DIE ELF SCHARFRICHTER
MÜNCHEN TÜRKENSTR. 28
Arcisstrasse 19Wohnadresse (Arcisstraße 19, 3. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1904, Teil I, S. 61] Franz Bleis, der bei den Elf Scharfrichtern (Direktion: Marc Henry) als Oberregisseur und Dramaturg engagiert war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 444].
Lieber Frank, ich bin nicht und komm nicht dazu, dich
aufzusuchen, die Vormittage, wo du mit einiger Wahrscheinlichkeit zu treffen
bist, hab ich mit den ProbenDie Presse meldete: „Die Proben für das November-Programm, das [...] Szenen von [...] Scharfrichter Frank Wedekind bringen wird, haben bereits begonnen.“ [Die Elf Scharfrichter. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 491, 21.10.1903, Vorabendblatt, S. 3] zu thun, die Nachmittage, mich davon zu erholen.
Hast du Lust und Zeit, morgen vormittag zwischen 10 – 1210 bis 12 Uhr. nach der Türkenstrassezu den Elf Scharfrichtern (Türkenstraße 28, Parterre, Seitengebäude) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1904, Teil I, S. 139].
zu kommen?
Wirst du mitthun? Henry wusste nichts Bestimmtes darüber?/./
In der ersten Subscriptionsvorstellung, die in der Gegend
vom 10. NovemberDie erste Subskriptionsvorstellung des 3. Akts der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903), als Kabarettbearbeitung unter dem Titel „LULU. Tragödie in einem Aufzug vom Scharfrichter FRANK WEDEKIND“ [KSA 3/II, S. 1296] im Programmheft der Elf Scharfrichter vom November 1903 angekündigt, sollte am 12.11.1903 stattfinden, die vorangehende ‚Ehrenexekution‘ am 7.11.1903 [vgl. KSA 3/II, S. 1296f.]. Die Presse hatte zunächst angekündigt: „Das Theater der Elf Scharfrichter wird in der kommenden Saison unter Zuziehung gastierender Künstler eine Reihe von Vorstellungen auf Subskription veranstalten. Es wird die Aufführung folgender Bühnenwerke vorbereitet: [...] ‚Büchse der Pandora‘ von Frank Wedekind“ [Die Elf Scharfrichter. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 435, 18.9.1903, Vorabendblatt, S. 2], dann: „Die Einladungen zu den Subskriptions-Vorstellungen werden dieser Tage versandt. Um den zahlreichen Anfragen gerecht zu werden, sei bekannt gegeben, daß diese Vorstellungen (acht an der Zahl, deren jede einmal wiederholt wird) außer dem regulären Betrieb am Anfang jeden Monats stattfinden. – Bei der ersten Subskriptions-Vorstellung, am 12. November, werden folgende Bühnenwerke aufgeführt: Wedekinds ‚Lulu‘ (dritter Akt der ‚Büchse der Pandora‘)“ [Die Elf Scharfrichter. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 505, 29.10.1903, Vorabendblatt, S. 2]. Die Aufführung wurde von der Zensur untersagt, was die Polizeidirektion München der Direktion der Elf Scharfrichter (Marc Henry) erst am 2.12.1903 mitteilte: „Die öffentliche Aufführung von ‚Lulu‘ [...] wird aus Gründen des öffentlichen Anstands verboten.“ [KSA 3/II, S. 1209] sein soll, will ich den letzten Akt der Pandora
spielen, als erstes Stück eine 15 Minuten dauernde Zartheit von R. MichelDas Subskriptionsformular für das Stück „Der Vater im Feld“ von Robert Michel war ausgefüllt [vgl. Kemp 2017, Anhang Repertoire, S. 149], es wurde aber nicht aufgeführt.. Dann
die Pandora, zum Schluss den Capitol-AktIn der antiken Komödie „Lysistrate“ des griechischen Komödiendichters Aristophanes haben sich die Frauen auf der Akropolis in Athen verschanzt (sie verweigern sich dort ihren Ehemännern so lange sexuell, bis diese den Krieg beenden), nicht auf dem Kapitol, der Burg des antiken Rom; gemeint sein dürfte die 3. Szene. Die Presse hatte „‚Lysistrata‘ des Aristophanes“ [Die Elf Scharfrichter. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 435, 18.9.1903, Vorabendblatt, S. 2] angekündigt, das Stück wurde von den Elf Scharfrichtern aber nicht aufgeführt [vgl. Kemp 2017, Anhang Repertoire, S. 148]. der Lysistrata. Die Vor|stellung wird
zwei mal wiederholt. Für den PrivatdozentenDr. Hilti, „Privatdozent“ [KSA 3/I, S. 478], der Schwyzerdütsch (Schweizerdeutsch) spricht [vgl. KSA 3/I, S. 535f.], einer der Freier Lulus im 3. Akt der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903). In der Kabarettbearbeitung „Lulu. Tragödie in einem Aufzug“ (siehe oben) sollte dem Programmheft der Elf Scharfrichter vom November 1903 zufolge „Dr. Hilti“ von „FRANK WEDEKIND“ [KSA 3/II, S. 1296] gespielt werden. haben wir einen OriginalschweizerEugen Keller, der einzige Schweizer (in Basel geboren und erst kürzlich aus der Schweiz gekommen) unter den zum Saisonbeginn am 1.10.1903 neu engagierten Ensemblemitgliedern der Elf Scharfrichter; für den Eröffnungsabend war angekündigt, es „werden sich an diesem Abend die neuengagierten Mitglieder vorstellen“, darunter „Eugen Keller“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 451, 27.9.1903, S. 2], der sein Debüt als Schauspieler am 19.12.1902 am Stadttheater in Aarau hatte [vgl. Thomas Blubacher: Befreiung von der Wirklichkeit? Das Schauspiel am Stadttheater Basel 1933-1945. Basel 1995, S. 42], bevor er Mitglied der Elf Scharfrichter [vgl. Kemp 2017, Anhang Ensemble, S. 25] wurde. Die Rolle des Privatdozenten Dr. Hilti wurde nicht mit ihm besetzt (siehe oben).,
der es leider nur immer und in allen Rollen ist und
den wir nur für diese eine Rolle behalten wollen. Aber du wirst selbst eine
Rolledie Rolle des Dr. Hilti (siehe oben). übernehmen müssen, ich würde den SchigolchFigur in Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903) [vgl. KSA 3/I, S. 478]; in der Kabarettbearbeitung „Lulu. Tragödie in einem Aufzug“ (siehe oben) sollte die Rolle von Paul Larsen gespielt werden [vgl. KSA 3/II, S. 1296]. meinen oder AlwaAlwa Schön, „Schriftsteller“ [KSA 3/I, S. 478] in Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903), „Dr. Alwa Schön“ [ KSA 3/II, S. 1296] in der Kabarettbearbeitung „Lulu. Tragödie in einem Aufzug“ (siehe oben), in der die Rolle von Carl Neubert gespielt werden sollte [vgl. KSA 3/II, S. 1296]..
Mitte Februar dürfte das neue TheaterDer Umzug der Elf Scharfrichter in ein größeres Theater wurde nicht realisiert [vgl. Kemp 2017, S. 89]. fertig sein, das eine
anständige Bühne hat; bis dahin will ich mit dem Liebestrank wartenWedekinds Schwank „Der Liebestrank“ (1899) war zwar angekündigt: „Das Theater der Elf Scharfrichter wird in der kommenden Saison [...] eine Reihe von Vorstellungen auf Subskription veranstalten. Es wird die Aufführung folgender Bühnenwerke vorbereitet: ‚Der Liebestrank‘ [...] von Frank Wedekind“ [Die Elf Scharfrichter. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 435, 18.9.1903, Vorabendblatt, S. 2], und das Subskriptionsformular ausgefüllt [vgl. Kemp 2017, Anhang Repertoire, S. 149], er wurde aber bei den Elf Scharfrichtern nicht aufgeführt, „da sich die Truppe Anfang 1904 auflöste.“ [KSA 2, S. 1073] u. den
andern Sachen, die die Türkenstrassenbühnedie Bühne der Elf Scharfrichter in der Türkenstraße 28 (siehe oben). nicht vertragen.
Herzlichst
Dein
Blei