München, 13.X.1915irrtümlich datiert, statt: 1.10.1915; dem Briefinhalt zufolge schrieb Wedekind den Brief am 1.10.1915 in München, am Tag nach seiner Rückkehr aus der Schweiz (siehe unten)..
Sehr verehrter Herr Fritz Engel!
Empfangen Sie besten Dank für Ihre freundliche Zuschriftnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Fritz Engel an Wedekind, 29.9.1915. Fritz Engel hat einen wohl ähnlich lautenden Brief am 7.10.1915 an Gerhart Hauptmann geschrieben (eine zweite Anfrage mit demselben Anliegen), in dem es heißt: „Die Kleiststiftung wird noch in diesem Jahre ein Jahrbuch erscheinen lassen, das ein Spiegelbild des geistigen Lebens in der Kriegszeit darstellen will und zugleich Ausblicke auf die Zukunft und die kommende Entwicklung der deutschen Kultur geben soll. / Ihren Aufgaben entsprechend will die Kleiststiftung […] auch in diesem Buche die neuen Talente zu Wort kommen lassen. Sie sollen aber geführt werden von Männern der Wissenschaft, der Kunst und des öffentlichen Lebens, die seit langem als die geistigen Führer in Deutschland gelten.“ Er formulierte dann die Bitte, „dieses Jahrbuch, das zu einem Kulturdokument der Kriegszeit werden soll, durch einen Beitrag zu unterstützen, indem Sie zu einer wichtigen Frage des deutschen Geisteslebens Stellung nehmen. Das nur einmal erscheinende Jahrbuch der Kleiststiftung soll kein Kriegsbuch werden, wohl aber soll es im erhöhten Sinne den Geist der Zeit widerspiegeln und die Erweiterung der deutschen literarischen Interessen in Politik, Philosophie und sozialem Leben zu erkennen geben.“ [Staatsbibliothek Berlin, GH Br NL A: Engel, Fritz 1, 12-13] Der gedruckte Briefkopf nennt die „KLEISTSTIFTUNG“ und den Ort „BERLIN“, der maschinenschriftliche Brief ist am Schluss nach dem Verfassernachweis „Der Vorstand der Kleist-Stiftung“ von Fritz Engel eigenhändig unterschrieben.,
die ich gestern Abendam 30.9.1915, an dem Wedekind aus der Schweiz zurückkehrte: „Prachtvolle Rückfahrt von Lenzburg [...] nach München [...]. Abends [...] Hoftheaterrestaurant“ [Tb]., aus der Schweiz zurückgekommen, vorfand. Es wird mir
eine große Freude sein, für das Buch der KleiststiftungDer geplante Band (siehe oben) ist nicht erschienen. Informationen über das Buchprojekt gibt Fritz Engels Brief an Gerhart Hauptmann vom 7.10.1915: „Die Redaktion dieses nur einmal erscheinenden Jahrbuches, dessen gesamter Reinertrag der Kleist-Stiftung zufällt, wurde Herrn Dr. Hans Landsberg übertragen. Das Buch erscheint im Verlage Erich Reiss, Berlin W Wichmannstr. 10, an den wir Ihre Zuschrift freundlichst zu richten bitten.“ [Staatsbibliothek Berlin, GH Br NL A: Engel, Fritz 1, 12-13]. Die Adresse des Erich Reiß Verlags war neuerdings zugleich die Geschäftsadresse der Kleiststiftung: „Kleist-Stiftung, Berlin W 62, Wichmannstraße 10 (Verlag Erich Reiß)“ [vgl. Die Hauptversammlung der Kleist-Stiftung. In: Berliner Tageblatt, Jg. 44, Nr. 208, 24.4.1915, Abend-Ausgabe, S. (3)]. einen Beitrag zu
liefern, nur muß ich mich einiger Vorsicht befleißen, da die Polizei gleich zu
Beginn des Krieges meine Produktion überall als ,,unerwünscht“ bezeichnet hat
und mir bisher die Aufgabe, in eine andere Haut zu schlüpfen, noch nicht recht
gelungen ist. Trotzdem hoffe ich bestimmt, für das Kleistbuch etwas verwendbares
schicken zu können.
Mit verbindlichen Grüßen Ihr ergebener
Frank Wedekind.