Sehr verehrter Herr Harden!
Es wird also nichts aus einem gemeinschaftlichen Wirkennicht ermittelt. Das Vorhaben hätte dem vorliegenden Brief zufolge gemeinsame Reisen eingeschlossen, womöglich Vortragsreisen.. Schade!
Schade! Hier in Berlin sehe ich Sie ja auch sonst dann und wann, aber sehr leid
thut es mir um etwaige gemeinschaftliche Reisen, auf die ich mich schon so
gefreut hatte. Es ist wirklich schade!
Ihr Urtheil, das Sie mir als Ergebnis Ihres BesuchesMaximilian Harden besuchte am 17.11.1906 eine Probe von „Frühlings Erwachen“ [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 16.11.1906], die erste und letzte vor der Generalprobe zur Uraufführung. | der
einen Probe auf der liebenswürdigen Karteeine Postkarte [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 17.11.1906]. schrieben entsprach durchaus meinem
Gefühl. Ich gab Ihre Zeilen sofort an Reinhartals Briefbeilage [vgl. Wedekind an Max Reinhardt, 18.11.1906]. weiter
In einer WeinstubeIm Tagebuch ist ein Besuch Wedekinds in der Weinstube Eugen Steinert in Charlottenburg (Kurfürstendamm 22) erstmals am 14.12.1905 dokumentiert, danach bis zum vorliegenden Brief noch 21 Besuche, der letzte am 29.11.1906 zusammen mit Tilly Wedekind, Ida Orloff und Albert Steinrück: „Nachts mit Tilly Iduschka und Steinrück bei Steinert“ [Tb]., in der ich jetzt dann und wann nach der
Vorstellung sitze, erfuhr ich, daß auch Sie früher öfter dort waren und so kam
mir der Gedanke, ob Sie sich dazu nicht vielleicht auch jetzt wieder
entschließen würden. Die Weinstube heißt Eugen | Steinert und liegt am
Kurfürstendamm, neben dem Café des Westens, nicht zu verwechseln mit Steinert
und Hansen, das gegenüber neben Austernmeier liegt. Heute Freitag Abend habe
ich mich auf 11 Uhrum 23 Uhr. Wedekind notierte die Zusammenkunft in der Weinstube Eugen Steinert (siehe oben) am 30.11.1906: „Nachts mit Franz Evers, Konrad Ansorge Gerhäuser und Braun bei Steinert.“ [Tb] mit Franz nicht Hans Heinz Ewers dorthin verabredet. Vielleicht kommt auch Emil
Gerhäuser, der in Halensee wohnt. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß uns Ihr
Erscheinen eine sehr große Freude wäre. Aber vielleicht ist Ihnen die Stunde zu
spät. Dann würde | ich um die Erlaubnis bitten, Sie einandermal, wenn wir
wieder dortWedekind besuchte die Weinstube Eugen Steinert (siehe oben) zwar sehr häufig, Maximilian Harden war dort aber nachweislich erst am 19.4.1907 in einer Runde mit dabei: „bei Steinert mit Harden Rathenau und Theodor Wolff und Cassirer Durieux Tilli.“ [Tb] zusammen kommen, telephonisch benachrichtigen zu dürfen.
Aber ein gnädiger günstiger Zufall könnte es Ihnen ja
vielleicht auch heute passend erscheinen lassen.
Darf ich Sie bitten, Ihrer verehrten Frau Gemahlin meine
ergebensten Empfehlungen aussprechen zu wollen.
Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.
30.11.6.