Lenzburg,
30.VI.13.
Geliebter Frank,
ich danke Dir vielmals für Deinen so ausführlichen Briefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.6.1913. und
für den Auftrag wegen des Geldes. Natürlich kommt es übermorgen noch früh
genug. Zum/r/ Angelegenheit Orlow kann ich nichts sagen, da ich ja den
Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Ida Orloff an Wedekind, 25.6.1913. nicht kenne. Aber entweder sind eben Freundinnen
uninteressant u. langweilig oder sie sind interessant und gefährlich. Es ist
schwer die Richtige zu finden. |
„Das Leben ist schwer“ wie EmmaEmma Wedekind (geb. Frey), Gattin von Frank Wedekinds Bruder Armin Wedekind, dem Arzt in Zürich. sagt u. sich dabei auf den Divan
legt. Da lob ich mir doch immer noch die Familie. Sowohl Deine als auch die
meine. Aber im Handumdrehen ist man dann auf einmal das, was man einen
PhilisterKleinbürger, Spießer. nennt? Übrigens hoffe ich schon mit Mieze gut auszukommen u. den richtigen
Ton zu treffen. Ich werde möglichst zu vermeiden suchen mit ihr über
Unangenehmes zu sprechen. Auch Mama habe ich, glaube ich, nicht zu viel gesagt.
Und mit Mama kann man ja so gut über alles sprechen. | Auf Deiner letzten Kartevgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 26.6.1913.
schriebst Du, dass Du noch etwa 14 Tage in Rom zu bleiben gedenkst. Willst Du
Dir denn sonst nichts ansehen? Es wäre freilich schön, wenn Du noch hierher
kämst, aber wenn ich nicht länger hier bleiben kann als bis Mitte Juli, Du aber
länger in Italien bleiben wolltest, müsste ich eben schließlich allein mit den
Kindern nach München zurück. Nun, das alles besprechen wir wohl noch später.
Diese Woche sind wir ja noch allein, u. nächste Woche werde ich ja sehen wie es
mit Mieze | ist. Dann können wir uns besprechen.
Heute ist Gott sei Dank ein herrlicher Tag u. es ist
Hoffnung, dass es so bleibt. Hoffentlich hast auch Du schönes Wetter.
Nun leb wohl für heute u. lass es Dir gut gehen. Mama grüßt Dich
herzlichst, die Kinder schicken Küsse. Die Kleine will immer: „Papa Bief
scheiben.“ Sie spricht jetzt schon viel. Anna Pamela ist
fast immer im Freien, auch wenn es nicht so schön ist.
In treuer Liebe umarmt Dich innigst,
Deine Tilly |
Geliebter Frank,
leider kann ich das alles nicht für Dich beantworten. Ein Rechtsanwalt
Eckstein aus Brünn schickt Hidalla einHinweis auf einen nicht überlieferten Begleitbrief zu einem Exemplar von „Hidalla“ (1904), in dem um eine Widmung in das Buch gebeten ist; erschlossenes Korrespondenzstück: Jakob Eckstein an Wedekind, 27.6.1913. – Der Rechtsanwalt Jakob Eckstein in Brünn (Richard Wagnergasse 6) ist verzeichnet unter „Advokaten (Doktoren der Rechte)“ [Adreßbuch von Brünn 1914, Teil IV, S. 429]., mit der Bitte um eine Widmung. Soll ich
das auch nachschicken? Die Zeitschriften schicke ich nicht nach wenn es Dir recht ist.
Nochmals innigst,
Tilly.
30.VI.13.