Burgdorf. 14.XI.1888
Lieber
Bebi!
Zuerst
meinen innigsten Dank für deine haarbringende GratulationHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Donald Wedekind, 3.11.1888. Donald Wedekind feierte am 4.11.1888 seinen 17. Geburtstag, zu dem er von seinem Bruder offenbar ein Haarwuchsmittel bekommen hatte.. Ich wende sie mit
dem besten Erfolge an. Anbei liegt ein kleines WerkDonald Wedekinds beigelegter Text ist nicht überliefert. Wie die weitere Korrespondenz nahelegt, handelte es sich wahrscheinlich um das Manuskript der Erzählung „Der Gang nach der Teufelsbrücke“ (1889)., das ich mir zu meinem
speziellen Vergnügen zum Geburtstag geschenkt habe und um dessen Durchsicht ich
dich bitte. Nicht dass ich verlange, du sollest es corrigiren bis Alles gut
daran wäre, denn ich weiss wol, dass in dem Fall sehr wenig mehr übrig bliebe.
Nein, ich wünsche nur, dass du mich auf die grössten Verstösse aufmerksam
machst. Würdest | du es aber trotzdem der Mühe wert finden, die Sache etwas eingehender
zu behandeln, so sollte mich das ungemein freuen, und könntest du auf meinen
besonderen Dank rechnen. Das Ent Werk dankt seine Entstehen einer
gewissen Tatkraft, die von der ich dir früher schon einmal geschriebenvgl. Donald Wedekind an Frank Wedekind, 16.10.1888.
habe. Zuerst habe ich eine kleine Charakteristikder Text ist nicht überliefert. der italjenischen
Geistlichkeit auf’s Papier gebracht, fand sie aber eines feineren Papires als
Concepteinfachste Papiersorte neben dem hochwertigeren Kanzlei- , Post- und Velinschreibpapier. unwürdig. Diese Sache nun hat mir schon etwas mehr Vergnügen gemacht,
so dass ich mir wirklich darin gefiel sie mir selbst laut vor zulesen. Fällt
dein Urteil nicht gar zu schlecht aus (weswegen ich dich um ein | möglichst
richtiges bitte) so soll mir das eine Aufmunterung zu ferneren Taten sein. Was
mir hauptsächlich nicht daran gefällt sind die a häufigen
Wiederholungen. –
Indem
ich dich versichere dass mir ein wahres und richtiges Urteil von
weitaus angenehmer und auch jedenfalls von grösserem Vorteil ist, empfhehle
ich mich deinemr gütigen Urteil Kritik
und verbleibe dein treuer Bruder
DWedekind
P. S. = |
Gestern erhielt ich die 50 frs und danke Mama nebst den innigsten Grüssen. Brief wird nächstens
erscheinen. Von Mieze e bekam ich eine ganze Schachtel Confect, wirklich
ganz köstliche
Sachen. In der SchuleDonald Wedekind besuchte im Winterhalbjahr 1888/89 das Gymnasium in Burgdorf. geht es sehr gut. Meine Photographien hoffe ich in
nächster Zeit zu empfangen. Es freut mich dasSchreibversehen, statt: dass. Spanien zu Frankreich hältAnlass unklar. In der Presse vielfach zitiert wurde ein Berliner Brief der Wiener „Politischen Correspondenz“, der von „Anzeichen einer Annäherung Spaniens an Frankreich“ berichtete: „Die wachsende Intimität zwischen den beiden Nachbarländern ist bereits bei verschiedenen Gelegenheiten in einer Weise erkennbar geworden, wie man es nach der Aufnahme, die König Alfonso bei seinem letzten Aufenthalte in Frankreich gefunden hatte, kaum für möglich gehalten hätte“; genannt wurde unter anderem „die Cooperation Frankreichs und Spaniens auf dem Gebiete der marokkanischen Frage“ [Wiener Allgemeine Zeitung, Nr. 3128, 9.11.1888, Morgenblatt, S. 4]. Damit galt der Versuch Otto von Bismarcks, Frankreich außenpolitisch zu isolieren, als gescheitert: „Daß die Andeutungen der Politischen Korrespondenz nicht eine bloße Phantasmagorie sind, nicht bloß eine vielleicht müßige Konjektur, kann man bei der Stellung jenes diplomatischen Organs und bei der vorsichtigen Art, in welcher seine Berliner Nachrichten immer redigirt waren, wohl unzweifelhaft annehmen.“ [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 68, Nr. 318, 13.11.1888, 1. Blatt, S. (2)] .
Grüsse an die HenckelsDer Lenzburger Konservenfabrikant Gustav Henckell und sein Bruder, der Schriftsteller Karl Henckell, mit denen die Familie Wedekind befreundet war., an Carolinewie in seinem letzten Brief, grüßt Donald Wedekind mit Caroline (Carline), Anni und Frau Eichenberger nicht näher identifizierte Angestellte auf Schloss Lenzburg., das Vieh, Anni, EichenbergenSchreibversehen, statt: Eichenberger., Mati, Emma.
Ist Fischerein „Bediensteter auf Schloss Lenzburg“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 68]. noch da?
Bitte einmal TillisTilly Kammerer, eine Cousine aus New York, Tochter von Emilie Wedekinds Bruder Libertus Kammerer [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 80], die Donald Wedekind bei ihrem Besuch in Lenzburg im Sommer 1885 kennengelernt hatte. Adresse. Nachrichten von WilliWilliam Wedekind war seit dem 23.4.1886 in New York.? Adieu
Cher frère(frz.) Lieber Bruder.