzückend; schön und apart. Ihre zweierlei Augen geben ihr einen Charme, wie ihn die alten französischen Maler dargestellt haben. Und sie liebt Dich so selbstverständlich, als ob es ein kleines | und leichtes wäre, einen Tiger zu streicheln. Ob sie dich wirklich zähmen wird? Wärst Du nicht mein Freund, ich würde ihr zu Füssen liegen – ah, wie wohl thut doch solch ein Bad in jungen glücklichen Augen.

Ich suche Dich morgen gegen AbendFür den 4.2.1906 hielt Wedekind im Tagebuch fest: „Abends mit Tilli und Gerhäuser bei Hansen und Steiner und bei Stallmann.“ wieder auf. Lass mir sagen, wo ich Dich treffen kann, wenn Du nicht zu Hause bist und grüsse Deine Freundin von mir.

Herzlichst Dein
Emil Gerhäuser

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Halensee
    3. Februar 1906 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Halensee
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 49
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Emil Gerhäuser an Frank Wedekind, 3.2.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

06.08.2020 16:39