Kennung: 4741

München, 13. September 1916 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Scholz, Wilhelm von

Inhalt

München, den 13. September 1916.


Sehr verehrter Herr DoctorDr. phil. Wilhelm von Scholz lebte neuerdings in Stuttgart (Werastraße 47) und war dort Dramaturg und Spielleiter am Königlichen Hoftheater [vgl. Adreß-Buch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Stuttgart für das Jahr 1917, S. 375].!

Für Ihre sieben GeschichtenDer Novellenband „Die Unwirklichen. Sieben kurze Geschichten“ von Wilhelm von Scholz ist als Band 47 der Reihe „Die Zeitbücher“ im Verlag Reuß und Itta in Konstanz im Frühjahr 1916 erschienen [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 83, Nr. 118, 23.5.1916, S. 3500].Die Unwirklichen“ sage ich Ihnen nochmals herzlichen DankWedekind scheint sich bereits für das Buch „Die Unwirklichen“ (siehe oben) bedankt zu haben (belegt durch das „nochmals“), das ihn mit einem Begleitschreiben oder mit einer Widmung des Verfassers erreicht haben dürfte – Hinweis auf zwei nicht überlieferte Schreiben; erschlossene Korrespondenzstücke: Wilhelm von Scholz an Wedekind, 23.5.1916; Wedekind an Wilhelm von Scholz, 24.5.1916.. Ich nehme sie mit auf die ReiseWedekind reiste dem Tagebuch zufolge am 17.9.1916 zunächst nach Dresden („Fahrt nach Dresden“), von dort am 20.9.1916 weiter nach Leipzig („Fahrt nach Leipzig“), von dort am 24.9.1916 nach Berlin („Fahrt nach Berlin“) und fuhr am 4.10.1916 zurück nach München („Fahrt nach München“)., die ich eben vorhabe und werde sie, soweit ich sie bis jetzt kenne, mit großem Genuß lesen. Meinen Kontrakt mit MüllerWedekind hat den (verschollenen) Vertrag über den Verlag seiner Werke mit Georg Müller am 2.9.1914 geschlossen [vgl. Wedekind an Georg Müller, 23.6.1916], der seit 1910 sein Verleger war. habe ich leider nicht hier. Er liegt bei meinem Rechtsanwalt in Berlinnicht identifiziert. In München wurde Wedekind in seinen Verlagsangelegenheiten von dem Rechtsanwalt Siegfried Adler vertreten [vgl. Georg Müller an Wedekind, 11.12.1915].. Dagegen hat der DreimaskenverlagWedekind hatte dem Georg Müller Verlag die Bühnenvertriebsrechte zum 1.10.1916 gekündigt [vgl. Wedekind an Georg Müller, 23.6.1916] – sie wurden dann vom Drei Masken Verlag in Berlin vertreten. in Berlin eine Abschrift davon, die Ihnen sicher zur Einsicht freisteht wenn Sie | diese Zeilen dem Dreimaskenverlag zeigen. Aus diesen Tatsachen ersehen Sie aber schon, daß meine praktische Erfahrung nicht so weit her ist, wie Sie sie vielleicht einschätzen, daß ich im Gegenteil, wie das wohl nie anders sein wird, von Fall zu Fall mir mein Recht mit allen Mitteln wahren muß. Die Abmachungen über die GesammtausgabeWedekinds „Gesammelte Werke“ erschienen seit 1912 im Georg Müller Verlag; bis 1916 lagen 6 Bände vor [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 83, Nr. 62, 15.3.1916, S. 1719]. sind die, daß ich 20 % vom Ladenpreis erhalte, zahlbar bei Ausgabe der Bücher. Von irgend welcher Kündigung ist in dem Kontrakt meines Erinnerns nichts erwähnt. Hätte ich den Kontrakt hier dann könnte mich nichts daran | hindern, ihn Ihnen zur Einsicht zu senden. Übrigens wüßte ich auch nicht, was Georg Müller abhalten sollte, Ihnen den Kontrakt vorzulegen, wenn Sie ihn hier in München aufsuchen wollen, da gar keine besonderen Bedingungen darin stehen außer dem, was ich Ihnen soeben mitteilte. Darüber werden Sie sich nicht wundern, wenn Sie in Betracht ziehen, daß bis nach Kriegsausbruch überhaupt gar kein schriftlicher Vertrag zwischen Müller und mir bestand, weder über ein einzelnes Buch noch über die Gesammtausgabe, und daß erst die Beziehungen zwischen Müller und seinen GeschäftsverbindungenAnspielung auf Arthur Kauffmann, seit „1913 stiller Teilhaber des Georg Müller Verlags. Mit seinem eingebrachten Kapital stärkte er den unterkapitalisierten Verlag, ruinierte aber durch Wechselschulden 1916/1917 fast das Unternehmen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 335]. nach | Kriegsausbruch die Aufsetzung eines schriftlichen Vertrages absolut nötig machten. Aber wie Sie sehen, geht es trotz der schriftlichen Fixierung ohne Reibungen von Fall zu Fall nicht ab.

Von ganzenSchreibversehen, statt: ganzem. Herzen aber beglückwünsche ich Sie dazu, daß auch Sie Ihre Lebenswerk soweit es bis jetzt gediehen, als GesammtausgabeDie Ausgabe „Gesammelte Werke“ von Wilhelm von Scholz erschien gegliedert in Gattungsabteilungen (Gedichte, Schauspiele, Erzählungen, vermischte Schriften) erst von 1919 bis 1923 im Georg Müller Verlag in München und blieb nach 8 Bänden unabgeschlossen. erscheinen lassen. Das ist eine Errungenschaft, auf die Sie mit größtem Stolz zurückblicken können. Hoffentlich erfährt die Ausgabe noch reichlichen Zuwachs von alter Schönheit und Frische.

Mit besten Empfehlung und Grüßen
Ihr alter ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    13. September 1916 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Stuttgart
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A I/69
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Wilhelm von Scholz, 13.9.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

26.06.2024 09:16