Lieber
Frank, von dem Verleger Bardder Verleger Julius Bard in Berlin (Culmbacherstraße 3), mit Eugen Marquardt Geschäftsführer des Verlags Bard, Marquardt & Co. (Lützowplatz 8) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1905, Teil I, S. 66], in dem die im Frühjahr 1904 gegründete bibliophile Reihe „Die Literatur. Sammlung illustrierter Einzeldarstellungen“ erschien, die Georg Brandes herausgab. Julius Bard und Georg Brandes haben im März 1904 Gerhart Hauptmann angeschrieben (ein ähnliches Schreiben dürfte auch Wedekind erhalten haben): „Unter der Redaktion von Herrn Professor Dr. Georg Brandes, wird demnächst [...] eine Sammlung allgemein aesthetischer und litteraturgeschichtlicher Monographien erscheinen. [...] Die Unterzeichneten erlauben sich die höfliche Anfrage, ob Sie [...] geneigt sind, Beiträge für die Sammlung zu liefern.“ [Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Gerhart Hauptmann, GH Br NL A: Julius Bard Verlag für Literatur und Kunst] in Berlin wirst du wegen deiner IbsenstudienJulius Bard dürfte Wedekinds zuerst 1895 veröffntlichten und dann 1902 neubearbeitet erschienenen Essay „Schriftsteller Ibsen (‚Baumeister Solness‘)“ [vgl. KSA 5/II, S. 131-144, 176-188; KSA 5/III, S. 754-766] gekannt und den Autor um eine entsprechende Studie für die von Georg Brandes betreute Reihe „Die Literatur“ in seinem Verlag gebeten haben. wohl schon einen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Julius Bard an Wedekind, 22.3.1904. bekommen haben. Der Mann schreibt mirJulius Bards Brief an Franz Blei ist nicht überliefert., er
„nähme sie blind.“ Hoffentlich machst du dir für 500 Mark die kleine Mühe
und schreibst ihm die 50 kleinen Druckseiten.
In der
Pension SiegfriedDie Pension Siegfried in München (Amalienstraße 12) wurde von Jeanette Künsberg geführt [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1905, Teil I, S. 505]., Amalienstrasse 12 II wohnt eine junge
Jüdin mit einer schönen weißen Haut; sie singt, aber eigentlich
möchte sie wie sie mir sagte, höheren Unterricht | in der Liebe nehmen. Ich
empfahl ihr dich als Lehrer und sie sagte, sie wäre glücklich, wenn du sie
telephonisch (Telephon Pension Siegfried) von deinem Besuch
verständigen wolltest. Sie heisst auch Käte Hildbergnicht näher identifiziert. und oscilliert um das
Alter von 23, zeigt grossen Eifer und träumt von nichts als eine grosse Hure zu
werden. Es ist kein Witz, der keiner wäre, wollte er einer sein. |
Bitte:
schreib für die Kleine nicht Ibsen und gehe nicht darauf aus, Bard,
den Verleger, zu einer grossen Hure zu machen – du musst das auseinanderhalten,
was ich bemerke in der Annahme, dass du diese Mittheilungen etwa um 8 Uhr früh
ins Bett bekommen könntest.
Herzlichst
dein
Blei