Königreich Bayern.
POSTKARTE.
An Frau Emilie Wedekind
in Dresden.
34. StruvestrasseErika Wedekind, Königliche Hofopernsängerin in Dresden, wohnte in der Struvestraße 34 (3. Stock) [vgl. Adreßbuch Dresden für das Jahr 1896, Teil I, S. 850].. |
München, Türkenstraße 69Frank Wedekind war seit dem 23.8.1896 in München in der Türkenstraße 69 (2. Stock) gemeldet [vgl. EWK/PMB Wedekind].. – 9.10.96.
Liebe Mama, besten Dank auch für Deinen lieben süßen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 7.10.1896. – Der verschollene Brief dürfte auf das Telegramm reagiert haben, das Emilie Wedekind von ihrem Sohn erhalten hat (siehe unten), das eine Bitte um Geld enthielt, der die Mutter entsprochen hat. Wie der Kontext der Postkarte erkennen lässt, ist die Formulierung ironisch gemeint. Später schrieb Wedekind von den „hartherzigen, geradezu gehässigen Zeilen“ [Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 15.12.1896], die ihm seine Mutter in dem Begleitschreiben zu der Geldsendung sandte..
Ich reise morgenam 10.10.1896 (Samstag). Abend hier ab und zwar nach Dresden. Ursprünglich hätte ich
schon Dienstagder 6.10.1896. da sein sollen, daher das Telegrammnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 6.10.1896. – Das verschollene Telegramm dürfte Wedekind gleich aufgegeben haben, nachdem er das Telegramm des Verlegers Georg Bondi erhalten hatte (siehe unten).. Indessen telegraphirte mirHinweis auf ein nicht überliefertes Telegramm; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Bondi an Wedekind, 6.10.1896. – Georg Bondi dürfte Wedekind von Berlin aus telegrafiert haben (siehe unten).
mein dortiger VerlegerDr. phil. Georg Bondi in Dresden (Goethestraße 8) [vgl. Adreßbuch Dresden für das Jahr 1896, Teil I, S. 69], Inhaber des im Vorjahr von ihm gegründeten Georg Bondi Verlag (Goethestraße 8) [vgl. Adreßbuch Dresden für das Jahr 1896, Teil II, S. 277], der gerade nach Berlin (Waterloo-Ufer 17) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1897, Teil IV, S. 41] übergesiedelt war: „Dresden, den 2. Oktober 1896. Georg Bondi. Der Sitz der Firma ist nach Berlin verlegt worden.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 237, 10.10.1896, S. 6419] Eintrag in das Handelsregister Berlin am „16. Oktober 1896. Georg Bondi (früher in Dresden). Inhaber der Firma ist Dr. phil. Georg Bondi.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 249, 24.10.1896, S. 6855] „Offenbar hatte Wedekind zu dem Jungverleger Kontakte geknüpft, um als Autor vom Albert Langen-Verlag zu ihm zu wechseln. Dazu kam es jedoch nicht.“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 180] Herr Bondi, daß er erst Sonntagder 11.10.1896. wieder von Berlin zurück
sei. Ich denke dir das betreffende„wahrscheinlich geliehenes Geld.“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 180] gleich zurückzugeben, vorausgesetzt, daß du
mich empfängst. Vermutlich bleibe ich 14 Tage bis drei Wochen in DresdenWedekinds Aufenthalt in Dresden ist anderweitig nicht belegt; falls er am 10.10.1896 von München nach Dresden abreiste und dort wie angegeben blieb, wäre das bis zum 24.10.1896 oder 31.10.1896 (oder an einem der Tage dazwischen).. Ich
schreibe dir off auf offner Cartedie vorliegende Postkarte, die Erika (Mieze) Wedekind mitlesen konnte, da ihre Mutter bei ihr logierte. damit M. womöglich doch erfährt, daß es nicht für einen
Fremden war. – Mit herzlichem, innigen Gruß
Dein treuer Sohn
Frank Wedekind.