Über Auftrag des Herrn Karl Kraus
übersenden wir diesen KorrekturabzugIm Erstdruck [vgl. Frank Wedekind: Der Dampfhammer. In: Die Fackel, Jg. 9, Nr. 229, 2.7.1907, S. 19f.] sind die „nicht verworfenen Korrekturen“ aus der vorliegenden Fahnenkorrektur, einem früheren Brief [vgl. Wedekind an Karl Kraus, 12.6.1907] sowie einem späteren Brief [vgl. Wedekind an Karl Kraus, 27.6.1907] alle „übernommen.“ [KSA 1/III, S. 611].
BUCHDRUCKEREIIn den „Fackel“-Heften ist jeweils auf der letzten Seite unten nach dem Herausgeber Karl Kraus die Wiener Buchdruckerei Jahoda & Siegel (Wien III, Hintere Zollamtsstraße 3) angegeben, mit deren Inhaber Georg Jahoda er „befreundet“ und die für die Zeitschrift „seit Oktober 1901 in enger Zusammenarbeit mit dem Herausgeber für Herstellung, Verlag und Administration [...] zuständig“ [Nottscheid 2008, S. 205f.] war.
JAHODA & SIEGEL
WIEN
Der Dampfhammer.
Nach der Melodie„Das Volkslied ‚Ist denn Lieben ein Verbrechen‘ ist [...] in zwei Fassungen nachgewiesen“; eine Fassung ist „vor 1810 entstanden“, eine weitere „1889“, wobei „die ältere Fassung [...] die populäre“ war. „Auf welche Quelle sich Wedekind bezog, ob er überhaupt auf eine nachweisliche Quelle zurückgriff oder ob ihm das Lied mündlich überliefert wurde, ist nicht zu belegen.“ [KSA 3/III, S. 614]: „Ist denn Lieben ein Verbrechen ..“
Von Frank Wedekind.
In der Esse fliegt der Hammer
Im Zylinder auf und ab;
Gottfried in der Mägdekammer
Fliegt nicht minder auf und ab.
Gottfried heißt des Schmieds Geselle,
Der gewaltige Knochen hat.
Eben schweißt er eine Stelle,
Die er selbst gebrochen hat.
Und ein Mägdlein, schlank und plastisch,
Stellt für ihn den Ambos vor,
Einen Ambos, der elastisch – so
Wie ein
Riesenbambusrohr. –– das schlankste dünnste Bambusrohr
Keines hört es, wie der lange
Hagre Meister tritt herein;
Eine schwere Eisenstange
Schleift der Meister mit herein.
Und er hält sie hoch in Lüften,
Schwingt sie, daß sie niederprallt,
Daß der Ton von Gottfrieds Hüften
Tausendfältig wiederhallt ...
Aus den Armen läßt der Riese
Seine Tugendreiche nicht;
„Mädchen, lacht er, läßt
du diese – treib doch
„Faden Jugendstreiche
nicht!
„Möglich wär‘s, daß dem Entzücken
„Dein Gekitzel nützlich wär,
„Wenn Dein Liebster auf dem Rücken
„Wie am Leib so kitzlich wär.“
Der ich Euch dies
Lied gesungen, – Und der ich
Zürne mir und weine
und
Bin von tiefster
Scham durchdrungen, – m –– Schmerz
Denn ich bin kein
Schweinehund. – ein
Beste Grüße und Dank für freundliche Zeilenauf einer Bildpostkarte [vgl. Karl Kraus, Fritz Wittels, Ludwig von Janikowski an Wedekind, 23.6.1907].. (In StropheIm Erstdruck fehlt der gestrichene Satz.
3 entsteht ja allerdings eine Wiederholung, die ja aber vielleicht durch die
Steigerung gerechtfertigt ist. Ein Schweinehund scheint mir
aufrichtiger, ehrlicher