München,
18.I.14.
Geliebtester Frank, heute Sonntag haben wir
wieder Jenny u. Hypolit eingeladen. Vormittag waren wir im National MuseumFür das Nationalmuseum (Prinzregentenstraße 3) galt: „Freier Eintritt am Sonntag“ [Adreßbuch für München 1914, Teil III, S. 161]., nach
Tisch giengen wir mit den Kindern spazieren. 2 Mädchen hatten Ausgang. Nach dem
Caffée richteten wir das Theater her u. Jenny u. ich spielten den Kindern |
Rotkäppchen vor. Alle drei waren sehr
entzückt u. Jenny u. ich nicht minder. Nachdem Jenny u. Hypolit gegangen waren,
brachte ich die Kinder zu Bett u. werde jetzt noch Franziska wiederholenweiteres Memorieren der Titelrolle von „Franziska“ nach der Ende 1913 fertiggestellten „Bühnenausgabe in gebundener Rede“ [KSA 7/II, S. 996].. Wann ist die Premiere?Die Uraufführung von „Simson“ im Lessingtheater in Berlin fand am 24.1.1914 statt. Ich konnte bis jetzt nichts
in der Zeitung darüber finden. Ja, Frau Dr. HalbeLuise Halbe (geb. Heck), die Gattin Max Halbes. hat früher angerufen. Sie
fahren morgen abend zu seiner Pre|miereDie Berliner Premiere von Max Halbes Stück „Freiheit. Ein Schauspiel von 1812“ (uraufgeführt am 28.9.1913 im Münchner Schauspielhaus) in den Kammerspielen des Deutschen Theaters unter der Regie von Eduard von Winterstein war für den 23.1.1914 angekündigt: „Morgen, Freitag, geht in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Max Halbes Schauspiel von 1812 ‚Freiheit‘ zum erstenmal in Szene. Der Dichter ist in Berlin eingetroffen, um an der Premiere seines Werkes teilzunehmen.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 43, Nr. 39, 22.1.1914, Abend-Ausgabe, S. (2)] Sie wurde allerdings „wegen Erkrankung eines Hauptdarstellers [...] verschoben“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 38, 23.1.1914, Abend-Ausgabe, S. 7] – zunächst auf „Mitte Februar“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 47, 29.1.1914, Morgen-Ausgabe, S. 8], sie fand dann aber erst am 28.4.1914 statt. nach Berlin u. wollten Dir Karten dazu
schicken. Dafür hätten sie gerne Karten zu „Simson“. Ich gab ihr Deine Adresse.
Ihre Adresse ist: Charlottenstr. 53, bei Frau SternBertha Stern (geb. Adler) in Berlin (Charlottenstraße 53) war dort Inhaberin eines „Pensionats“ [Berliner Adreßbuch 1914, Teil I, S. 3150]., wenn ich recht verstanden habe.
Ich hoffe, dass die Probenfür die anstehende Uraufführung von „Simson“ (siehe oben). nicht zu anstrengend sind u. Du keine
Unannehmlichkeiten hast! Hast Du Heine’s | schon gesehen? Sage ihnen bitte
viele Grüße von mir. Die Abende verbringst Du hoffentlich angenehm. Wie ist’s
mit Cassirer?
Gestern war ich mit Jenny im „Rosenkavalier“Tilly Wedekind besuchte mit ihrer Cousine Eugenie (Jenny) von Sadkowski am 17.1.1914 im Münchner Hoftheater die Oper von Richard Strauss mit dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal (1911): „Der Rosenkavalier. Komödie für Musik in 3 Aufzügen von Hugo v. Hofmannsthal. Musik von Richard Strauß“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 30, 17.1.1914, General-Anzeiger, S. 2].. Ich hatte
eingereichtvon Einreichkarte = Freikarte, auf die eine Steuer erhoben wurde.. 1 M. Steuer für beide Plätze XI. Reihe. Sei nicht böse, dass ich oft in’s
Theater gehe, ich gehe so gern. Der letzte Act gefiel mir am Besten! Nachher
fuhr ich gleich nach Hause. Das Kärtchennicht überlieferte Briefkarte; erschlossenes Korrespondenzstück: Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 18.1.1914. schrieb Anna Pamela heute Früh.
Innigste Küsse, Deine Tilly