T. W.
(Dies kam zurückder vorliegende Brief (mit Beilage). „Der Brief kam zurück, weil Wedekind bereits nach Burghausen abgereist war.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 329] Der Zusatz am Briefanfang ist insofern später geschrieben (beim nochmaligen Versand)..)der vorliegende Brief (mit Beilage). „Der Brief kam zurück, weil Wedekind bereits nach Burghausen abgereist war.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 329]
Mittwoch, 28.II.17
Geliebter, ich möchte Dir nur auch heute innige Grüße senden.
Ich sehne mich nach einer Nachricht von Dir!
Hast Du es gut getroffen in Mühldorf? Wann gehst Du nach Burghausen
u. wie lange denkst Du, dass Du dort bleibst? Ist die Verpflegung gut? | Es ist
wohl viel Schnee? Hier hat es auch geschneit u. ist sehr nass. Draußen wird es frieren
denk’ ich.
Gestern war ich in der Tanzstunde„Tilly Wedekind nahm seit längerer Zeit bereits Tanzunterricht“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 329]. u. bei Frau Dr. Pariser, Frau
AlfieriRegina Adler (geb. Schmid), Gattin von Dr. jur. Moritz Adler, genannt Moritz (oder Max) Alfieri in München (Steinsdorfstraße 18), „Gesangsprofessor“ [Adreßbuch für München 1918, Teil I, S. 3, 7]; sie stammte aus Bukarest, er aus Budapest, wirkte länger in Berlin, dann ab 1912 in München: „Dr. M. Alfieri, einer der angesehensten Berliner Gesangspädagogen, der seinen Wohnsitz dauernd nach München verlegt hat“ [Ernestine Schumann-Heink: Ein Gespräch mit Dr. M. Alfieri. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 426, 22.8.1912, Morgenblatt, S. 2]. war auch da. Heute hab ich niemanden gesehen.
Lieber, Liebster sei mir wieder gut u. versuch es noch
einmal mit mir! Innigst Deine Tilly
Anbei Gleichzeitig
ein Brief aus Berlinnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Carl Meinhard und Rudolf Bernauer an Wedekind, 27.2.1917. – Die Direktion des Theater in der Königgrätzer Straße in Berlin (Carl Meinhard und Rudolf Bernauer) [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 285] dürfte Frank Wedekind ein Gastspiel als Dr. Schön in der erfolgreichen „Erdgeist“-Inszenierung (Premiere: 4.11.1916) unter der Regie von Rudolf Bernauer mit Maria Orska als Lulu im Theater in der Königgrätzer Straße angeboten haben. Hintergrund ist eine Initiative Tilly Wedekinds, die Maria Orska nach deren Besuch gemeinsam mit Hanns von Bleichröder am 9.2.1917 in München, dokumentiert im Tagebuch („Zum Thee kommen Maria Orska und Herr von Bleichröder“), am 10.2.1917 einen Brief geschrieben hat, in dem es heißt: „Ich möchte Frank eine Freude machen, eine große Freude, auch wenn sie mich ein nicht geringes Opfer kostet. Und Sie können mir dabei helfen [...]. Wollen Sie die Directoren Meinhardt-Bernauer bestimmen, bei einem eventuellen Gastspiel [...] Frank vorzuschlagen ob er mit Ihnen im ‚Erdgeist‘ spielen will. Die Directoren brauchen nicht zu wissen, dass es von mir ausgeht [...]. P.S. Ich hoffe, Meinhard schreibt recht bald!“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 332f.] Maria Orska sagte zu, denn Tilly Wedekind schrieb ihr am 16.2.1917: „sehr dank ich Ihnen für Ihr Verständniss und Ihre Mithilfe!“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 333] Tilly Wedekind erinnerte sich später: „Sie antwortete mir reizend und sehr verständnisvoll. Sie sprach mit Meinhard und Bernauer, und es dauerte nicht lange, da kam der Brief der Direktoren mit der Einladung an Frank zu einem Gastspiel als Dr. Schön in der Erdgeist-Aufführung mit Maria Orska.“ [Wedekind 1969, S. 174].