Ew. HochwohlgeborenJosef Klein, einer der Schauspieler, die Wedekind für die geplante Umfrage „Wie denken Sie über Frank Wedekind als Schauspieler?“ [Wedekind an Berliner Tageblatt, 16.1.1910], die er gemeinsam mit Oskar Geller konzipierte – er notierte am 15.1.1910: „Im Café Orlando präparire ich mit Oskar Geller die Umfrage über meine Schauspielerei“ [Tb], anzuschreiben dachte. Er hat wenige Seiten nach dem vorliegenden Briefentwurf Adressen von Schauspielern (Gustav Maran, Paul Wiecke, Arthur Bauer, Mathieu Lützenkirchen, Arthur Kraußneck, Josef Klein, Paul Wegener, Hermann Nissen, Max Marx, Oscar Sauer, Josef Kainz, Reinhold Gollbach) aufgelistet (alle im Notizbuch [Nb 18, Blatt 81r, 81v] als Adressaten notiert), die womöglich angeschrieben wurden, darunter Josef Klein, Schauspieler in Berlin (Regensburgerstraße 10a) am Berliner Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 282]. Wedekind hat zu ihm notiert: „Berliner Theater / Josef Klein Regensburgerstr. 10a.“ [Mü, Nb 18, Blatt 81v]!
Ohne den geringsten Erfolg bemühe ich mich seit einer Reihe
von Jahren das Interesse der deutschen Schauspielerwelt auf meine dramatischen
Arbeiten zu lenken, vor allem auf meine die CharakterschauspieleWedekind nannte Rollen aus seinen Stücken „Hidalla“, „Der Marquis von Keith“ und „König Nicolo oder So ist das Leben“ in einem Appell an Schauspieler (im Entwurf zu einem „Vorwort“ zum Einakter „In allen Wassern gewaschen“) im Notizbuch wenige Seiten nach dem vorliegenden Briefentwurf: „Ich appeliere an die Ehre des deutschen Schauspielers. Ich fordere den deutschen Schauspieler auf, mir doch endlich zu zeigen wie man die Rollen Karl Hetmann M. v. Keith König Nicolo besser spielt als wie ich sie leider seit Jahren zu spielen genötigt bin, wenn ich meine dramatische Arbeit nicht als unkünstlerisch unbeholfen und unwirksam gebrandmarkt wissen will.“ [Mü, Nb 18, Blatt 82r] Hidalla
Der M. v. Keith So ist das Leben Hidalla und Totentanz zu lenken
Mit M. v. Keith und So ist das Leben wurden bis jetzt nur ganz
vereinzelen/t/ Versuche unternommen, während den Stücken Hidalla und
Totentanz auch nicht einmal diese bescheideSchreibversehen, statt: bescheidene. Ehre von Seiten irgend eines
Charakterdarstellers zutheil geworden ist.
Wollen es mir Ew. Hochwohlgeboren daher nicht verdenken wenn ich mit der Bitte an Sie
herantrete mir folgende nachstehende Frage gütigst freundlichst
beantworten zu | wollen:
Wie denken Sie über die Aufführbarkeit und eventuelle
Bühnenwirksamkeit meiner dramatischen Arbeiten Hidalla M. v. K. So ist
das Leben und Totentanz
Die Beantwortung dieser Frage durch eine geistige und
wie künstlerisch
kann nur gutes zur Folge haben. Entweder wird dem Streben
und Schaffen des deutschen Schauspielers neues und so
dankbares ich darf
wohl so sagen zieml ansehnlich
reiches Feld erschlossen S oder ich kann nicht länger an der
Unaufführbarkeit meiner künstlerischen
Absichten zweifeln und werde in Zukunft die Deutsche Bühne mit meinen
unwillkommenen Arbeiten nicht mehr behelligen.
Sollten Ihnen die erwähnten Werke Schauspiele nicht
bekannt sein, dann bin ich gerne bereit, Ihnen das eine oder andere davon auf
Wunsch zur Verfügung zu stellen |
rischen Ansichten zweifeln und werde die Deutsche Bühne
in Zukunf nicht länger mit meinen unwillkommenen Arbeiten behelligen.