München 30.11.14.
Sehr verehrter Herr Alfred GoldDr. phil. Alfred Gold, Schriftsteller in Berlin-Wilmersdorf (Kurfürstendamm 125) [vgl. Berliner Adreßbuch 1915, Teil I, S. 674].!
Empfangen Sie
verbindlichsten Dank für Ihre freundliche Aufforderungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück (Begleitbrief zur genannten Sendung): Alfred Gold an Wedekind, 28.11.1914. – Wedekind dürfte zu einem Beitrag für die „Kriegszeit“ (siehe unten) aufgefordert worden sein. und für Zusendung der
wertvollen KriegsflugblätterWedekind hat Exemplare der von Paul Cassirer unter Mitarbeit von Alfred Gold herausgegebenen Zeitschrift „Kriegszeit. Künstlerflugblätter“ (Verlag Paul Cassirer in Berlin) erhalten, deren Nr. 1 am 31.8.1914 erschienen ist, die Original-Lithografien von Künstlern vor allem der Berliner Secession enthält und während des „Kriegsdienstes“ von Paul Cassirer (er hatte sich als Freiwilliger gemeldet und war als Sanitätsfahrer an der Westfront eingesetzt) „von Alfred Gold herausgegeben wurde. Das zunächst wöchentlich [...] erscheinende Blatt publizierte literarische Texte und Graphiken, die den offiziellen Verlautbarungen zum Krieg und seinem Verlauf entsprachen.“ [Feilchenfeldt/Raff 2006, S. 218f.] Ein Beitrag Wedekinds darin ist nicht nachgewiesen.. Als Beitrag hätte ich manches Unfertige liegen.
Sobald etwas fertig wird, sende ich es Ihnen. Allerdings bin ich mit einer
größeren ArbeitWedekind hatte am 21.9.1914 den „Plan zu einem Bismarck-Drama gefaßt“ [KSA 8, S. 657], mit dessen „Konzept für die ersten drei Akte“ er bis zum 16.11.1914 „beschäftigt“ [KSA 8, S. 658] war; er dürfte am 17.11.1914 mit der Ausarbeitung des 1. Aktes begonnen haben und schloss die Niederschrift der ersten Szene am 29.11.1914 ab [vgl. KSA 8, S. 659]. |
[Hinweis und Zitat in Antiquariat Richard Husslein (Planegg),
Nr. 8678: https://www.buchfreund.de/de/d/p/48998209/schriftsteller-1864-1918-eigenh-brief-mit-u (zuletzt abgerufen 31.7.2023):]
Frank Wedekind [...] München
30.11.1914. [...]
An [...] Alfred Gold: „Empfangen
Sie verbindlichsten Dank für Ihre freundliche Aufforderung [Arbeiten an den
Cassirer Verlag zu schicken] und für Zusendung der wertvollen Kriegsflugblätter
[...]“. Er habe „manches Unfertige liegen. Sobald etwas fertig wird, sende ich
es Ihnen. Allerdings bin ich mit einer größeren Arbeit beschäftigt, die mich sehr
in Anspruch nimmt. An unsern gemeinsamen Abend im Jahre 1896nicht ermittelt. Wedekind, der die ersten drei Monate des Jahres 1896 in Zürich war, bevor er nach München ging [vgl. Wedekind an Karl Henckell, 9.4.1896], verbrachte mit Alfred Gold offenbar einen Abend in der Seefeldstraße in Zürich im „Café de l’Opéra“ [Meyers Reisebücher. Schweiz. 14. Aufl. Leipzig, Wien 1897, S. 119], ein Bierhaus direkt „gegenüber dem Theater“ [Iwan von Tschudi: Der Turist in der Schweiz, Süd-Deutschland, Ober-Italien und Savoyen. Zürich 1895, S. 22]. im Cafe de l’Opera
habe ich in den verflossenen 18 Jahren oft mit Vergnügen zurückgedacht [...]“ –
Er kündigt an, Gold einmal in Berlin zu besuchen und lädt diesen in seine
Wohnung nach München ein. „Auf baldiges Wiedersehen [...] mit herzlichen Grüßen
/ Ihr alter / Frank Wedekind“.