Sehr geehrter Herr Peters!
Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihre liebenswürdigen
Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Gustav Werner Peters an Wedekind, 14.5.1911. . Meine Bitte, mir sonst noch etwas zu schicken, ging von der
Voraussetzung aus, daß Sie vielleicht schon ein Buch veröffentlicht hätten.
Aber des FeuilletonismusDer Schriftsteller Gustav Werner Peters (Valleystraße 38) [vgl. Adressbuch München und Umgebung 1912, Teil I, S. 463] schrieb seinerzeit regelmäßig für die „Münchner Neuesten Nachrichten“ und ging Ende des Jahres als Feuilletonredakteur nach Mannheim: „Peters kommt zum Thee und erzählt daß er zur Neuen Bad. Landeszeitung geht.“ [Tb, 14.11.1911], den jeder von uns durchgemacht d/h/at, hat man
sich doch wohl auch nicht zu schämen. Ich würde auch jetzt noch mit dem GrößtenSchreibversehen, statt: größten.
Vergnügen Feuilletons schreiben wenn | ich eine etwas leichtere Feder hätte.
Der ehrenvolle VorschlagGustav Werner Peters plante offenbar ein Buch über Wedekind zu schreiben, in dem er selbst zu Wort kommen sollte. Joachim Friedenthal merkte zu den überlieferten und von ihm erstmals publizierten Notizen Wedekinds [vgl. GW 9, S. 419-453; KSA 5/II, S. 430-437 u. KSA 5/III, S. 842-851] an: „Es ist da noch ein letzter Teil im Nachlaß, Wedekinds eigene Notizen, ergänzt durch Vorworte, zu seinen Werken. ‚Was ich mir dabei dachte‘ nannte er es selber, als er das knappe Material im Jahre 1912 an Gustav Werner Peters nach Mannheim schickte. Dieser junge Schriftsteller, ein Freund aus unseren gemeinsamen Schul- und Jugendjahren, saß damals dort in der Fron des Journalismus. Aber er wollte ein Buch über den bewunderten Dichter schreiben, bekam dazu die Daten, begann, wußte Feines zu sagen und kam nicht zur Vollendung des Ganzen“ [GW 9, S. 467f.]., den Sie mir machen muß mich natürlich in hohem Maße
interessiren. Doppelt dankbar müßte ich Ihnen sein, wenn Sie mir in solch einem
Buche Gelegenheit geben wollten, die unzähligen Mißverständnisse, auf die ich
gestoßen bin nach Möglichkeit aufzuklären. Was Sie in Ihrem BuchenSchreibversehen, statt: Buche. als meine
Absichten die ich verfolgte, als die Ansichten die ich verkörpern wollte,
anführen würden, müßte von Ihrem ästhetischen Urtheil, | von Ihrer Kritik
natürlich streng geschieden sein, bis daraufhin, daß es eben gleichfalls Objekt
Ihrer Beurtheilung würde.
Gestern sprach ich Mülleranlässlich eines überbrachten Manuskriptes an seinen Verleger Georg Müller (Josephplatz 7) [vgl. Adressbuch München und Umgebung 1912, Teil I, S. 423]: „Ich bring Feuerwerk zu Müller.“ [Tb, 16.5.1911] von Ihrem Plan, der wie mir schien
sich sehr dafür s interessierte. Ich bin eben im Begriff auf einige Tage
nach BerlinWedekind reiste am Abend mit dem Nachtzug nach Berlin: „Abfahrt von München“ [Tb, 17.5.1911] zu einer „Vorstellung der Büchse der Pandora“ [Tb, 20.5.1911] am Hebbel-Theater. In der Nacht vom 21. auf den 22.5.1911 kehrte er nach München zurück [vgl. Tb]. zu fahren. Nach meiner Rückkehr werde ich mir erlauben bei Ihnen
anzufragen, wo wir uns zu einer BesprechungIn der Folge kam es laut Tagebuch wiederholt zur „Unterredung mit Dr. Peters“, so am 8., 10. und 22.6.1911. Am 24.6.1911 notierte Wedekind: „Peters kommt zu mir. Ich gebe ihm die Kritiken“, tags darauf erneut: „Unterredung mit Peters“, am 30.8.1911: „Mit Peters auf den M.N.N.“ und am 7.9.1911: „Unterredung mit Peters im Franziskaner“. treffen könnten.
Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
17.5.11.