Kennung: 4103

München, 22. März 1917 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Donnerstag, 22.III.17


Liebster, heute waren Frau Morena-Herzog Frau Dr. Rosenbusch, Frau Vane u. Frau Baronin Wedell zum Thee bei mirErna Morena, Ehefrau von Wilhelm Herzog, mit ihrer knapp 2 Jahre alten Tochter Eva-Maria Herzog (genannt: Lolo), Ida Rosenbusch (geb. Ansbacher), Gattin des Justizrats Dr. Julius Rosenbusch, Sybil Vane und Lida von Wedell.. Auch die kleine Eva-Maria Herzog genannt „Lolo“ war bei den Kindern; sie spielten sehr lieb. Ich schlug dann vor, wir wollten in den Orska-FilmDas Stummfilm-Melodram „Der Sumpf“ (1916) unter der Regie von Max Mack – Drehbuch: Berthold Engels, produziert von Jules Greenbaum, Greenbaum-Film-Gesellschaft (Berlin) – lief in München vom 17. bis 23.3.1917 in den Kammer-Lichtspielen (Kauffingerstraße 28), angekündigt: „Maria Orska in dem dreiaktigen Drama Der Sumpf“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 70, Nr. 146, 22.3.1917, General-Anzeiger, S. 2]. Maria Orska spielte darin ein Straßenmädchen.der Sumpf“ gehen u. die Damen waren dabei. | Sie wollten vorher noch zu Abend essen, wir/so/ giengenSchreibversehen, statt: gingen. wir in die Wurstküchein das Bierrestaurant Nürnberger Wurstküche „zum Herz“ (Münzstraße 1) [vgl. Adreßbuch für München 1918, Handels- und Gewerbe-Adreßbuch, S. 255].. Frau Dr. Rosenbusch bestellte teleph. ihren Mann hin. Die giengenSchreibversehen, statt: gingen. dann aber nicht mit in den Film. Der Film war sehr interessant, aber in Wirklichkeit gefällt mir die Orska besser. Natürlich fragen mich alle, warum ich nicht spielewarum nicht Tilly Wedekind in der Berliner „Erdgeist“-Inszenierung am Theater in der Königgrätzer Straße die Lulu spiele, sondern Maria Orska – gemeinsam mit Frank Wedekind, der dort den Dr. Schön spielte.. Frau Herzog schrieb ihrem Mann eine Kartenicht überliefert.; ich wollte Dir keine vom Lokal senden, darum kommt die an DichDie erst am 27.3.1917 abgestempelte Bildpostkarte mit einem Foto von Maria Orska als Bildmotiv [vgl. Tilly Wedekind, Ida Rosenbusch, Lida von Wedell, Erna Morena an Frank Wedekind, 22.3.1917] ist vor dem vorliegenden Brief geschrieben worden. mit dem Bild der Orska leider später.

Die Orska schrieb mir heute eine Kartenicht überliefert. Maria Orska bedankte sich für Tilly Wedekinds telegrafischen Glückwunsch zu ihrem 24. Geburtstag am 16.3.1917. u. dankte für den | Glückwunsch. Sie schrieb wie begeistert sie von Dir seiWedekind seinerseits war auch begeistert von Maria Orska als Lulu-Darstellerin in der Berliner „Erdgeist“-Inszenierung (siehe oben); Zusammenarbeit und Wertschätzung sind im Tagebuch dokumentiert am 9.3.1917 („Um zwölf Uhr ½stündige Probe mit meiner Partnerin Maria Orska [...] Vorstellung Erdgeist Hotel Esplanade mit Orska und zwei Baronen Bleichröder“), 10.3.1917 („Sechs Uhr Probe mit Orska von 3 Akt Schluß. | Vorstellung Erdgeist“), 15.3.1917 („Erdgeist 4. [...] Orska: Es ist jedesmal schöner!“), 18.3.1917 („Erdgeist 5. Neue Stellung mit Maria Orska“), 31.3.1917 („Erdgeist 10. Daysy Maria lobt meine Sprache“), 2.4.1917 („Erdgeist 11. Orska: Heute hats mich wieder ganz Begeistert. Wenn ich die Kraft dazu hätte ich würde auch am Vormittag Erdgeist spielen. Kuß Gehe mit ihr und Graf Gneisenau zum Theater“) und 7.4.1917 („Erdgeist 13. Orska: Es war mir eine Freude, ich sollte lieber sagen Es war mir ein Glück“). u. ob ich Dich nicht mal bewundern käme. Aber ich glaube, Du hättest keine Freude.

Liebster, Einziger hoffentlich kommt jetzt die Zeit wo wir uns gemeinsam des Lebens freuen können, ich möchte es so gerne!

Hoffentlich geht es Dir recht, recht gut! Innigsten Kuss
Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Briefkarte. 18 x 9 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die zweite Briefkarte – Seite 3, wie Seite 1 mit aufgeprägtem Monogramm (hier nicht wiedergegeben) – ist zu Beginn mit „II.“ beziffert (ebenfalls nicht wiedergegeben). Wedekind hat am rechten Rand auf Seite 1 mit rotem Buntstift das Datum „22.3.17“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    22. März 1917 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
447-448
Briefnummer:
686
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.3.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

24.02.2023 09:29