Kennung: 523

Berlin, 24. März 1907 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian

Inhalt

Lieber verehrter Herr Harden,

würden Sie Herrn Rathenau, Herrn Cassirer, Herrn Gerhäuser und besonders mir die Freude machen Charfreitag Abend um 9. Uhrum 21 Uhr am 29.3.1907 (Karfreitag), an dem Wedekind notierte: „Abends gebe ich eine Gesellschaft im Palasthotel mit Rathenau Gerhäuser Cassirer, Durieux und Tilly.“ [Tb] Dabei waren neben Walther Rathenau, Emil Gerhäuser und Paul Cassirer auch Tilla Durieux und Tilly Wedekind. im Palasthotel am Potsdamer PlatzDas Palast-Hotel (Königgrätzer Straße 130/131) [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 1750] lag am Potsdamer Platz; es gab noch eine Filiale am Leipziger Platz 18/19. mit uns zu Abend zu essen.

Ich glaube Sie dann durch eine | Geschichte unterhalten zu können die sich an den Artikel Der vermummte Herr anschließt und die meines Erachtens noch nie dagewesenes Beispiel von KünstlerstolzWedekind bezieht sich auf die Reaktion seines Schneiders Johann Christoph Jureit auf Karl Schefflers Besprechung „Der vermummte Herr“ in der „Zukunft“, in der vom Kostüm des von Wedekinds gespielten vermummten Herrn in „Frühlings Erwachen“ die Rede ist, das ein Berliner Schneider gearbeitet habe: „Jetzt erscheint der vermummte Herr in einer neuen raffinirten Verkleidung; einer, die auch die ,oberen Schichten‘ der Gesellschaft kirren soll. Er kommt im eleganten Ueberrock, mit glänzend gebürstetem Cylinder, eine schwarze Maske vor dem Gesicht; [...] das monumentale Achselzucken kleidet vortrefflich in einem Gewand, das vom Modeschneider Unter den Linden bezogen ist.“ [Karl Scheffler: Der vermummte Herr. In: Die Zukunft, Jg. 16, Nr. 24, S. 403-407, hier S. 404] Wedekinds in Frankfurt am Main ansässiger Schneider dürfte sich in seinem Stolz verletzt gesehen haben ‒ jedenfalls unterbreitete Wedekind ihm einen Vorschlag, auf den Artikel zu reagieren [vgl. Wedekind an Johann Christoph Jureit, 16.3.1907]. enthält.

Wegen der Rückkehr nach dem Grunewald brauchen Sie auch nicht zu besorgt zu sein, da Herr Gerhäuser mit Ihnen den gleichen WegEmil Gerhäuser wohnte im Berliner Ortsteil Halensee (Friedrichsruherstraße 7) [vgl. Emil Gerhäuser an Wedekind, 21.11.1906], der an den Ortsteil Grunewald angrenzt, wo Maximilian Harden (Wernerstraße 16) [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 801] wohnte. hat.

Also bitte, machen Sie uns | allen die Freude!

Mit ergebensten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


Kurfürstenstraße 125.

24.3.7.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 15 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    24. März 1907 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
64-65
Briefnummer:
27
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 24.3.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.10.2023 22:02