Hamburg,
d. 30.12.99.
Mein lieber Freund ‒ das alte Jahr soll nicht zu Ende gehn, ohne
Ihnen unsereDie fast durchgehende Wir-Form (und die Unterschrift) suggeriert, der Brief stamme von Beate und Carl Heine, geschrieben aber hat ihn Beate Heine und ihr Mann hat nicht unterzeichnet. wärmsten Wünsche für das neue zu bringen. Ich möchte nicht weiter
detaillirenim Einzelnen ausführen. ‒ Sie wissen,
wie ehrlich wir’s meinen! Ihre beiden Briefeein soeben erhaltener Brief [vgl. Wedekind an Beate Heine, 28.12.1899] und ein nicht überlieferter Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Carl Heine, 14.12.1899. haben uns sehr erfreut, natürlich
hatten wir uns schon über Ihr Schweigen ein Bischen gewundert ‒ indeß ‒ ich fin|de, man kommt dahin, Alles zu nehmen wie es ist ‒ das ist ja eigentlich garnicht meine Art ‒ doch lernt man’s. Aber
was Sie schrieben, interessirte uns so sehr wie stets Ihre Episteln(lat.) Briefe, briefliche Mitteilungen., und wir
freuen uns sehr auf Ihren Besuch, der wohl sicher hier stattfinden wird.
Wir haben den Plan, unsere Häuslichkeit aufzulösen, um die Sommermiethe zu sparen, da das infame C. S. TheaterUnklar ist, inwiefern Carl Heine zu diesem Zeitpunkt noch immer für das Carl Schultze-Theater in Hamburg tätig war. Bevor er sich im Januar 1900 als Direktor mit seinem Dr. Heine-Ensemble (früher Ibsen-Theater) auf Europatournee begab [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 262], ist er zuletzt als Direktor des Carl Schultze-Theaters verzeichnet [vgl. Hamburger Adressbuch 1900, Teil III, S. 256; Teil IV, S. 108]. Ein Pressehinweis lässt offen, ob er noch in Hamburg gebunden war: „Ein neues Schauspielhaus soll in Leipzig gegründet werden. Eine Vereinigung, die unter dem Namen ‚Leipziger Schauspielhaus-Gesellschaft‘ zusammen getreten ist, will ein neues Schauspielhaus gründen [...]. Wie es heißt, hat man Dr. Carl Heine, den ehemaligen Vorsitzenden der Leipziger Litterarischen Gesellschaft, als Direktor des neuen Theaters in Aussicht genommen. Dr. Heine, der auch in Hamburg von seiner Thätigkeit am Carl Schultze-Theater her wohl bekannt ist, ist augenblicklich der Leiter des auf Gastreisen befindlichen Ibsen-Theaters. Man hofft in Leipzig von dem neuen Unternehmen eine anregende Rückwirkung auf das dortige Stadt-Theater.“ [Neue Hamburger Zeitung, Jg. 5, Nr. 60, 6.2.1900, Morgen-Ausgabe, S. (2)] |
uns doch wieder viel Geld gekostet hat. Ich denke daran, nach England zu gehn ‒ aber ‒ was werde ich jetzt Tinte verschwenden ‒ mündlich wollen wir uns über Alles gründlichst
unterhalten!
Mit herzlicher Freundschaft
Heines.