Kennung: 5092

Paris, 16. September 1893 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Emilie

Inhalt

Liebe Mama,

in aller Eile besten Dank für deinen freundlichen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 14.9.1893.. Frau H.Emma Herwegh wollte sich, wie Wedekind in seinem letzten Brief an die Mutter schrieb [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 12.9.1893], mit der Bitte um Geld an sie wenden. Wedekind hatte seiner Mutter mit dieser Ankündigung auch einen ablehnenden Antwortentwurf auf das erwartete Bittschreiben formuliert. hat sich vortrefflich mit der Sache abgefunden. Der BriefDer Brief Emilie Wedekinds an Emma Herwegh ist nicht überliefert. hat ihr außerordentlich imponirt. Ich hatte mir alle erdenkliche Mühe gegeben, sie von dem abenth/e/uerlichen | Unternehmen abzubringen. Es war indessen alles umsonst. Dagegen hat sie durch meine Vermittlung jetzt wenigstens 150 frs von einer deutschen Verlagsanstalt für ihrSchreibversehen, statt: ihre. Spritzlederbro|chüreUm den Revolutionär Georg Herwegh zu diskreditieren, wurde von seinen politischen Gegnern die Anekdote kolportiert, er habe nach dem Sieg der württembergischen Truppen über die Deutsche Demokratische Legion bei Dossenbach am 27.4.1848 nur entkommen können, da er sich unter dem Spritzleder einer Kutsche versteckte, die von seiner Frau gesteuert wurde. Emma Herwegh hatte diese „allerliebste Geschichte […], welche die Runde durch alle wohlorganisirten Lügenbureaux deutscher Journalistik gemacht hat“ [Emma Herwegh: Zur Geschichte der deutschen demokratischen Legion aus Paris. Grünberg 1849, S. 54] in einer Broschüre bereits frühzeitig dementiert. Wedekind hatte für deren Neupublikation einen Kontakt zum Verlag von Johann Heinrich Wilhelm Dietz in Stuttgart hergestellt: „Dietz in Stuttgart hat ihr auf meine Veranlassung hin ein Anerbieten von 150 frs für ihre Brochüre gemacht, die er zu Feuelletons verwenden wollte. Sie hat es ausgeschlagen, dazu sei ihre Brochüre zu gut. Ich sage ihr, die Feuelletons wären doch in jedem Fall eine Reclame für ihre Brochüre gewesen und die 150 frs hätte sie gewissermaßen geschenkt gehabt. Sie bittet mich noch einmal an Dietz zu schreiben. Ich verspreche es ihr so unangenehm es mir ist.“ [Tb 6.9.1893]. Ob es zu einer Verwertung des Textes durch Dietz kam, ist unklar. Wiederabgedruckt wurde der Text der Broschüre in der von Marcel Herwegh herausgegebenen und bei Albert Langen erschienenen Briefausgabe Georg Herweghs [vgl. 1848. Briefe von und an Georg Herwegh. Hg. von Marcel Herwegh. Albert Langen. Paris, Leipzig, München 1896, S. 127-214] – nun mit der Angabe des Urhebers der Legende in einer Fußnote. erhalten. Im übrigen geht es mir soweit sehr gut. Indem ich

von Herzen das nämliche für dich hoffe dein tr. S.
Frank.


[Kuvert:]


Frau Dr. Emilie Wedekind
im Steinbrüchli
in Lenzburg.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18 cm. 3 Seiten beschrieben. Kuvert. 12 x 9,5 cm. 1 Seite beschrieben. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben. Kuvert im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Das Kuvert ist weder frankiert noch abgestempelt.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 16.9.1893 ist als Ankerdatum gesetzt – das früheste mögliche Schreibdatum, sofern Emilie Wedekind auf den letzten Brief Frank Wedekinds [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 12.9.1893] und das darin angekündigte Schreiben Emma Herweghs umgehend geantwortet hat, so dass Frank Wedekind sich hier darauf beziehen konnte.

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

(Band 1)

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
261-262
Briefnummer:
106
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Brief ohne Datumsangabe abgedruckt; eine Auslassung ist durch drei Punkte markiert. Neuedition: Vinçon 2021, Bd. 1, S. 273-274 (Nr. 129).
Status:
Ermittelt (sicher)

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 191
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 16.9.1893. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

29.02.2024 10:57