Postkarte
Herrn Frank Wedekind
München
Prinzregentenstr. 50 |
Grunewald, 27/7 10
Verehrter, lieber Herr Wedekind,
aufrichtig danke ich Ihnen für die „Sättel“ (ich freue mich
drauf, dies Alles im GanzenMaximilian Harden hatte den Einakter „In allen Sätteln gerecht“ (1910) erhalten, der im Georg Müller Verlag für „Mitte oder Ende August“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 159, 13.7.1910, S. 8203] angekündigt war und erst im Oktober als erschienen gemeldet ist [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 233, 7.10.1910, S. 11637]. Zusammen mit „Mit allen Hunden gehetzt“ als zweiter und mit „In allen Wassern gewaschen“ als dritter Teil, der Maximilian Harden bereits vorlag [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 17.6.1910], wurden die drei Einakter 1912 von Wedekind zu dem Stück „Schloß Wetterstein“ zusammengefasst [vgl. KSA 7/II, S. 619]. zu betrachten) und für Ihre liebenswürdigen Wortevgl. Wedekind an Maximilian Harden, 25.7.1910..
Ihr famoser DreizeilerWedekinds dreizeiliges Gedicht, das auf eine Polemik von Karl Kraus gegen Maximilian Harden reagiert [vgl. Wedekinds an Maximilian Harden, 25.7.1910]. wird sogar den FackelndenKarl Kraus, Herausgeber der Zeitschrift „Die Fackel“ (Wien). überleben.
In welcher Welt müssen diese armen Leute leben, da Sie den
guten Mann, mit rothem SignallichtAnspielung auf die roten Titelblätter der von Karl Kraus herausgegebenen Zeitschrift „Die Fackel“, auf denen anfangs das Markenzeichen der brennenden Fackel noch abgebildet war., in diesem Stil „leitartikelnAnspielung auf den Leitartikel im letzten Heft der Münchner Halbmonatsschrift „März“ (Herausgeber: Ludwig Thoma und Hermann Hesse), in dem Karl Kraus gegen Maximilian Harden polemisierte [vgl. Karl Kraus: Schoenebeckmesser. In: März, Jg. 4, Heft 14, 15.7.1910, S. 81-88].“ lassen! Und
der ehrliche Bernstein stellte mir den Mann mit der LederhoseDer bayrische Schriftsteller Dr. Ludwig Thoma, Mitherausgeber des „März“ und Redakteur des „Simplicissimus“, trug gerne die für seine Heimatregion typische Kleidung; in Wedekinds Satire „Oaha“ trägt die von ihm inspirierte Figur des Dr. Kilian „Lederhose“ und bekommt gesagt: „Sie brauchten nicht erst krachlederne Hosen anzuziehen! Ihren Mangel an Erziehung merkt man auch so!“ [KSA 8, S. 37] stets als den
hehrsten aller Idealisten hin. Der Versuch, mit allen Mitteln die vente(frz.) Verkauf. zu haben u. sich in jeden Kassenerfolg
miteinzuschleimen: Sankt Albertus blickt segnend herabvom Himmel herab (ironisch) ‒ Albert Langen, Begründer, Herausgeber und Verleger der Zeitschriften „Simplicissimus“ und „März“, ist am 30.4.1909 gestorben.. Denn ich nehme sicher an, daß er (durch BBBjörnstjerne Björnson, der norwegische Dichter und Literaturnobelpreisträger (verstorben am 26.4.1910), war der Schwiegervater Albert Langens.) in den Himmel gekommen
ist.
Herzliche Grüße Ihnen und der verehrten Frau!
„Ausverkaufte Häuser“: meldet LandsbergerEin Brief Artur Landsbergers an Maximilian Harden, der über den Erfolg von Wedekinds Gastspiel am Münchner Schauspielhaus (dem zweiten Wedekind-Zyklus vom 1. bis 31.7.1910) berichtet, ist nicht überliefert. Möglicherweise handelte es sich um eine mündliche Mitteilung.. Gratulor(lat.) Glückwunsch..
Ihr
Harden