Kennung: 700

München, 1. November 1910 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Fulda, Ludwig

Inhalt

Sehr geehrter Herr DoctorDr. phil. Ludwig Fulda, Schriftsteller, wohnte inzwischen in Berlin (Kaiserallee 20) [vgl. Berliner Adreßbuch 1911, Teil I, S. 729], wo Wedekind ihn bei seinem Gastspielaufenthalt in Berlin vom 30.9.1910 bis 20.10.1910 nachweislich zweimal getroffen hat – dem Tagebuch zufolge am 15.10.1910 nach dem Theater in größerer Runde („Nachher Landsberger Gesellschaft. Fulda Karl Hauptmann Reike Frau Goldmann Brandes Reinhardt Barnowsky“) und am 16.10.1910 („Unbehagliches Abendessen bei Steinert in Charlottenburg“) nach dem Theater wiederum in größerer Runde bei einem Essen für Carl Hauptmann auf Einladung von Max Reinhardt, bei dem Georg Reicke, Arthur Landsberger, Ludwig Fulda, Georg Brandes und Wedekind geladen waren [vgl. Berger 2001, S. 192].!

Wollen Sie mir gestatten, Ihnen zuerst zu dem großen unbestrittenen ErfolgLudwig Fulda Schauspiel „Herr und Diener“ ist am 29.10.1910 im Deutschen Theater zu Berlin (Direktion: Max Reinhardt) unter der Regie von Felix Hollaender uraufgeführt worden. Die Berliner Theaterkritik urteilte überwiegend positiv; so sprach Fritz Engel von einem „starken Erfolg“, Ludwig Fulda sei „in ganz überraschender Weise über sich selbst hinausgestiegen.“ [F.E.: Fuldas „Herr und Diener“. In: Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 552, 30.10.1910, Morgen-Ausgabe, S. (2)] von Herr und Diener meinen aufrichtigen herzlichen Glückwunsch auszusprechen. Sodann habe ich Ihnen immer noch zu danken für die herzliche Art, mit der Sie meinen | Wunsch, der Gesellschaft Dramatischer AutorenSchreibversehen, statt: Verband Deutscher Bühnenschriftsteller – gemeint ist der 1908 gegründete und in Berlin (Königgrätzer Straße 76) ansässige „Verband Deutscher Bühnenschriftsteller zur Organisation des Bühnenvertriebes“ [Berliner Adreßbuch 1911, Teil I, S. 3085], dessen Vorsitzender Ludwig Fulda war. Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: „Vorsitzende: Dr. Max Dreyer und Dr. Ludwig Fulda. Schriftführer: Dr. Artur Dinter. Stellv. Schriftführer: Dr. Richard Fellinger. Schatzmeister: Dr. Jon Lehmann. Stellv. Schatzmeister: Richard Schott.“ [Neuer Theater-Almanach 1911, S. 209] anzugehören entgegennahmenWedekind dürfte mit Ludwig Fulda am 15. oder 16.10.1910 in Berlin (siehe oben) über seine Aufnahme als Mitglied des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller gesprochen haben., und für die große Freundlichkeit, bei meiner AufnahmeMitglieder der „Aufnahmekommission“ des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller waren: „Dr. Oscar Blumenthal, Dr. Artur Dinter, Dr. Max Dreyer, Georg Engel, Rudolf Herzog.“ [Neuer Theater-Almanach 1911, S. 209] mein Pathe zu sein. Herr Dr. DinterDr. Artur Dinter, Schriftsteller und Direktor der Vertriebsstelle des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller in Berlin (Händelstraße 20) [vgl. Berliner Adreßbuch 1911, Teil I, S. 481], war nicht nur Direktor [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 209], sondern auch Mitglied der Aufnahmekommission des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller (siehe oben). sandte mir dieser Tage eine Einladungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Artur Dinter an Wedekind, 28.10.1910., an einer gemütlichen Vereinigung am Nollendorfplatz theilzunehmen. Leider bin ich durch Geschäfte hier in München zurückgehalten. Ich hätte sonst gerne mit Ihnen, | verehrter Herr Doctor, den Erfolg Ihres Dramas gefeiert.

Mit der höflichen Bitte, mich Ihrer verehrten Frau GemahlinHelene Fulda (geb. Grinvalszky, genannt Hermann), Tochter des Schauspielers Karl Hermann und Ludwig Fuldas zweite Ehefrau, die ihn am 8.12.1908 in Frankfurt am Main geheiratet hat. zu empfehlen und bestem Gruß

Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München. 1.11.10.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    1. November 1910 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1882-1939. Zeugnisse des literarischen Lebens in Deutschland. Teil 1

Autor:
Ludwig Fulda
Herausgeber:
Bernhard Gajek, Wolfgang von Ungern-Sternberg
Verlag:
Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris: Peter Lang
Jahrgang:
1988
Seitenangabe:
419
Briefnummer:
328
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Großer Hirschgraben 23-25
60311 Frankfurt am Main
Bundesrepublik Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Ludwig Fulda
Signatur des Dokuments:
Hs-12644,5
Standort:
Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum (Frankfurt am Main)

Danksagung

Wir danken dem Freien Deutschen Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Ludwig Fulda, 1.11.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.11.2023 14:57