Kennung: 5564

München, 9. September 1885 (Mittwoch), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Friedrich Wilhelm

Inhalt

Königreich Bayern.

Postkarte.


An

Herrn Dr. Wedekind,
Schloss Lenzburg
in Schweiz
(Aargau) |


L. P.

Vorgesternam 7.9.1885. schrieb ich einen längeren Brief an Mamavgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 7.9.1885., den sie, so hoffe ich, glücklich erhalten hat. Gesternam 8.9.1885. bekam ich Deine liebe Cartevgl. Friedrich Wilhelm Wedekind an Frank Wedekind, 7.9.1885. und melde Dir meinen besten Dank dafür. – Die Lage meines Abscesses, nach der Du fragst, war in gleicher Flucht mit dem Knöchel, d. h. gerade auf der Höhe der rechten Seite des linken u/U/nterschenkels, nahe an der inneren Kante des Schienbeines, aber ohne damit in Berührung zu kommen. Vom Knöchel war die Höhle etwa 3 Zoll und von der unteren Grenze des Kniees ebenso weit entfernt. Am Tage, da die Eiterstelle geöffnet wurde, blieb ich im Bette, obschon mir der Doctor das Aufstehn erlaubt hatte. Aber ich fühlte mit/ch/ wegen etwas erhöhter Temperatur nicht ganz wohl. Am folgenden Tag erhob ich mich wieder und bin seither täglich von Morgens 8 Uhr bis dunkelwerden aufgeblieben. Dabei sitze ich meistens auf in einem Lehnsessel und halte den Fuß auf einem Polsterstuhl vor mir. Das Gehen geht zwar schon ganz bequem, aber bis die Wunde geschlossen ist, ist mir noch Ruhe anempfohlen. Der Arzt der mich jetzt behandelt, ist ein Dr. Ne/Pf/eiferLudwig Pfeiffer, Assistenzarzt im Krankenhaus links der Isar und praktischer Arzt (Krankenhausstraße 1) [vgl. Adressbuch von München für das Jahr 1885, Teil I, S. 378]., ein Neffe von Prf. Nußbaum, dabei ein äußerst freundlicher Mann. HammiArmin Wedekind studierte im Wintersemester 1885/85 in München Medizin und verbrachte dabei viel Zeit in der Universitätsklinik [vgl. Frank Wedekind an Frie.drich Wilhelm Wedekind, 19.2.1885], die im Krankenhaus links der Isar angesiedelt war. wird ihn wohl von der Klinik her kennen. Mit dem innigen Wunsch, daß diese Carte Euch AlleNeben Wedekinds Eltern sind wohl vor allem die jüngeren Geschwister Erika, Donald und Emilie gemeint, die auf Schloss Lenzburg lebten. gesund und wohl antreffe grüßt Dich dein treuer Sohn Franklin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke zu 5 Pfennig und zwei aufgeklebten Briefmarken zu je 3 Pfennig frankiert. Auf der Adressseite ist oben links das bayerische Wappen aufgedruckt. Auf der Textseite ist oben links mit Bleistift „4.“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 9.9.1885 ist als Ankerdatum gesetzt – das Datum des Postausgangsstempels darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangsstempel München: „8–9 Nm.“ (= 20 bis 21 Uhr). Uhrzeit im Zwischenstempel Ambulant: „12“ (= 12 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Lenzburg: „7“ (= 19 Uhr).

Erstdruck

Briefwechsel mit den Eltern 1868‒1915. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2021
Seitenangabe:
111
Briefnummer:
47
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 190
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Friedrich Wilhelm Wedekind, 9.9.1885. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

18.10.2024 12:13