GRAND HOTEL
CONTINENTAL Josef Kainz logierte im Grand Hotel Continental (Ottostraße 6) [vgl. Adreßbuch für München 1908, Teil I, S. 76; Teil II, S. 367], wo Wedekind ihn dem Tagebuch zufolge am 28.8.1907 („Abends bei Kainz im Hotel Continental“) und nochmals, nachdem am 29.8.1907 eine weitere „Hidalla“-Vorstellung (siehe unten) stattgefunden hatte, am 30.8.1907 („Besuch bei Kainz“) besuchte. Diesen Besuch am 30.8.1907 hat Wedekind im Notizbuch beschrieben: „Um 9 Uhr stand ich auf und war um elf mit Ankleiden fertig. Darauf ging ich zu Kainz ins Hotel Continental. Auf dem Wege dorthin brach ein Platzregen los. […] Kainz traf ich im Treppenhaus des Hotels; ich begrüßte seine Frau, die sich bald entfernte und besprach mit ihm die Beziehungen, die ihm in Hidalla unklar geblieben waren.“ [Nb 43, Blatt 31r]
MÜNCHEN
Lieber u. hochverehrter Herr Wedekind!
Ich sehe Sie heute AbendJosef Kainz besuchte am 27.8.1907 um 19.30 Uhr im Münchner Schauspielhaus die „Hidalla“-Premiere des „Gastspiel Frank Wedekind und Frau“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 399, 27.8.1907, General-Anzeiger, S. 2]. Frank Wedekinds schauspielerische Leistung in der Rolle des Karl Hetmann wird „erneut vielfach gerühmt“ [KSA 6, S. 538]. So meinte Hanns von Gumppenberg (am 29.8.1907 in den „Münchner Neuesten Nachrichten“), dass Wedekind die „Bühnenwirksamkeit“ in seiner „darstellerischen Leistung mittlerweile noch zu steigern verstand“; er wies in seiner Besprechung auch auf den prominenten Schauspieler Josef Kainz als Premierenbesucher hin: „Das gut besuchte Haus, in dem man auch Kainz bemerkte, nahm die Vorstellung mit sehr freundlichem Beifall auf“ [KSA 6, S. 575]. in Hidalla.
Ihr Briefchenvgl. Wedekind an Josef Kainz, 26.8.1907. hat mir unendliche Freude bereitet. Seien Sie überzeigtSchreibversehen, statt: überzeugt. daß ich
von ganzem Herzen, ehrlich und aufrichtig Ihr Lob als SchauspielerWedekind erzählt in seinem Essay „Begegnung mit Josef Kainz“ (1915), wie sehr der Wiener Schauspieler ihn als Darsteller im Einakter „Der Kammersänger“, vor allem aber in der Rolle des Karl Hetmann in „Hidalla“ geschätzt hat [vgl. KSA 5/II, S. 532f.]. singe. ∙/∙ | und daß Sie meine Anerkennung so hoch
anschlagen, hebt mich vor mir selber. ‒
Hätten Sie Lust heute nach der Vorstellung mit uns im Continental zu soupieren?
Dann geben Sie mir ein Lebenszeichen in den Zuschauerraum. Ich weiß noch nicht,
wo ich sitzeDas Münchner Schauspielhaus (Maximilianstraße 34/35) verfügte über insgesamt 727 Sitzplätze [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 490], davon dem Theaterplan zufolge 183 Parkett-Fauteuils direkt vor der Bühne [vgl. Adreßbuch für München 1908, Teil III, S. 247]., aber Sie werden mich schon entdecken.
Herzlichst u. verehrungsvoll Ihr Josef Kainz
[am oberen
Seitenrand, um
180 Grad gedreht:]
Wenn Ihre liebe Frau frei ist, so würden wir uns alle
richtig freuen, wenn sie uns mit Ihnen die Ehre schenken würde.
[Kuvert:]
GRAND HOTEL
CONTINENTAL
MÜNCHEN
Herrn
Frank Wedekind
Absender: Josef
Kainz