Münchner
Schauspielhaus
J. Georg Stollberg
Telefonruf 1274.
München, den 12
Oktober 1898.
Neuturmstrasse 1.
Sehr geehrter Herr DoctorDr. phil. Wilhelm von Scholz, Schriftsteller und Reserveleutnant in München (Kaulbachstraße 63a) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1899, Teil I, S. 497].,
zu den von Ihnen bezeichneten AufführungenHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wilhelm von Scholz an Wedekind, 11.10.1898. – Welche Vorstellungen im Münchner Schauspielhaus Wilhelm von Scholz bezeichnet hat (und also besuchen wollte), ist nicht bekannt; neben dem aktuell laufenden Spielplan (etwa „Der Biberpelz“ von Gerhart Hauptmann am 17. oder 21.10.1898) war in der Presse angekündigt: „Am 12. Oktober geht das am Berliner königl. Schauspielhause mit bedeutendem Erfolg gegebene dreiaktige Charakterbild ‚Mutter Thiele‘ von Adolf L’Arronge in Szene. [...] Als nächste Novitäten sind die beiden Einakter ‚Lore‘ von Hartleben und ‚Die Gläubiger‘ von Strindberg in Aussicht genommen. Auch das Drama ‚Erdgeist‘ von Frank Wedekind, das von der Direktion zur Aufführung angenommen wurde, wird demnächst in Szene gehen.“ [Münchner Schauspielhaus. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 469, 11.10.1898, Morgenblatt, S. 1] stehen Ihnen
jederzeit Plätze zur Verfügung, selbstverständlich nur zu Ihrem persönlichen
Gebrauch, und ersuchen wir SieWedekind, der am 22.8.1898 am Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) nicht nur „als Dramaturg und Schauspieler unter Vertrag genommen“ [Vinçon 1987, S. 53] worden ist, sondern auch als Sekretär [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 443], antwortete förmlich in dieser Funktion., zu dem Zwecke jeweilen nur Ihre Carteeine Visitenkarte.
vormittags an der Casse abgeben zu wollen.
Hochachtungsvollst
Eur
Wedekind.
Herrn Dr. v. Scholz.