8.11.17 Geliebte Tilly! Herakles VorlesungWedekind notierte am 5.11.1917: „Herakles Vortrag im Hottinger Lesezirkel.“ [Tb] Seine Lesung um 20 Uhr (Ende gegen 21.30 Uhr) in der „Tonhalle Kleiner Saal“ im Rahmen des „2. Abend des Lesezirkels Hottingen“, angekündigt: „Frank Wedekind ‚Herakles‘ eine dramatische Dichtung, ungedruckt / Anfang 8 Uhr Ende gegen 9 ½ Uhr“ [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 138, Nr. 2081, 5.11.1917, 1. Morgenblatt, S. (4)], war ein Erfolg: Die Presse schrieb: „Der kleine Tonhallesaal sah am Montag abend ein zahlreiches Auditorium: Frank Wedekind las im Rahmen der vom Lesezirkel Hottingen veranstalteten Abende für Literatur und Kunst sein Drama ‚Herakles‘. Nur ein hoher steifer Stuhl stand auf dem erhöhten Podium. Bevor Wedekind Platz nahm, um, das Buch ruhig in der Hand haltend, seine Vorlesung pausenlos zu erledigen, trug er stehend und frei den Prolog seiner dramatischen Dichtung vor, mit jener Schärfe und Eindringlichkeit, die man vom ‚Erdgeist‘ her kennt, wenn Wedekind als Prologist das Publikum [...] zum Hineinspazieren in seine Menagerie einlädt. [...] Wedekind, der als dramatischer Vorleser es ‒ zum Glück ‒ nicht auf Bühnenillusionen absieht und z.B. nie unterläßt, die sprechende Person mit Namen aufzuführen, damit der Hörer ja nicht im Ungewissen bleibe, weiß den Stellen, an denen es ihm offenbar ganz besonders liegt: so der Szene mit Prometheus, so dem Dankgebet am Schluß, einen feierlichen Nachdruck zu verleihen, der die Wärme des Dichters auf den Hörer überträgt. [...] Unser Auditorium belohnte die Vorlesung mit kräftigem Beifall, und es stellt gewiß nicht den kleinsten innern Erfolg des Abends dar, daß die Hörer in lautloser Stille fast anderthalb Stunden verharrten, und niemand sich zu früherm Aufbruch genötigt meinte.“ [T. (Hans Trog): Frank Wedekind im Lesezirkel. In: Neue Zürcher Zeitung, Jg. 138, Nr. 2093, 6.11.1917, 1. Abendblatt, S. (1)] ging gut vorüber, ebenso ErdgeistWedekind notierte am 6.11.1917: „Erdgeistvorstellung im Stadttheater.“ [Tb] Offenbar gab es zu seiner Gastspielpremiere im „Erdgeist“ als Dr. Schön im Stadttheater (Direktion: Alfred Reucker) in Zürich (Mozartstraße 2) um 19 Uhr – „Stadttheater. Heute Dienstag findet eine Volksvorstellung statt, in der Wedekinds ‚Erdgeist‘ unter Mitwirkung des Dichters, der in gewohnter Weise die Rolle des Dr. Schön spielt, in Szene geht. Beginn 7 Uhr“ [Neue Zürcher Nachrichten, Jg. 13, Nr. 307, 6.11.1917, 2. Blatt, S. (2)] – mit Elisabeth Bergner als Lulu nur eine Probe.. Lulu war soso lala
allerdings mit einer Probe. Franziska
kommt nichtDie von Alfred Reucker, Direktor des Stadttheaters in Zürich (verbunden mit dem Pfauentheater) [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 633], im Pfauentheater geplante „Franziska“-Aufführung fand nicht statt [vgl. KSA 7/II, S. 1159]. wegen der Kostüme. Heute morgen arrangierte ich Schloß WettersteinWedekind bereitete die Uraufführung von „Schloß Wetterstein“ am 15.11.1917 im Pfauentheater in Zürich vor; „das dreiaktige Schauspiel ‚Schloß Wetterstein‘ [...] erlebt seine Uraufführung unter des Dichters eigener Leitung und mit Wedekind in der männlichen Hauptrolle des Dramas.“ [Neue Zürcher Nachrichten, Jg. 13, Nr. 316, 15.11.1917, 2. Blatt, S. (2)].
Von Dir bekam ich noch keine Nachricht. Ich erwarte keine haarkleine Erzählung,
was Du alles mitmachst. Ich möchte nicht daß Du Dich beengt fühlst. Die Reisevon München nach Zürich. „Wedekind traf am 4.11.1917 in Zürich ein.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 353]
war sehr angenehm, herrliches Wetter auf dem Bodensee. Heute hat es zum ersten
Mal geschneit. Armins lassen Dich herzlich grüßenGrüße von Frank Wedekinds Bruder Armin Wedekind in Zürich und dessen Familie, darunter namentlich sein Neffe Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind. Armin jun. ist hier. Eva hat noch keinen
Paß bekommen und betreibt in Bern Sprachstudien. Hoffentlich geht es Dir und
den Kindern gut und erholst Du Dich von den Strapazen. Innigen Kuß
Dein Frank
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Absender
Frank Wedekind
Elite Hotel
Zürich
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Carte postale
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SCHWEIZ SUISSE SVIZZERA
Frau
Tilly Wedekind
München
Prinzregentenstrasse 50/3