DAS KLEINE JOURNAL.
Telephon VI, 4314.
BERLIN SW., den 7. August 1894.
Friedrichstrasse 239.
Sehr geehrter HerrOtto Julius Bierbaum, dem Max Schönau, Schriftsteller in Berlin (Landgrafenstraße 14) [vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1895, Teil I, S. 1228] und als Redakteur und Theaterkritiker bei der Berliner Zeitung „Das kleinen Journal“ tätig, hier auf ein Schreiben an den Chefredakteur des Blattes in dessen Auftrag (siehe unten) antwortet, in welchem Bierbaum einen Brief Wedekinds angekündigt hat [vgl. Otto Julius Bierbaum an Wedekind, 2.8.1894], den Wedekind auch geschrieben haben dürfte (siehe unten).!
Herr Dr. LeipzigerDr. jur. Leo Leipziger, Chefredakteur [vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1895, Teil IV, S. 162] der Berliner Tageszeitung „Das Kleine Journal“ (Friedrichstraße 239) [vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1895, Teil I, S. 650]., der augenblicklich auf
Sylt ist, hat mich beauftragt, Ihnen mitzutheilen, daß für das „Kleine Journal“
momentan kein Bedürfniß vorliegt, in Japan einen eigenen Berichterstatter zu
haben. Er sieht sich daher zu seinem Bedauern genöthigt, das liebenswürdige
AnerbietenHinweis auf einen nicht überlieferten Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Leo Leipziger, „Das kleine Journal“, 4.8.1894. Otto Julius Bierbaum hatte der Zeitung diesen Brief angekündigt, den er Wedekind sofort zu schreiben empfohlen hat [vgl. Otto Julius Bierbaum an Wedekind, 2.8.1894]. des Herrn Franklin Wedekind mit verbindlichstem Danke
abzulehnen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Max Schoenau |
Diese Gesellschaft!
Soll ich mich weiter wenden? Aber wohin?
Ihr
Bierbaum
Ich habe Herrn Storm, VerlegerHugo Storm (späteres Pseudonym: Heinrich Conrad), Inhaber einer Verlagsbuchhandlung in Berlin (Gleditschstraße 35) [vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1895, Teil I, S. 1363] und Geschäftsführer des gerade in Berlin gegründeten Vereins für Freies Schrifttum, schrieb am 12.7.1894 an den mit Otto Julius Bierbaum befreundeten Richard Dehmel: „Der Verein für freies Schriftthum will, wie schon sein Name besagt, vor allen Dingen das freie Schriftthum fördern helfen. Es will begabten Schriftstellern die Möglichkeit bieten, völlig unabhängig und unbeeinflusst von den hergebrachten Ueberlieferungen in künstlerischen Dingen ihren eigenen Weg sich zu suchen, sowie auch, frei von ängstlicher Rücksichtnahme auf die Prüderie des Familienblatt-Publikums der Ausgestaltung und Verwirklichung ihrer künstlerischen Absichten sich hinzugeben.“ [Birgit Kuhbandner: Unternehmer zwischen Markt und Moderne. Verleger und die zeitgenössische deutschsprachige Literatur an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Wiesbaden 2008, S. 308], auf Ihr TagebuchWedekinds unveröffentlichter Prosatext „Drei Rosen“ (verschollen), bei dem es sich um „überarbeitete Tagebuchabschnitte“ [Vinçon 1987, S. 48] handelte. Wedekind hatte den Text an Otto Julius Bierbaum geschickt, der sich um eine Publikationsmöglichkeit bemühte und vorgeschlagen hatte, den Text nicht in einer Zeitschrift, sondern erweitert als Buch zu veröffentlichen [vgl. Otto Julius Bierbaum an Wedekind, 22.3.1894]. aufmerksam
gemacht. Er will sich an Sie wenden.