Kennung: 3595

Lenzburg, 2. Juli 1913 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Lenzburg, 2.VISchreibversehen, statt: VII..13.


Geliebter Frank,

ich danke Dir für Deine freundlichen Zeilenvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 30.6.1913. betreff Zürich’s. Ich habe die Sache hin u. her überlegt und werde nun doch nicht fahren. „Wenn man im Zweifel darüber ist, ob man dieses oder jenes tun soll –“

Ich hatte Emma für ihre Freundlichkeit„Emma Wedekind war Martha Newes offenbar am 3.6.1913 beim Umsteigen auf dem Zürcher Bahnhof behilflich gewesen“, als diese Pamela und Kadidja, die Töchter ihrer Schwester Tilly Wedekind, von München „zur Großmutter nach Lenzburg brachte.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 216] Frank Wedekind hatte seinen Bruder in Zürich darum gebeten, was dieser zusagte [vgl. Armin Wedekind an Frank Wedekind, 2.6.1913] und seine Gattin Emma Wedekind (geb. Frey) die Schwester der Schwägerin mit den Kindern am Bahnhof in Zürich zur Weiterreise nach Lenzburg in Empfang nahm. zu Martha gedankt, u. geschrieben ich würde mich freuen sie zu sehen. Nun könnten sie ja auch kommen, sie brauchen ja nicht gleich alle zu kommen. Emma telephonierte ob ich nicht kommen wolle. | Ich habe mich damit ausgeredet, dass AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] nicht wohl ist. Das ist auch Tatsache. Darum Sie hat immer mit ihren Zähnen zu tun. Darum ließ ich gestern die Köchin„die Köchin Isabella“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912]. aus München kommen u. Anna fährt morgen zurück nach München, um sich da, wo sie in der Krankenkasse ist, endlich ihre Zähne richten zu lassen. Dafür ist dann Ruhe, wenn wir wieder alle zu Hause sind. Sie fährt natürlich 3. Classe. Die Dritte„Gemeint ist die Zugehfrau der Familie Wedekind.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 216] hab’ ich beurlaubt.

Nun will ich lieber einige Tage zu Hause bleiben, damit sich die Andere eingewöhnt u. dann Bescheid weiß. Und Samstag kommt Mieze. Sonntag singt sie hierErika Wedekind sang am 6.7.1913 in Lenzburg auf einem Wohltätigkeitskonzert „zugunsten der Kinderfürsorge“ [Ein Wohltätigkeitskonzert in Lenzburg. In: Neue Zürcher Zeitung, Jg. 134, Nr. 187, 8.7.1913, 2. Abendblatt, S. (2)], zugleich ihr Abschiedskonzert von der Bühne [vgl. Erika Wedekinds Rücktritt. In: Oberländer Tagblatt, Jg. 37, Nr. 180, 5.8.1913, S. (1)].. | Nächste Woche ist das Jugendfesttraditionelle jährliche Festveranstaltung in Lenzburg [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 181], die in diesem Jahr am 11.7.1913 (Freitag) stattfand. u. ausserdem will Frau Henckell mich nächste Woche mit nach Luzern nehmen. Voriges Jahr hatte ich abgesagt. Nun würde ich es diesmal gern annehmen, wenn es Dir recht ist. So ist die Ruhe der letzten Wochen so wie so dahin. Und wenn Du Deinen Angehörigen in Zürich wirklich freundschaftlich gesinnt bist, so finde ich es viel besser, wenn wir dann, sobald Du hier bist, zusammen herüberfahren oder auf der Rückreise einen Tag Station machen.

Das Geld kam gestern abends. 245.70 Frs. Ich danke Dir vielmals dafür. Ich gab es gleich | Mama. Sie meint, mit der Hälfte wird sie bis Mitte Juli auskommen. Frau Henckell war gestern Nachmittag hier, aber ich war mit den Kindern u. Anna spazieren. So gieng ich heute Vormittag zu ihr. Sie kann sich an Frau Dr. Barth geb. Ida LonbarderSchreibversehen, statt: Lamparter. sehr gut erinnern. Sie wusste gleich Bescheid als ich sagte, der Correspondent des Berl. Tag. in RomHans Barth, seit 1886 Korrespondent des „Berliner Tageblatt“ in Rom, wo Wedekind ihn persönlich kennenlernte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 24.6.1913] und sich mehrfach mit ihm traf.. Sie hat sie aber seit ihrem 18. Jahreseit 1881/82 – am 26.8.1881 wurde die in Reutlingen geboren Emilie Henckell (geb. Schauwecker) 18 Jahre alt. nicht gesehen. Sie sagte, sie habe erwachsene KinderHans Barth und seine Frau Ida Barth (geb. Lamparter) hatten eine Tochter (nicht identifiziert). u. sie führten ein sehr gastliches Haus. Wenn Du sie wiedersiehst grüße sie von Fr. Henckell u. mir. Nun lebwohl u. sei herzlich umarmt,
von Deiner Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß. 13,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Brief ist irrtümlich falsch datiert (auf den 2.6.1913 statt 2.7.1913).

  • Schreibort

    Lenzburg
    2. Juli 1913 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Rom
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
259-261
Briefnummer:
394
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 2.7.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 16:56