4.4.17.
Liebste! Ich fahre also voraussichtlich Montagder 9.4.1917 (Ostermontag), an dem Wedekind notierte: „Ankunft in München“ [Tb]; von Berlin abgereist war er am 8.4.1917: „Abreise nach München.“ [Tb].. Das Geld500 Mark per Scheck als Briefbeilage [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.4.1917], am 2.4.1917 erhalten [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 2.4.1917 (Bildpostkarte)].
wirst Du erhalten haben. Besten Dank für den Kartenbriefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 31.3.1917. und die Postkartevgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 2.4.1917 (Postkarte).. Es
freut mich sehr daß es euch gut geht. Ich spiele noch morgen und SamstagWedekind notierte am 5.4.1917 die zwölfte „Erdgeist“-Vorstellung seines Gastspiels als Dr. Schön – „Erdgeist 12 im Berliner Theater“ [Tb] – und am 7.4.1917 (Samstag) die dreizehnte und letzte „Erdgeist“-Vorstellung seines Berliner Gastspiels mit Maria Orska als Lulu: „Erdgeist 13. Orska: Es war mir eine Freude, ich sollte lieber sagen Es war mir ein Glück“ [Tb], beide Vorstellungen im Berliner Theater, nicht mehr im Theater in der Königgrätzer Straße.. Heute
abendFrank Wedekind besuchte am 4.4.1917 mit seinem Cousin Woldemar Wedekind die Vorstellung seines Einakters „Der Kammersänger“ im Deutschen Künstlertheater (Direktion: Victor Barnowsky) [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 298], die um 19.15 Uhr begann (es folgten Arthur Schnitzlers „Komtesse Mizzi“ und ein Stück von Ludwig Thoma) [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 46, Nr. 172, 4.4.1917, Morgen-Ausgabe, 2. Beiblatt, S. (4)]: „Mit Woldemar im Kammersänger Contesse Mizzi. Nachher Austernmeier mit einem Königsberger Kollegen von Woldemar“ [Tb]. Der Theaterbesuch dürfte am Vorabend verabredet worden sein; Wedekind notierte am 3.4.1917: „Sehr behaglicher Abend mit Woldemar bei Sekt und Austern.“ [Tb] werde ich mir mit Woldemar den Kammersänger von Bonn ansehen. Er soll
ausgezeichnet sein trotz der KritikFerdinand Bonn, Schauspieler am Deutschen Künstlertheater und am Lessingtheater [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 299], spielte in Wedekinds Einakter „Der Kammersänger“ (siehe oben) die Titelrolle. Fritz Engel meinte zu seiner Darstellung: „Da trifft er nicht den Ton der Groteske. Sein Streben nach Natürlichkeit läßt ihn vergessen, das Unnatürliche, das Komödiantisch-Bombastische, das in der Gestalt ist, hervorzukehren. Er sieht auch trotz aller Schminke zu papalich aus.“ [F.E.: Deutsches Künstlertheater. Einakter von Wedekind, Schnitzler und Thoma. Spielleitung: Arthur Eloesser und Max Landa. In: Berliner Tageblatt, Jg. 46, Nr. 154, 25.3.1917, Morgen-Ausgabe, S. (3)] Oder man war der Ansicht, in „Wedekinds groteskem ‚Kammersänger‘“ und den beiden anderen Stücken „betätigt das neue Mitglied der Barnowsky-Theater, Ferdinand Bonn, seine Routine: am wenigsten liegt ihm der Kammersänger“ [Vorwärts, Jg. 34, Nr. 85, 27.3.1917, Unterhaltungsblatt, S. (1)]. Es hieß aber auch: „Bonn war in glänzender Laune und nutzte die Gelegenheit, seine Vorzüge in bengalischer Beleuchtung erstrahlen zu lassen. Dem komödienhaften Kammersänger – eine Rolle, die seiner Eigenart sehr entgegen kommt – gab er eine entzückende, spielerische Wurstigkeit. Die Verzweiflung des umdrängten Stars, die Liebenswürdigkeit, mit der er alle schwärmerischen Belästigungen entgegennahm – das holte er nur so aus dem Handgelenk; das Wort allerdings öfter aus dem Souffleurkasten.“ [I.: Wedekind-Schnitzler-Thoma-Abend. Deutsches Künstler-Theater. In: Berliner Börsen-Zeitung, Jg. 62, Nr. 143, 25.3.1917, Morgen-Ausgabe, S. 7f.]. |
Herzliche Grüße und Küsse Dir und den Kindern.
Dein
Frank
Postkarte
I.H.
Frau Tilly Wedekind
München
Prinzregentenstrasse 50 III.