Herrn Freiherrn von EngelhardtNur ein einziger Freiherr von Engelhardt ist im Münchner Adressbuch für 1905 verzeichnet, der Maler Hermann Freiherr von Engelhardt (Schillerstraße 26) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1905, Teil I, S. 105], der aber aufgrund seiner Wohnadresse nicht in Frage kommt. Wedekind dürfte an den Münchner Schriftsteller und Journalisten Alexis Freiherr von Engelhardt geschrieben haben, der für mehrere Münchner Zeitschriften schrieb („Simplicissimus“, „Jugend“, „März“), in den Münchner Adressbüchern aber erst fünf Jahre später verzeichnet ist, wohnhaft Kaulbachstraße 77 [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 120], dann Rambergstraße 1 [vgl. Adreßbuch für München 1911, Teil I, S. 123], schließlich Mannhardtstraße 5 [vgl. Adreßbuch für München 1912, Teil I, S. 129]. 1905 dürfte er in Untermiete bei der Lehrerswitwe Babette Uihlein in der Pension Edelweiß (Von der Tannstraße 15) [vgl. Adreßbuch für München 1905, Teil I, S. 554] gewohnt haben..
München.
Wenn Sie denn schon nicht den Mut haben, mich zu
fordernzu einem Duell. Wedekind notierte am 28.4.1905 nach seiner Rückkehr in München: „Finde zu Hause einen groben Brief von Baron Engelhart. Ich bitte ihn per eingeschriebenem Brief mich zu fordern.“ [Tb], | dann ersparen Sie sich doch auch bitte Ihre lächerlichen
Schimpfereienin einem nicht überlieferten Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Alexis von Engelhardt an Wedekind, 23.4.1905. Es handelte sich um einen „groben Brief“ [Tb], wie Wedekind am 28.4.1905 notierte, der frühestens am 23.4.1905 geschrieben worden sein kann (einen Tag für den Postweg gerechnet), denn sonst hätte Wedekind ihn noch vor seiner Abreise von München abends am 23.4.1905 [vgl. Tb] erhalten.!
Frank Wedekind.
München den 28 April 1905.
[Kuvert:]
EinschreibenWedekind reagierte am 28.4.1905 „per eingeschriebenem Brief“ [Tb], den Alexis von Engelhardt aber nicht annahm, wie Wedekind am 29.4.1905 notierte: „Baron Engelhart schickt mir meinen Brief uneröffnet zurück.“ [Tb]
Herrn Frhr. v. Engelhardt
München
von der Tannstrasse 15In dem Haus Von der Tannstraße 15 hatte das von der Hoffotografin Sophia Goudstikker betriebene berühmte Atelier Elvira seinen Sitz, die gemeinsam mit Anita Augspurg Eigentümerin des von August Endell entworfenen Jugendstilgebäudes war; es waren dort 14 Personen gemeldet, darunter die Inhaberin der Pension Edelweiß [vgl. Adreßbuch für München 1905, Teil II, S. 490], in der Alexis von Engelhardt logiert haben dürfte..