Lenzburg, Freitg Abend 7 Dec.
Lieber Armin,
Darf
ich, in der Annahme daß Du Frank vor seinem Auftreten in Lenzburg siehst, – ihn vielleicht auch hieher begleitest? – ein paar
Worte zu s. Händen
an Dich richten?
Minna u ich möchten uns jetzt, da es
zu spät ist, – gerne am Ohr
nehmentadeln., daß wir nicht gleich nachdem wir von Frank’s
Vortrag in hier vernommen, uns umgetan haben, um auch unserseitsseltene Variante zu: unsrerseits; unsererseits.. ihn, den berühmten Schriftsteller,
in Lenzburgs Mauern und – in unsern 4 Wänden
willkommen zu heißen. Wir glaubten eben, | wir hätten da nicht mitzusprechen, –
getrauten uns nicht recht, dem gewiß von allen Seiten in Beschlag genommenen u.
wohl auch verwöhnten Künstler etwas anzubieten, – wo wir so gar einfach und
eben auch sehr altjüngferlichDie beiden unverheirateten Schwestern, 68 und 56 Jahre, lebten seit dem Tod des Vaters (1904) allein im Elternhaus.
eingerichtet sind, – item(schweiz.) kurz.,
so derartiges hat uns von spontaner Betätigung abgehalten. – Aber nun will es
uns scheinen, es komme dies Ignorieren am Ende auf eine Art Verleugnung heraus,
– also auf eine Ungeheuerlichkeit! – Nein, bitte nicht.
Nun aber keine Zeit mehr ist zur einer Antwort, zu
An- od. Abmeldung,
so laßt uns nur eben in aller Einfachheit dies sagen:
Herzlich willkommen, Frank
Wedekind, im alten
Heimatstädtchen, dem, wie | wir wohl verstehen, große Ehre geschieht durch Deinen
Besuch u. das durch Dich Gebotene.
Ich setze dazu: Auch bei uns in der AavorstadtStadtviertel im Südwesten des alten Stadtrings, wo das Wohnhaus der Schwestern lag. herzlich willkommen, wenn es Dir
(Euch) in die Zeit passen sollte, oder es Dir irgendwie „was versieht“ wie wir
gerne sagen. Z. B. wir sagen: ich wünsche eine Tasse Thee oder Kaffee mit Dir,
mit Euch zu trinken, – so ist das bald richtig, – wenn’s ohne viel Drum &
Dran sein kann, weil unvorbereitet.
Du weißt – Ihr wißt nun, wie ich’s meine. Haltet das lange
Geschreibsel zu gut der alten
Magda von Greyerz