T. W.
München,
30.VIII.13.
Innigst geliebter Frank,
ich danke Dir tausendmal für Deinen lieben, ausführlichen Briefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.8.1913.!
Ich bin so froh, dass Du eine angenehme Fahrt gehabt hast, und dass die Dinge
in Berlindas anstehende „Franziska“-Gastspiel an den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin (Direktion: Max Reinhardt) vom 5.9.1913 bis 29.9.1913 (25 Vorstellungen), bei dem Frank Wedekind die Regie führte und die Rolle des Veit Kunz spielte, Tilly Wedekind die Titelrolle – mit der Aussicht, möglicherweise noch andere Stücke zu spielen, was sich nicht realisierte. offenbar gut stehen. Ich werde also die Sachen für „König Nicolo“ und
„Erdgeist“ einpackenvon Kostümen für „König Nicolo“ und „Erdgeist“, die dann nicht benötigt wurden, da beide Stücke im Rahmen des Gastspiels 1913 nicht zur Aufführung kamen., damit sie nachgeschickt werden können. |
Deine Notizbücherirrtümlich statt Wedekinds Tagebuch und Kontobuch, die er zu schicken gebeten hat [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.8.1913]; seine Frau hat die Sendung wie im vorliegenden Brief angekündigt am 31.8.1913 auf die Post gegeben [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 31.8.1913], wohl mit einem nicht überlieferten Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 31.8.1913. suche ich gleich heraus, gebe sie aber lieber
morgen Früh auf der Post auf. Die Uhr bringe ich mit. Gleichzeitig mit diesem
Brief gebe ich drei Briefevgl. Elias Tomarkin an Wedekind, 27.8.1913 – sowie zwei nicht überlieferte Briefe (Absender nicht sicher belegt); erschlossene Korrespondenzstücke: Georg Müller an Wedekind, 29.8.1913 (vermutlich eine Antwort auf Wedekinds Brief an seinen Verleger [vgl. Wedekind an Georg Müller, 24.8.1913], der seinen Beitrag zum Jubiläumskatalog zum 10jährigen Bestehen des Verlags betraf); Eugen Frankfurter an Wedekind, 29.8.1913 (der Literaturagent hat nach Wedekinds Brief an ihn [vgl. Wedekind an Eugen Frankfurter, 12.8.1913] beim Stuttgarter Hoftheater am 16.8.1913 mit einer Anfrage an den Intendanten Joachim Gans Edler zu Putlitz [Staatsarchiv Ludwigsburg, Akte Frank Wedekind, E 18 VI Bü 1305] Erkundigungen zu einem geplanten, dann aber nicht realisierten Gastspiel eingeholt und dürfte Wedekind über die Ergebnisse informiert haben). u. zwei Correktursendungennicht überlieferte Begleitschreiben zur Sendung von Korrekturbögen wohl einerseits für einen der im Jahr 1913 erscheinenden Bände der „Gesammelten Werke“ sowie andererseits für das Drama „Simson“, dessen Druckvorlage Wedekind am 6.8.1913 seinem Verleger übergeben hatte und das vordatiert auf 1914 noch 1913 erschien [vgl. KSA 7/II, S. 1266]; erschlossene Korrespondenzstücke: Georg Müller Verlag an Wedekind, 28.8.1913 und 29.8.1913. auf. Verzeih mir, die
eine Korrektur kam schon gestern u. ich dachte gar nicht daran, dass ich sie
Dir nachschickenHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 30.8.1913. muss. Hoffentlich bist Du mir deshalb nicht böse.
Es tut mir furchtbar leid.
Aber ich bin müde von den vieler|lei Dingen an die ich zu denken
habe, und die ich besorgen muss. Ich hoffe, Du hast daher ein bischen Nachsicht
mit mir. Gestern habe ich noch für „Franziska“ alles fertig gepackt. Heute habe
ich vieles besorgt, das Geld geholt etz. Meine ElternEduard und Mathilde Newes [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 29.8.1913]. habe ich nur einen Moment gesehen, nach Tisch.
Martha war mit mir in der Stadt. Ich hoffe, dass ich morgen mit dem Einpacken
möglichst weiter komme, damit ich die beiden, letztenSchreibversehen, statt: beiden letzten. Tage nicht zuviel zu tun
habe. |
Die Kinder waren spazieren. Nach Tisch waren beide sehr lustig
u. herzig. Im Institut Savaète war ich noch einmal wegen des Eintrittswegen Pamela Wedekinds Einschulung am 6.9.1913 [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 224] in das von Artur und Helene Savaëte geleitete Institut Savaète (Ludwigstraße 7), eine „Private höhere Mädchenschule mit Pensionat“ [Adreßbuch für München 1914, Teil II, S. 396], 1817 gegründet (so in den Anzeigen des Instituts); das „Institut Savaète [...] Höhere Mädchenschule mit Pensionat“ machte die Termine des Schulbeginns kurz vor dem neuen Schuljahr bekannt: „a) Beginn der Volksschulklasse: 5. September 9 Uhr vorm. b) Beginn der Höheren Mädchenschule: 16. Sept. 9 Uhr vorm.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 66, Nr. 442, 30.8.1913, Vorabendblatt, S. 6] Tilly Wedekind hat diese Auskünfte dem vorliegenden Brief zufolge auch vor Ort erhalten, mit dem Unterschied, dass der Schulbeginn der Erstklässlerinnen auf den 6.9.1913 (einen Samstag) gelegt war., da ich
doch nicht da sein werde. Die ersten Klassen
fangen also schon am 6. an, heute in 8 Tagen. Nur die späteren Klassen der
höheren Töchterschule gehen erst am 16. an. Es wird ja für Anna Pamela auch die
beste Zerstreuung sein, wenn wir nicht da sind, dass sie zur Schule geht. Sie
freut sich schon sehr darauf. Deine Küsse habe ich ihnen
noch im Bettchen gegeben; sie schicken Dir auch viele Küsse. Ich gehe so bald
wie möglich schlafen. In treuer Liebe küsst Dich innigst,
Deine Tilly