Geliebter
Frank,
ich hatte beiliegenden Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: František Zavřel an Wedekind, 4.8.1913. – Dem Kuvert dürfte der nachfolgenden Bemerkung zu den Theaterkarten (siehe unten) zufolge zu entnehmen gewesen sein, dass der nicht überlieferte Brief vom Künstlertheater kam. Die Direktion des Münchner Künstlertheaters lag in den Händen von Georg Fuchs und František Zavřel („Franz Zavrel“), der auch die Oberregie führte [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 563] und der angesichts seiner Verbindungen zu Wedekind als Absender anzunehmen ist. geöffnet, weil ich dachte es
seien vielleicht Karten für heute AbendWedekind notierte am 5.8.1913: „Mikado im Künstlertheater T.St. mit Tilly und Frau Rosenthal“ [Tb]. Er besuchte mit seiner Frau und Therese Rosenthal (mit ihnen war er anschließend in der Torggelstube) um 20 Uhr (Ende gegen 22.15 Uhr) eine Vorstellung der Operette „Der Mikado“ (Premiere: 11.7.1913) unter der Regie von František Zavřel am Münchner Künstlertheater (Direktion: Georg Fuchs, „Franz Zavrel“): „Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Musik von Arthur Sullivan“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 66, Nr. 397, 5.8.1913, General-Anzeiger, S. 2]. drin. Die RosenthalWedekind notierte am 5.8.1913 zu Therese Rosenthal, die abends mit ihm und seiner Frau die Vorstellung „Der Mikado“ im Künstlertheater besuchte (siehe oben): „Zum Thee Frau Therese Rosenthal“ [Tb]. war nicht mehr zu
Hause. Ich ließ sie bitten, sie möchte um 1 Uhr antelephonieren
| ob sie in Mikado war. Für Mittags hat sich die VaneSibyl Vane (Pseudonym nach der weiblichen Hauptfigur in Oscar Wildes Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“), inzwischen Schauspielerin am Schauspielhaus in Frankfurt am Main [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 433], eine „Freundin“ [Wedekind 1969, S. 209, 230] Tilly Wedekinds, war die Tochter des Theaterdirektors Benno Koebke [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912], die in der Todesanzeige ihres Vaters den Namen Sibylle Grüder trägt [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 80, Nr. 155, 9.6.1927, S. 12], in erster Ehe mit Otto Weber verheiratet [vgl. Verlobte. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 255, 9.11.1907, Morgenblatt, S. 3], in zweiter Ehe mit Paul Grüder [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.1.1914]. angesagt. Es passt mir
zwar heute gar nicht, aber nun konnte ich nicht mehr nein sagen. Ich geh’ jetzt
mit den Kindern, da AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] zum Zahnarzt muss u. komme nach 1 Uhr nach Hause.
Innigst, Tilly