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Hochgeehrter Herr Wedekind,
ich schrieb Ihnen vorgesternvgl. Maximilian Harden an Wedekind, 28.10.1910.; und theile Ihnen nun die
Fortsetzung mit.
Herr Cassirer findetMaximilian Harden hatte bereits begonnen, Bruno Cassirers ausführlichen Brief an ihn vom 24.4.1910 zu referieren [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 28.10.1910]. den Preis, den er fordert, „angemessen[“]
und dem Werth des Objekts entsprechend. Er habe nie gesagt, Langen habe ihm zu
viel abgenommen. Auch besitze er 3 Bücheralle drei Titel zuerst im Verlag von Bruno Cassirer in Berlin erschienen: „Die Büchse der Pandora. Tragödie in drei Aufzügen“ (1903) [vgl. KSA 3/II, S. 862], „Die Zensur. Theodizee in einem Akt“ (1908) [vgl. KSA 6, S. 838] und „Oaha. Schauspiel in fünf Aufzügen“ (1908) [vgl. KSA 8, S. 419]. mehr, als Langen hatte, darunter
Pandora, die vermuthlich noch großen Absatz haben werde. Er sei in jeder Weise
entgegengekommen, beim Kaufpreis aber handle sichs um ein Geschäft, in das
Sentiments nicht gehören. Uebrigens sei erweislich, daß der Absatz der Bände
(abgesehen von „Frühlings Erwachen“) bei ihm eben so gut war wie bei Langen.
Man dürfe nicht vergessen, daß er von L. etwa 20000 Bände übernahm, die schon
honorirt waren. U.sw.
Ich glaube nun, Georg Müller muß ihm jetzt ein Angebot
machen. Die Summe, die G. M. möglich scheint. Vermuthlich
wird B C dann | noch etwas nachgeben.
Ich werde dazu das Meine thun. Die Hauptsache ist ja, daß wir den Prozeß
vermeiden, der höchst unangenehm wäre, und daß Sie Ruhe zur Arbeit haben. Auf
welchen Betrag die beiden Firmen sich schließlich einigen, ist nicht so
wichtig, dünkt mich. Wenn G. M. klug handelt, wird er das
Verlagsrecht zu erträglichem Preis bekommen.
Dr. Landsberger, der Sie herzlich grüßt, war bei mirArtur Landsberger dürfte Maximilian Harden am 29.4.1910 vormittags besucht haben, um über Wedekinds Verlagsangelegenheiten zu sprechen; am 26.4.1910 hatte er bei Maximilian Harden angefragt: „Ich möchte nun Wedekind [...] in jeder Weise unterstützen. [...] Darf ich kommen? Und wann?“ [Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Maximilian Harden, Nr. 63] Maximilian Harden antwortete am 27.4.1910 und schlug ihm einen „Vormittag“ [Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Maximilian Harden, Nr. 143] vor. Maximilian Harden hatte Wedekind angekündigt, Artur Landsberger werde ihn wohl besuchen, um über die Sache zu sprechen [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 28.4.1910].. Ich
hoffe, wir brauchen der Frage Philipp ‒
JonasArtur Landsberger hatte angeregt, den Wedekind in seinen Verlagsstreitigkeiten vertretenden Anwalt zu wechseln – Rechtsanwalt Dr. Richard Philipp anstatt Justizrat Dr. Paul Jonas [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 23.4.1910; Maximilian Harden an Wedekind, 24.4.1910]. gar nicht näher zu treten, weil der Prozeß vermieden wird.
Mit besten Grüßen und Wünschen
bin ich Ihnen ergeben
Harden