LuckauOtto Erich Hartleben bereitete sich im Winter 1887/88 in Luckau in der Niederlausitz auf sein erstes juristisches Staatsexamen vor. N. Lausitz 29.5.88.
Sehr geehrter Herr Wedekind.
Ihre GedichteHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben (eine Postkarte) zur Gedichtsendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Otto Erich Hartleben, 12.3.1887. – Wedekind hatte seinerzeit auf Vermittlung seines Freundes Karl Henckell ein Konvolut von 19 Gedichten („Was ich gethan“, „Heilung“, „Ännchen“, „Coralie“, „Trauer“, „Florinde“, „Seligkeit“, „Enttäuschung“, „Im Walde“, „Maxime“, „Im Traum“, „Albumblätter“, „Aufruf“, „Meinem Freunde in’s Stammbuch“, „Greife wacker...“, „Francisca“, „Warnung“, „Fanny“, „Idyll“), die Sammelhandschrift „Gedichte von Franklin Wedekind“ [vgl. KSA 1/I, S. 773f.], für die von Hermann Conradi und Otto Erich Hartleben geplante Anthologie „Jahrbuch für realistische Dichtung“ eingesandt, die nicht zustande kam. Das Sammelmanuskript ist im Nachlass von Hermann Conradi überliefert [vgl. KSA 1/I, S. 773], der insofern die Gedichte nicht an Wedekind zurückgeschickt hat. hat Conradi, wenigstens muß er sie haben. Ich
habe sie ihm damals, als wir auseinander gingen mit dem Gros des Manuscripts
übergeben. Seine AdresseHermann Conradi war im Herbst 1887 von Leipzig nach München (Landwehrstraße 71, 3. Stock rechts) [vgl. Deutscher Litteratur-Kalender auf das Jahr 1889, S. 74] übergesiedelt. finden Sie finden Sie im Literaturkalenderin dem von Joseph Kürschner herausgegebenen Kompendium „Deutscher Literatur-Kalender“ (erschienen in Berlin und Stuttgart im Verlag von W. Spemann), der aktuelle Band: „Deutscher Litteratur-Kalender auf das Jahr 1889“ (11. Jahrgang)..
Eine Sammlung von Ihnennicht realisiert. Wedekind sammelte seine Gedichte erstmals unter dem Titel „Die Jahreszeiten“ in dem Band „Die Fürstin Russalka“ (1897), der auch Prosa und Dramentexte enthält. wird
mich sehr interessieren: vielleicht denken Sie meiner, wenn sie fertig ist. Nehmen
Sie nur ja keine Sachen auf, welche kein anderes Verdienst
haben als – anstößig zu sein. Darüber ärgert man sich nachher dann | ganz
scheußlich, denn die „Leute“ sehen dann natürlich nur diese und verkennen alles
Gute resp. glauben nicht daran.
So ist es mir mit dem
StudententagebuchOtto Erich Hartlebens im Vorjahr im Verlags-Magazin (J. Schabelitz) publizierte erste selbständige Buchveröffentlichung [vgl. Otto Erich: Studenten-Tagebuch. 1885-1886. Zürich 1887], deren überarbeitete und um neue Texte erweiterte 2. Auflage [vgl. Otto Erich: Studenten-Tagebuch. Zweite veränderte und vermehrte Auflage. Zürich (1888)] sein Verleger Jakob Schabelitz in Zürich gerade vorbereitete; sie sollte „binnen kurzem [...] erscheinen“ [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 98, 30.4.1888, S. 2170], lag aber erst im Spätsommer 1888 erschienen vor [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 216, 17.9.1888, S. 4570]. gegangen. Ich hoffe aber, daß die zweite
Auflage desselben, welche Schabelitz z. Z. druckt, mehr innere
Berechtigung, ernst genommen zu werden, erweisen wird.
Bei der ersten konnt ich es ja schließlich niemanden verdenken, wenn er sich an
den darin vorherrschenden radauseligen Bierulk hielt.
Kennen Sie Maria
JanitschekOtto Erich Hartleben widmete der von ihm verehrten Dichterin Maria Janitschek, die im Frühjahr 1887 ihre Mitarbeit an dem nicht realisierten „Jahrbuch für realistische Dichtung“ (siehe oben) zugesagt hatte, die zweite Auflage seiner Gedichtsammlung [vgl. Otto Erich: Studenten-Tagebuch. Zweite veränderte und vermehrte Auflage. Zürich (1888)]: „Frau Maria Janitschek.“ So heißt es nach dem Titelblatt, dann folgt (ebenfalls nicht paginiert) ein auf Berlin, 1.9.1888 datierter offener Brief: „Gnädige Frau! Die Pflicht der Dankbarkeit läßt mich Ihnen diese zweite Auflage meines Tagebuchs widmen. Der große symbolische Zug, der durch Ihre kühnen, phantasievollen Dichtungen geht, und die herbe Sinnlichkeit Ihrer prachtvollen Verse haben in gleicher Weise fördernd und leitend auf mich gewirkt. Haben Sie die Güte, wohlwollend zu lächeln, wenn Sie nun hier und da auf Spuren meines Bestrebens stoßen, Ihnen nachzueifern. Herzlichen Gruß! Ihr Erich.“?
Herzlichen Gruß
Ihr
Erich Hartleben.