Leipzig,
Kantstr. 26 IITherese Osterloh (geb. Belot) war dann als Witwe eines Generalmajors unter dieser neuen Adresse verzeichnet (Kantstraße 26, 2. Stock) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1912, Teil I, S. 633].
Den 22. Aug. 1911
Liebe gnädige Frau!
Erst heute kann ich Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl meine
herzlichsten Glückwünschezur Geburt von Kadidja Wedekind am 6.8.1911 in München, nach der Tochter Pamela Wedekind das zweite Kind von Frank und Tilly Wedekind. aussprechen. Möge das Prinzeßchen recht zu Ihrer
Freude gedeihen. Anna Pamelas Entzücken kann ich mir vorstellen.
Daß Ihnen das Jäckchen gefallen und Freude gemacht hat,
freut mich sehr. Sie dürfen aber so | etwas nicht als „Geschenkvermutlich Zitat aus einem nicht überlieferten Dankesschreiben Tilly Wedekinds an Therese Osterloh für das übermittelte Jäckchen für das neugeborene Kind (siehe oben).“ auffassen; ich
liebe Kinder so sehr; Sie selbst habe ich auch sehr
lieb, und es ist mir eine Freude Ihnen meine Zuneigung zu beweisen.
Mein UmzugTherese Osterloh ist von München (Galeriestraße 35a, 3. Stock) [vgl. Adreßbuch für München 1909, Teil I, S. 408], wohin sie nach dem Tod ihres Gatten (am 9.8.1903 in Blasewitz bei Dresden), des sächsischen Generalmajors Gustav Eduard Osterloh (Heirat am 15.10.1867 in Leipzig), umgezogen war, nun wieder in die Geburtsstadt ihres Gatten umgezogen, nach Leipzig (siehe oben), wo sie lange gelebt hat und wo auch ihre Tochter Hildegard Osterloh (siehe unten) geboren ist., bei der HitzeDer Sommer 1911 war von einer seinerzeit „abnormen Hitze“ [Folgen der Hitze. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 380, 16.8.1911, S. 3] geprägt, die in München inzwischen nachgelassen hatte: „Die Hundstage neigen sich ihrem Ende zu und die damit gewöhnlich verbundene Abnahme der Temperatur ist auch in diesem heißen Sommer eingetreten. Die größte anhaltende Hitze, wenigstens bei uns, herrschte eigentlich vor Beginn der Hundstage, vor dem 24. Juli, und begann von den ersten Tagen des August an langsam abzunehmen. Während am 5. August die Höchsttemperatur in München noch 30 Grad Celsius betrug, war sie am 15 August nur mehr 26 Grad Celsius, am 18. August 21 Grad Celsius, die niederste Temperatur an diesem Tage 11 Grad Celsius. Leider haben sich mit dem Nachlassen der großen Hitze nicht auch die erhofften und so notwendigen Niederschläge eingestellt.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 387, 20.8.1911, S. 3] In Leipzig war es dem Wetterbericht zufolge gerade heiter und trocken bei nachmittags rund 27 Grad Celsius [vgl. Leipziger Tageblatt, Jg. 105, Nr. 232, 22.8.1911, Morgen-Ausgabe, S. (8)]. war greulich; ich habe auch
infolgedessen einen Bronchialkatarrh gehabt, der recht hartnäckig ist. Die arme
HildegardHildegard Osterloh wechselte als Schauspielerin vom Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 554] zunächst an das Berliner Lessingtheater (Direktion: Oskar Blumenthal) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 300] und von dort dann sehr rasch an das Düsseldorfer Schauspielhaus (Direktion: Louise Dumont-Lindemann und Gustav Lindemann) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 396]. hat es sehr schwer gehabt, da sie durch
tägliche Proben und spielen sehr in Anspruch genommen ist, und so gar nicht
dazu kommt, ihre | WohnungHildegard Osterloh wohnte nun in Düsseldorf (Bergerallee 13, 3 Stock) [vgl. Adreßbuch 1912 für die Stadtgemeinde Düsseldorf, Teil II, S. 385]. einzurichten; wenn sie es nur aushält, ich sorge
mich sehr um sie. Sie hat aber, wie sie kurz schrieb, eine nette Wohnung, dem
Rhein gegenüber: Bergerallee
13. III.
Mit den allerbesten und aufrichtigen Wünschen für Ihr und
Ihres Kindchens Wohlergehen, verbleibe ich, mit verehrungsvollem Gruß an Ihren
Herrn Gemahl, einen Kuß an Anna
Pamela
Ihre treu ergebene
Th. Osterloh.