Kennung: 4303

München, 31. Mai 1905 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Kraus, Karl

Inhalt

Lieber Herr Kraus!

Um keine Zeit zu verlieren schicke ich Ihnen heute nurWedekind hat in einem nicht überlieferten Telegramm [vgl. Wedekind an Karl Kraus, 31.5.1905] einen Dankesbrief an alle Mitwirkenden der Wiener Premiere seiner Tragödie „Die Büchse der Pandora“ angekündigt, auf den er hier anspielt, der dann in einer ersten Fassung verloren ging [vgl. Wedekind an Karl Kraus, 1.6.1905] und Karl Kraus erst in einer Neufassung erreichte [vgl. Wedekind an Karl Kraus, 3.6.1905]. den Zoologendas (verschollene) Manuskript des Gedichts „Der Zoologe von Berlin“ [KSA 1/I, S. 535f.], das Karl Kraus zusammen mit dem Gedicht „Ave Melitta!“ in der „Fackel“ veröffentlichte [vgl. Frank Wedekind: Zwei Gedichte. Die Fackel, Jg. 7, Nr. 182, 9.6.1905, S. 23-26], sein Erstdruck [vgl. KSA 1/II, S. 1296f.]. Das „Fackel“-Heft enthält weitere Beiträge zu Wedekind, die Eröffnungsrede „Die Büchse der Pandora“ von Karl Kraus zur Wiener Premiere der Tragödie am 29.5.1905, den faksimilierten Theaterzettel zu dieser Vorstellung, Wedekinds offenen Dankesbrief an alle an der Inszenierung seiner Tragödie Beteiligten, Pressestimmen zu der Inszenierung sowie die Ankündigung einer weiteren Vorstellung [vgl. Die Fackel, Jg. 7, Nr. 182, 9.6.1905, S. 1-18, 28].. Würden Sie mir vielleicht per Carte auch die Adressen von Ed|hoferSchreibversehen, statt: Edthofer. Anton Edthofer in Nürnberg (Obere Wörthstraße 24), Schauspieler am Nürnberger Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 516], wo Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 1.2.1904 uraufgeführt worden war, spielte in der Wiener Premiere der Tragödie am 29.5.1905 die Rolle des Marquis Casti-Piani, die in der zweiten Vorstellung am 15.6.1905 von Arnold Korff, Schauspieler am Wiener Burgtheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 593], übernommen wurde, der in beiden Vorstellungen auch den Privatdozenten Dr. Hilti spielte [vgl. Kraus 1920, S. 113]; die Gründe für den Wechsel in der Rollenbesetzung sind nicht bekannt. und PotofSchreibversehen, statt: Potthoff. Dr. phil. Ossip Demetrius Potthoff (Wien IX, Garnisonsgasse 18), Schauspieler am Deutschen Volkstheater in Wien [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 600], hatte in der Wiener Premiere der „Büchse der Pandora“ am 29.5.1905 die Rolle des Alwa Schön gespielt; mit der Darstellung dieser Figur war Wedekind einer späteren Erinnerung von Karl Kraus zufolge „unzufrieden“ [Nottscheid 2008, S. 140]. Karl Kraus schilderte eine „Auseinandersetzung zwischen Wedekind“ und Potthoff um die Sprechweise der Alwa-Figur vor Lulus Pierrot-Porträt „während der Generalprobe“ [Nottscheid 2008, S. 150]: „Daß der unzulängliche Darsteller des Alwa die fast feierliche Ansprache an das Bild im dritten Akt halbwegs möglich, nämlich mit Pathos sprach, schien er schlechthin nicht ertragen zu können.“ [Die Fackel, Jg. 27, Nr. 691-696, Juli 1925, S. 53]. mittheilen. Ich sehe ein daß ich keine keineSchreibversehen, statt: keine. – Im Erstdruck ist die Wortwiederholung nicht reproduziert. Ausnahmenkeine Ausnahmen – Anschreiben an die einzelnen Ensemblemitglieder der Wiener Premiere der „Büchse der Pandora“ am 29.5.1905 betreffend. Wedekind plante offenbar, wie Karl Kraus in einer Fußnote zum Erstdruck des vorliegenden Briefes anmerkte, allen „Mitwirkenden an der Aufführung der ‚Büchse der Pandora‘ [...] ein besonderes Dankschreiben“ [Kraus 1920, S. 112] zukommen zu lassen – zusätzlich zum offenen Dankesbrief an alle an der Inszenierung seiner Tragödie Beteiligten [vgl. Wedekind an Karl Kraus, 3.6.1905]; überliefert sind lediglich entsprechende Briefe Wedekinds an die Lulu-Darstellerin Tilly Newes [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 4.6.1905] und an die Darstellerin der Gräfin Geschwitz [vgl. Wedekind an Adele Sandrock 5.6.1905]. machen darf.

Herzliche Grüße
Ihr
Frank Wedekind.


31.V.5.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 22,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    31. Mai 1905 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefe Frank Wedekinds

Titel des Aufsatzes:
Briefe Frank Wedekinds
Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Karl Kraus
Verlag:
Wien: Verlag "Die Fackel"
Jahrgang:
1920
Seitenangabe:
112
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Briefe Frank Wedekinds. In: Die Fackel, Jg. 21, Nr. 521-530, Januar 1920, S. 112. Im Erstdruck hat Karl Kraus zu dem Brief zwei Fußnoten gesetzt. Die erste Fußnote nennt den Gedichttitel: „‚Der Zoologe von Berlin‘.“ Die zweite Fußnote merkt zu den Namen von Anton Edthofer und Ossip Demetrius Potthof an: „Zwei der Mitwirkenden an der Aufführung der ‚Büchse der Pandora‘, deren jedem offenbar ein besonderes Dankschreiben zugedacht war. Die erste Aufführung hat im Trianon- Theater (Nestroy-Hof) am 29. Mai 1905 stattgefunden.“ – Neuedition: Nottscheid 2008, S. 33 (Nr. 21).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Wienbibliothek im Rathaus

Felderstraße 1
1082 Wien
Österreich

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Karl-Kraus-Archiv
Signatur des Dokuments:
H.I.N. 139720
Standort:
Wienbibliothek im Rathaus (Wien)

Danksagung

Wir danken der Wienbibliothek im Rathaus für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstückes.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Karl Kraus, 31.5.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.08.2023 12:10