Pasing
17.7.6.
Lieber Frank! In einem Briefe Bleis an michFranz Bleis Brief an Otto Julius Bierbaum vom 16.7.1906, in dem es heißt: „Mein lieber Giulio, du gewöhnst dir schlechte Manieren an. Mir sind ja die Kritiken nicht sehr arg wichtig, ob sie nun gutes oder schlechtes von einem sagen. Aber dass Du keine Gelegenheit einer meiner Schreibereien verpasst, ohne Dich darüber allsofort in einem Blättchen zu äussern – hast Du es denn nötig? – und in diesem doch etwas sehr persönlichen Tone, das thut mir um unserer alten guten Freundschaft willen leid, die ich nicht begonnen habe, und um Deinetwillen, weil ich es Deiner unwürdig finde. ‚Ich finde das ja auch nicht sehr fein‘ hat unlängst Wedekind gesagt und ‚allerdings hast Du ja erzählt, dass Gullbransson u.s.w.‘ Na, über das letzte unter uns kein Wort; du weisst wie ich was es mit diesem ‚Erzählen‘ auf sich hat; ich führe es nur an, um Wedekinds erste Bemerkung und deren ‚auch‘ verständlich zu machen.“ [Mü, OJB B 18], in dem er sich
darüber beschwert, daß ich seine „SchreibereienZitat aus Franz Bleis Brief an Otto Julius Bierbaum vom 16.7.1906 (siehe oben).“ ungünstig bespreche, befindet
sich folgende Stelle: „Ich finde es Beginn des längeren Zitats aus Franz Bleis Brief an Otto Julius Bierbaum vom 16.7.1906 (siehe oben).ja auch nicht fein“ hat kürzlichunklare Zeitangabe; das letzte Treffen Wedekinds mit Franz Blei ist durch das Tagebuch am 9.5.1905 in München dokumentiert („mit Blei in der Torggelstube“), das nächste wiederum in München (Wedekind war seit dem 26.6.1906 zu einem Gastspiel in der Stadt) am 18.7.1906 („mit Blei [...] im Hoftheaterrestaurant“) – an diesem Tag dürfte er den vorliegenden Brief gerade erhalten haben. Wedekind
gesagt und „allerdings hast Du ja erzählt, daß GulbranssonOlaf Gulbransson, Zeichner beim „Simplicissimus“, der Gefallen an Gemma Bierbaum gefunden haben soll, wie Korfiz Holm kolportiert: „Er dampfte gleichsam aus den Nüstern vor Entzücken, als er sie zuerst erblickte, und belegte sie von Stund an mit einem Trommelfeuer explosiver Huldigungen“ [Korfiz Holm: Ludwig Thoma und Olaf Gulbransson wie ich sie erlebte. München 1953, S. 37]. u.s.w.“ – In
dieser Stelle ist mir durchaus unklar der Passus mit Gulbransson, und ich |
bitte Dich, ihn mir zu ergänzenschriftlich wohl nicht erfolgt; Wedekind antwortete nicht oder jedenfalls nicht sofort, wie aus einem Brief von Otto Julius Bierbaums Gattin an ihn hervorgeht, in dem sie ihn dringlich um eine Antwort auf den vorliegenden Brief ihres Mannes bittet [vgl. Gemma Bierbaum an Wedekind, 8.9.1906].. Es liegt mir viel daran,
zu erzählen wissen, was dieser greuliche Schwätzer von
Gulbransson erzählt hat.
Indem ich nicht zweifle, daß Du mir reinen Wein einschenkenWedekind hat mit Otto Julius Bierbaum gesprochen, am 19.7.1906: „Abends bei Bierbaum in Pasing“ [Tb].
wirst, begrüße ich Dich und Deine verehrungswürdige junge Frau mit Gemma in
herzlicher Freundschaft
Dein
Otto Julius