– Carte postale. –
Union postale universelle. – Weltpostverein. – Unione postale universale.
SUISSE. SCHWEIZ.
SVIZZERA.
Herrn Franklin
Wedekind, Stud. iur.,
im Königlichen Krankenhaus, Studentenabtheilung
München.
Kgrch Bayern. |
Freitag, 11 Sept., morgens. – L. B!. Eben bringt mir Angestellter auf Schloss Lenzburg. D. l. Karte von vorgesternvgl. Frank Wedekind an Friedrich Wilhelm Wedekind, 9.9.1885. und freue ich mich, daß
D. Zustand sich
sichtlich bessert. Vorgestern erhielten wir einen herzigen Brief von H. GR. NußbaumWedekinds Mutter hatte sich offenbar bei dem behandelnden Arzt nach dem Gesundheitszustand ihres Sohnes erkundigt. Der Antwortbrief ist überliefert; darin heißt es: „Verehrte Frau! Herzlich gerne antworte ich Ihnen selbst mit der aufrichtigsten Wahrheit. / Alles was Ihr lieber Herr Sohn Franklin schrieb, ist wahr. Er hatte eine sogenannte Phlegmone oder Pseudoerysipelas, oder falsche Rose am Unterschenkel; wahrscheinlich durch Erkältung zugezogen, war ziemlich ernst krank. Zweimal musste dem angesammelt Eiter mit Drainagerohren ein Weg nach Außen gebahnt werden. Jetzt ist Herr Franklin aber ganz fieberlos, schläft u ißt sehr gut, u wird in kurzer Zeit ganz genesen sein. / Ich halte es für ganz überflüssig, daß Jemand zum Einpacken kommt etc obwohl eine befreundete Reisebegleitung immer recht angenehm ist, besonders wenn man es mit der Douane zu thun hat. / Wir haben Ihren liebenswürdigen gebildeten Sohn alle sehr liebgewonnen u freuen uns daß er aller Gefahr guth entronnen = der gänzlh Genesung nahe ist.“ [Johann Nepomuk Nussbaum an Emilie Wedekind, 8.9.1885, Mü FW B 120] , der uns
ebenfalls die beruhigendsten Versicherungen ertheilte. Erstatte bei erster
Gelegenheit unsern verbindlichsten Dank, so wie Du solches auch für Dich bei D. Weggange thun wirst. „Wir
alle haben den liebenswürdigen, jungen Mann recht lieb gewonnen“, so schrieb er
und so liebenswürdig wirst Du Dich ihm gegenüber auch später zeigen. – Auf m. letzten Kartenvgl. Friedrich Wilhelm Wedekind an Frank Wedekind, 27.8.1885 sowie 7. und 9.9.1885. gab ich
Dir einige Verhaltungsmaßregeln und sage Dir auch heute, verlasse das
Krankenhaus nicht eher, als bis die wunde Stelle wieder gut und derb
überhäutet ist und keine Gefahr eines Wiederaufbruchs mehr existirt. Wäre
letzteres der Fall, so würde ein Wiedereintritt ins Krknhaus schon schwieriger
sein, und die Sache zu unbedeutend, die aber trotzdem recht langwierig werden
könnte. Bist Du entlassen, dann laufe nicht viel in den Straßen herum, weil Du
des Gehens und der Luft entwöhnt bist und Dich bei schlechtem Wetter, wie wir
es schon seit 14 Tagen haben, leicht erkälten kannst. Bleibe daheim, laß Deine
Sachen packen und wähle Dir dann für die Reise wo möglich einen günstigen Tag,
was Du ja am Barometer u Wind am Tag vorher ermessen kannst. Dann telegraphire mir nachmittags, daß Du am andern Morgen, 7
Uhr abreist, damit
auch ich um dieselbe Zeit Dir entgegenfahren kann. Heute regnet u stürmt es
unaufhörlich und wäre kein Tag zum Reisen. Besten Gruß von D. tr. P.
Kleide Dich nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm, verbinde
das Bein gut.