Kennung: 661

München, 7. August 1914 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian

Inhalt

[1. Briefentwurf:]


Hochverehrter Herr Harden!

Vor allem möchte ich Ihnen die herzlichsten Wünsche zu möglich rascher Genesung senden. Aus Ihrem herrlichen Aufsatz vom 1. August glaube und hoffe ich die Genesung schon heraus lesen zu können. | Dann danke ich Ihnen herzlich auch im Namen meiner Frau für Ihren ungemein freundlichen Geburtstagswunsch. Sie haben sehr recht daß es arg wäre wenn ich nicht aus tiefster Seele dankbar sein wollte. Als höchsten Lohn empfinde ich es, so liebe | Worte von dem Manne zu erhalten, dessen Namen die Geschichte eben im Begriff ist, in die Sterne zu schreiben. Leider! Leider! Gott sei Deutschland gnädig!

Wollen Sie bitte Ihrer verehrten Frau Gemahlin und Ihre Fräulein Maximiliane die besten Empfehlungen | von meiner Frau und mir übermitteln.

In Verehrung und Bewunderung
Ihr
Frank Wedekind.


[2. Abgesandter Brief:]


München, den 7. August 1914.


Hochverehrter Herr Harden!

Vor allem möchte ich Ihnen die herzlichsten Wünschen zu möglichst rascher Genesung von Ihrem schmerzhaften LeidenWoran Maximilian Harden seinerzeit gelitten hat, ist nicht ermittelt. senden. Aus Ihrem herrlichen AufsatzMaximilian Harden hatte pünktlich zum Kriegsbeginn am 1.8.1914 in der „Zukunft“ einen Leitartikel „Der Krieg“ publiziert, in dem er zum Auftakt daran erinnerte, dass er den Krieg vorausgesagt habe, das politische Geschehen aber zugleich als nun eben gegeben konstatierte: „,In diesem Sommer wird Schicksal.‘ Am sechzehnten Mai 1914 ists hier gesagt worden. [...] Jetzt gehts um die Macht; nicht um Recht oder Unrecht; ums Vaterland. Nicht heute mehr ist zu prüfen, ob das Wagnis des Wurfes klug war. Denn der Würfel fiel.“ [Der Krieg. In: Die Zukunft, Jg. 22, Nr.44, 1.4.1914, S. 137-149, hier S. 137f.] Maximilian Harden hat den Kriegsbeginn keineswegs problematisiert, er „entwickelte sich in der Julikrise und während der ersten Kriegsmonate zu einem leidenschaftlichen Kriegspropagandisten“ [Hellige 1983, S. 697]. vom 1. August glaube und hoffe ich die Genesung schon heraus lesen zu können. Und nun danke ich Ihnen herzlich auch im Namen meiner Frau für Ihren ungemein | freundlichen Geburtstagswunschnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Maximilian Harden an Wedekind, 23.7.1914. Maximilian Harden hat außer dem Glückwunschschreiben zu Wedekinds 50. Geburtstag am 24.7.1914 zuvor in der „Zukunft“ auch einen Aufruf für eine Ehrengabe zu Wedekinds 50. Geburtstag abgedruckt, unterzeichnet von Herbert Eulenberg, Maximilian Harden, Friedrich Kayßler, Thomas Mann, Kurt Martens, Georg Müller, Joachim Gans zu Putlitz, Felix Salten und Hans von Weber [vgl. Die Zukunft, Jg. 22, Nr. 34, 30.5.1914, S. 302], den kurz darauf auch die Zeitschriften „Kain“, „Der Zwiebelfisch“ und „Der Neue Merkur“ veröffentlicht haben.. Sie haben sehr recht, daß es arg um mich stünde, wenn ich nicht aus tiefster Seele dankbar sein wollte. Als höchsten Lohn empfinde ich es, so liebe Worte von dem Manne zu erhalten, dessen Namen die Geschichte eben im Begriff ist, in die Sterne zu schreiben. Leider! Leider! Gott sei Deutschland gnädig! |

Wollen Sie bitte Ihrer verehrten Frau Gemahlin und Fräulein Maximiliane die besten Empfehlungen von meiner Frau und mir übermitteln.

In schmerzlicher Bewunderung und Verehrung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 6 Blatt, davon 7 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Briefentwurf: Bleistift. Abgesandter Brief: Feder. Tinte.
Schriftträger:
1. Briefentwurf: Papier. 9 x 6,5 cm. 4 Blatt, 4 Seiten beschrieben. 2. Abgesandter Brief: Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 18 cm. 2 Blatt, 3 Seiten beschrieben.
Schreibraum:
Briefentwurf: Im Querformat beschrieben. Abgesandter Brief: Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf befindet sich in der Aargauer Kantonsbibliothek [Wedekind-Archiv B, Nr. 171], der wir für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe danken. Die 4 Blatt sind jeweils am linken Blattrand perforiert (sie stammen von einem Schreibblock).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    7. August 1914 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
112-113
Briefnummer:
79
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109.
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 7.8.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

28.10.2023 16:56