Kennung: 5307

Wien, 28. Juni 1901 (Freitag), Bildpostkarte

Autor*in

  • Mahler, [Vorname]

Koautoren*in

  • Heims, Else
  • Held, Berthold
  • Dumont, Louise
  • Trenner, Annie

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Post-Karte.


An Herrn Frank Wedekind
p. adr. Redaktion des „SimplicissimusDie Redaktion der von Albert Langen verlegten und herausgegebenen Münchner illustrierten Wochenschrift „Simplicissimus“, für die Wedekind von Anfang an als Beiträger tätig war (das erste Heft vom 4.4.1896 eröffnete mit seiner Erzählung „Die Fürstin Russalka“), hatte seit 1901 ihren Sitz in der Kaulbachstraße 91 (davor seit Gründung des Albert Langen Verlags 1896 in der Kaulbachstraße 51a, dann seit 1897 in der Schackstraße 4, danach ab Sommer 1913 in der Hubertusstraße 27).
in München |


Wiener Rathhaus-Keller.

Volkskeller.


Der Club der Wiener Tantenmörderin Anspielung auf Wedekinds Gedicht „Der Tantenmörder“ (1897), das durch Otto Julius Bierbaums Anthologie „Deutsche Chansons (Brettl-Lieder)“ (1900) starke Verbreitung gefunden hatte [vgl. KSA 1/II, S. 1287], ein Teil jener Gruppe, die nach dem Ensemblegastspiel des Deutschen Theaters zu Berlin (Direktion: Otto Brahm) vom 10. bis 30.6.1901 am Carl-Theater in Wien vom 1. bis 8.7.1901 ein Gastspiel als Kabarett Schall und Rauch gab; angekündigt war: „Wie wir erfahren, wird die Berliner Künstlervereinigung ‚Schall und Rauch‘ einige ihrer Vorstellungen, die eine Art von ‚Ueberbrettl‘ bilden, im Carl-Theater geben. Ihre Vorstellungen werden sich dem Gastspiel des Deutschen Theaters unmittelbar anschließen.“ [Neues Wiener Abendblatt, Jg. 35, Nr. 162, 15.6.1901, S. 4] „Das Programm der Künstlervereinigung ‚Schall und Rauch‘, welche bekanntlich am 1. Juli eine Reihe von acht Vorstellungen im Carl-Theater eröffnet, setzt sich hauptsächlich aus Parodien, Travestien und Satiren, die sich auf Gebiete des Theaters und der Literatur beziehen, zusammen. Die Dichter und die Darsteller sind fast ausschließlich Mitglieder des Berliner Deutschen Theaters.“ [Neues Wiener Tagblatt, Jg. 35, Nr. 170, 23.6.1901, S. 8] „Im Carl-Theater beginnt Montag Abends 7½ Uhr ein Gastspiel der Künstler des Deutschen Theaters aus Berlin, das unter dem Titel ‚Schall und Rauch‘ eine Reihe heiterer Parodien und Travestien auf dem Gebiete des Theaters und der Literatur zur Darstellung bringt.“ [Wiener Zeitung, Nr. 148, 29.6.1901, S. 9] Es firmierte als „(Berliner heitere Künstler-Abende unter Leitung von Friedrich Kayßler und Max Reinhardt): ‚Schall und Rauch.‘“ [Neue Freie Presse, Nr. 13233, 28.6.1901, Morgenblatt, S. 15] „Bei diesen Künstlerabenden, welche unter der administrativen Leitung des Herrn Berthold Held stehen, wirken folgende Mitglieder des ‚Deutschen Theaters‘ mit: Die Damen: Else Heims. Annie Trenner; die Herren: Bernauer, Kayßler, Noster, Reinhardt, Schwaiger. Vallentin und Ziener.“ [Wiener Allgemeine Zeitung, Nr. 6990, 2.7.1901, S. 3] sendet von seiner ersten feierlichen Tantenschlachtungin Anspielung auf den Auftakt von Wedekinds Gedicht „Der Tantenmörder“ – „Ich hab’ meine Tante geschlachtet“ [KSA 1/I, S. 432] – die Programmplanung im Rathauskeller in Wien (I, Felderstraße 1) für das Gastspiel von Schall und Rauch im Wiener Carl-Theater (siehe oben). Friedrich Kayßler schrieb am 13.6.1901 aus Wien an Christian Morgenstern: „Wir wollen übrigens auch jetzt anschließend an das hiesige Gastspiel ein Schall u. Rauchgastspiel im Karltheater auf 8 Tage machen. Man bot es uns an, wir wären dumm, wenn wirs nicht thäten.“ [Breitner 2005, S. 549] im Wiener Rathskeller seinem Obertantenmörder als Gruß einen der DärmeZitat aus Wedekinds Gedicht „Der Tantenmörder“ (3. Strophe, 3. Vers): „Ich stieß ihr den Dolch in die Därme“ [KSA 1/I, S. 432] – der groteske Mord im Gedicht wohl als Katachrese für das auf der Bildpostkarte zelebrierte Entwerfen eines Kabarettstücks mit fiktionalen Figuren (Entdecker, Komponist, Wissenschaftler) für Schall und Rauch (siehe oben). der eben geschlachteten Tante.

Famosunsichere Lesart., Entdecker.

Gottlieb, Componist.

Lemm, Wissenschaftler.

erg.unsichere Lesart. Mahler

++++ +obe DumontLouise Dumont, Schauspielerin am Deutschen Theater in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 240], war bei den Gründungsvorbereitungen für das Theater Schall und Rauch in Berlin maßgeblich engagiert, wie Friedrich Kayßler am 13.6.1901 aus Wien an Christian Morgenstern schrieb: „Wir machen nun selbständig Schall u. Rauch auf in Armins Hotel Unter den Linden. [...] die treibenden Elemente sind Dumont, Reinhardt u. ich.“ [Breitner 2005, S. 549] HeimsElse Heims, Schauspielerin am Deutschen Theater in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 240], deren Name auf dem Programmzettel der Eröffnung des Kabaretts Schall und Rauch am 23.1.1901 stand [vgl. Schall und Rauch: Erlaubtes und Verbotenes. Spieltexte des ersten Max-Reinhardt-Kabarett (Berlin 1901/02). Hg. von Peter Sprengel. Berlin 1991, S. 45 (Faksimile)] und sie selbst bei dem Wiener Gastspiel von Schall und Rauch auf der Bühne (siehe oben). TrennerAnnie Trenner, Schauspielerin am Deutschen Theater in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 240], die bei dem Wiener Gastspiel von Schall und Rauch auf der Bühne stand (siehe oben). u. HeldBerthold Held, im dann am 9.10.1901 in Berlin offiziell eröffneten Theater Schall und Rauch (Unter den Linden 44) Regisseur [vgl. Neuer Theater-Almanach 1902, S. 263], war als administrativer Leiter des Wiener Gastspiels von Schall und Rauch ausgewiesen (siehe oben). Friedrich Kayßler nannte ihn am 13.6.1901 im Brief aus Wien an Christian Morgenstern „einen Mann für die praktischen Erledigungen, Berthold Held, einen alten Kollegen Reinhardts, der sehr gewissenhaft u. arbeitsfähig ist, aber kein selbständiger Kerl.“ [Breitner 2005, S. 548]

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9,5 cm. Mit Textaufdruck.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Bildseite zeigt eine fotografische Ansicht wie in der gedruckten Bildbeschreibung (hier wiedergegeben) angegeben, außerdem einen gedruckten Herstellernachweis: „Druck Friedrich Jasper in Wien. Déposé. 24. Verlag von Gerlach & Schenk in Wien.“ Die Bildpostkarte ist mit einer aufgeklebten Briefmarke von 5 Hellern frankiert. Wedekind hat oben auf der Adressseite mit roter Tinte das Datum „28.6.01.“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Postausgangsstempels – 28.6.1901 – darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangsstempel Wien: „11 – 12 V“ (= 11 bis 12 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel München (nur teilweise lesbar): „7 – 8“ (= 7 bis 8 Uhr oder 19 bis 20 Uhr).

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 189
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

[Vorname] Mahler, Else Heims, Berthold Held, Louise Dumont, Annie Trenner an Frank Wedekind, 28.6.1901. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.05.2024 18:54