Euer HochwohlgeborenGabriele von Lieber, Schriftstellerin in Grünwald bei München (Zeillerstraße 64) [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1911, Teil I, S. 346], Mitherausgeberin und Verlegerin (siehe unten) sowie Chefredakteurin für den belletristischen Teil der Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1911, Teil II, Sp. 992].
wollen meinen
allerergebensten Dank für das schöne Geschenk entgegennehmen, das Sie mir durch
die Übersendung des ersten BandesHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Gabriele von Lieber an Wedekind, 2.11.1910. Wedekind hat ein Exemplar des ersten Halbjahrgangs der literarisch und kulturpolitisch ausgerichteten Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ (April bis Oktober 1910) erhalten; der 482 Seiten umfassende Band war hochwertig ausgestattet, wie die Ankündigung verrät: „In den nächsten Tagen erscheint der erste Halbjahrs-Band der ‚Frauen-Zukunft‘ [...]. In elegantem Pergamentband“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 221, 23.9.1910, S. 10946]. der „FrauenzukunftDie von Gabriele von Lieber, Meta Hammerschlag und Hanns Dorn herausgegebene Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ erschien im Frauenverlag, der seine Geschäftsstelle in Grünwald bei München hatte [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1911, Teil III, S. 148]. Inhaberin war Gabriele von Lieber: „Unter der Firma ‚Frauenverlag München und Leipzig‘ ist in München von Gabriele v. Lieber ein Buchverlag begründet worden, der sich ausschließlich der Frauenfrage, der Frauenbewegung und der Frauenbelletristik widmen wird. Der Verlag soll das gesamte Gebiet der Frauenfrage im weitesten Sinne umfassen. Soweit es sich um nicht wissenschaftliche Veröffentlichungen handelt, sollen die verschiedene Organisationen der Frauenbewegung ohne jeden Unterschied der Ziele und Richtungen zu Worte kommen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 557, 28.11.1909, S. 3] Der Eintrag des Verlags in das Münchner Handelsregister erfolgte am 22.2.1910 noch unter dem Namen, der dann zum Titel der Monatsschrift wurde: „Frauen-Zukunft G.m.b.H. in Grünwald. [...] Der Gesellschaftsvertrag ist am 19. Februar 1910 abgeschlossen. Gegenstand des Unternehmens ist die Erwerbung und die Herausgabe einer Zeitschrift unter dem Titel ‚Frauen-Zukunft‘. Stammkapital: 80000 M. Die Gesellschafterin Frau Gabriele Dorn, geb. von Lieber, Verlegerin in Grünwald, legt zum Annahmewerte von 20000 M die von ihr gegründete Zeitschrift ‚Frauen-Zukunft‘ nebst allen auf die Zeitschrift bezüglichen Rechten und Pflichten aus Verträgen, besonders das Recht auf Führung des Titels ‚Frauen- Zukunft‘ sowie die Rechte aus den Verträgen mit den Mitarbeitern und das dazu gehörige Inventar einschließlich des Propagandamaterials auf das Stammkapital ein. Geschäftsführerin: Gabriele Dorn, geb. von Lieber, Verlegerin in Grünwald. München, den 22. Februar 1910. (gez.) K. Amtsgericht München.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 47, 28.2.1910, S. 2583] Im ersten Heft heißt es programmatisch: „Die Frauen-Zukunft ist keine Zeitschrift der Frauenbewegung. Sie sieht und urteilt nicht vom Standpunkt der Frau allein, sondern auch vom Standpunkt des Mannes. Sie will ein Sammelpunkt sein für wissenschaftliche Arbeit und ein Kampfplatz für alle, die Neues und Eigenes über die Frau zu sagen haben. So wird sie letzten Endes mithelfen die Bewegung, die durch die Frauen der Gegenwart geht, auszurichten auf dauernde Werte. Die Herausgeber.“ [Frauen-Zukunft, Jg. 1, Heft 1, April 1910, S. 1]“ machen. Ich habe seit
Beginn meiner Schriftstellerei kaum | ein Buch veröffentlichSchreibversehen, statt: veröffentlicht., in dem ich
die f/F/rauenfrage völlig aus dem Auge gelassen
hätte, da ich seit Jahren die Überzeugung hege, daß die Frauenbewegung die
wirkungsvollste und aussichtsreichste Seite der ganzen sozialen Bewegung ist.
Empfangen Euer
Hochwohlgeboren auch meinen besten Dank für Ihre liebenswürdige
Aufforderung zur Mitarbei|terschaftWedekind ist in dem nicht überlieferten Schreiben (siehe oben) zur Mitarbeit an der „Frauen-Zukunft“ eingeladen worden, hat aber keinen Beitrag in der Monatsschrift veröffentlicht (anders als zum Beispiel seine Freunde Arthur Holitscher oder Eduard von Keyserling). an Ihrem Werk, der nur mein Mangel an
starker Produktivität ein Hindernis sein könnte. Sollte ich
etwas Geeignetes haben, dann werde ich Ihren/r/ freundlichen
Einladung mit Vergnügen Folge leisten und es mir zur Ehre anrechnen, an Ihrem
Werk mitarbeiten zu können.
Wollen Sie, hochgeehrte
gnädige Frau, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen.
Ihr ergebenster
Frank Wedekind
München 3.11.10.