Lenzburg,
2.VISchreibversehen, statt: VII..13.
Geliebter Frank,
ich danke Dir für Deine freundlichen Zeilenvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 30.6.1913. betreff
Zürich’s. Ich habe die Sache hin u. her überlegt und werde nun doch nicht
fahren. „Wenn man im Zweifel darüber ist, ob man dieses oder jenes tun soll –“
Ich hatte „Emma für ihre Freundlichkeit„Emma Wedekind war Martha Newes offenbar am 3.6.1913 beim Umsteigen auf dem Zürcher Bahnhof behilflich gewesen“, als diese Pamela und Kadidja, die Töchter ihrer Schwester Tilly Wedekind, von München „zur Großmutter nach Lenzburg brachte.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 216] Frank Wedekind hatte seinen Bruder in Zürich darum gebeten, was dieser zusagte [vgl. Armin Wedekind an Frank Wedekind, 2.6.1913] und seine Gattin Emma Wedekind (geb. Frey) die Schwester der Schwägerin mit den Kindern am Bahnhof in Zürich zur Weiterreise nach Lenzburg in Empfang nahm. zu Martha
gedankt, u. geschrieben ich würde mich freuen sie zu sehen. Nun könnten sie ja
auch kommen, sie brauchen ja nicht gleich alle zu kommen. Emma telephonierte ob
ich nicht kommen wolle. | Ich habe mich damit ausgeredet, dass AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] nicht wohl
ist. Das ist auch Tatsache. Darum Sie hat immer mit ihren Zähnen zu tun.
Darum ließ ich gestern die Köchin„die Köchin Isabella“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912]. aus München kommen u. Anna fährt morgen
zurück nach München, um sich da, wo sie in der Krankenkasse ist, endlich ihre
Zähne richten zu lassen. Dafür ist dann Ruhe, wenn wir wieder alle zu Hause
sind. Sie fährt natürlich 3. Classe. Die Dritte„Gemeint ist die Zugehfrau der Familie Wedekind.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 216] hab’ ich beurlaubt.
Nun will ich lieber einige Tage zu Hause bleiben, damit sich
die Andere eingewöhnt u. dann Bescheid weiß. Und Samstag kommt Mieze. Sonntag
singt sie hierErika Wedekind sang am 6.7.1913 in Lenzburg auf einem Wohltätigkeitskonzert „zugunsten der Kinderfürsorge“ [Ein Wohltätigkeitskonzert in Lenzburg. In: Neue Zürcher Zeitung, Jg. 134, Nr. 187, 8.7.1913, 2. Abendblatt, S. (2)], zugleich ihr Abschiedskonzert von der Bühne [vgl. Erika Wedekinds Rücktritt. In: Oberländer Tagblatt, Jg. 37, Nr. 180, 5.8.1913, S. (1)].. | Nächste Woche ist das Jugendfesttraditionelle jährliche Festveranstaltung in Lenzburg [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 181], die in diesem Jahr am 11.7.1913 (Freitag) stattfand. u. ausserdem will Frau
Henckell mich nächste Woche mit nach Luzern nehmen. Voriges Jahr hatte ich
abgesagt. Nun würde ich es diesmal gern annehmen,
wenn es Dir recht ist. So ist die Ruhe der letzten Wochen so wie so dahin. Und wenn
Du Deinen Angehörigen in Zürich wirklich freundschaftlich gesinnt bist, so
finde ich es viel besser, wenn wir dann, sobald Du hier bist, zusammen
herüberfahren oder auf der Rückreise einen Tag Station machen.
Das Geld kam gestern abends. 245.70 Frs. Ich
danke Dir vielmals dafür. Ich gab es gleich | Mama. Sie meint, mit der Hälfte
wird sie bis Mitte Juli auskommen. Frau Henckell war gestern Nachmittag hier,
aber ich war mit den Kindern u. Anna spazieren. So gieng ich heute Vormittag zu ihr. Sie kann sich an Frau Dr. Barth geb. Ida
LonbarderSchreibversehen, statt: Lamparter. sehr gut erinnern. Sie wusste gleich Bescheid als ich sagte, der
Correspondent des Berl. Tag. in RomHans Barth, seit 1886 Korrespondent des „Berliner Tageblatt“ in Rom, wo Wedekind ihn persönlich kennenlernte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 24.6.1913] und sich mehrfach mit ihm traf.. Sie hat sie aber seit ihrem 18. Jahreseit 1881/82 – am 26.8.1881 wurde die in Reutlingen geboren Emilie Henckell (geb. Schauwecker) 18 Jahre alt. nicht gesehen.
Sie sagte, sie habe erwachsene KinderHans Barth und seine Frau Ida Barth (geb. Lamparter) hatten eine Tochter (nicht identifiziert). u. sie führten ein sehr gastliches Haus. Wenn Du sie wiedersiehst grüße sie von
Fr. Henckell
u. mir. Nun lebwohl u. sei herzlich umarmt,
von Deiner Tilly