Kennung: 3406

Königsberg, 4. November 1911 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

Grd. Hôtel Deutsches Haus
Otto Kahl
Vornehmstes und grösstes Hôtel am Platz
Ruhige Lage im Mittelpunkt der Stadt
Festsäle, Konferenz- und Ausstellungszimmer
: Appartements mit Bad : Automobil :
Restaurant Weingrosshandlung
Telephone: Nr. 14, 3339, 3211


Königsberg i.Pr., 4. November 1911.


Geliebte Tilly!

Obschon ich heute keinerlei Nachricht von Dir erhielt schreibe ich Dir noch kurz vor dem Vortrag. Es ist sechs Uhr, um 8 Uhrum 20 Uhr, dem Beginn von Wedekinds Lesung im Grand Hotel Deutsches Haus in Königsberg (wo er auch logierte). beginnt er. Morgenam 5.11.1911, an dem die dritte und letzte Vorstellung seines Gastspiels in „König Nicolo“ im Neuen Schauspielhaus (siehe unten) in Königsberg stattfand, wie Wedekind notierte: „Nicolo 3. Vorstellung.“ [Tb] bin ich vielleicht zu abgespannt zu einem Brief, zumal ich nachher mit dem JurnalistenSchreibversehen, statt: Journalisten. – Gemeint ist Ludwig Goldstein, Feuilletonchef der „Königsberger Hartungschen Zeitung“, mit dem Wedekind nach der letzten Vorstellung seines Gastspiels in „König Nicolo“ im Neuen Schauspielhaus in Königsberg am 5.11.1911 zusammen war (außerdem mit Josef Geißel, Direktor des Neuen Schauspielhauses, und dessen Frau): „Nachher mit Goldstein Geißel und Frau im Deutschen Haus und Kaiser Friedrich Café.“ [Tb] Wedekind hat ihn am 1.1.1911 bei seinem Besuch der Redaktion der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ kennengelernt: „Redaktion der Hartungschen Dr. Goldstein.“ [Tb] und Schriftstellern zusammen sein soll. Gestern Abend hatte ich eben eine Carte an Dich begonneneine Bildpostkarte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 3.11.1911]. als mich ein Redakteur Georg Müller (unten im Brief namentlich genannt), Redakteur für Lokales und Allgemeines bei der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ (zeitweise stellvertretender Chefredakteur). Wedekind notierte am 3.11.1911 sein Treffen mit ihm: „Abends mit Redakteur Müller und Frau im Zentralhotel und Café Bauer.“ [Tb] Er hat ihn am 31.10.1911 bei seinem Besuch der Redaktion der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ kennengelernt: „Redaktion der Hartungschen Redakteur Müller.“ [Tb] Wedekind bedankte sich nach seiner Rückkehr von der Gastspielreise für die angenehmen mit ihm verbrachten Stunden [vgl. Wedekind an Georg Müller, 11.11.1911].überraschte. Wir schriebenHinweis auf eine nicht überlieferte Postkarte oder Bildpostkarte; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind und Georg Müller an Georg Schaumberg, 3.11.1911. dann noch an Georg SchaumbergerSchreibversehen, statt: Schaumberg. – Georg Schaumberg war 1890 in München Gründungsmitglied der Gesellschaft für modernes Leben und Mitherausgeber der Anthologie „Modernes Leben. Ein Sammelbuch der Münchner Modernen“ (1891), in der eine Reihe von Gedichten Wedekinds erschienen sind [vgl. KSA 1/I, S. 920f., 964f., 1039f., 1108, 1113, KSA 1/II, S. 1631, 1775f.]. Der Schriftsteller Georg Schaumberg (Hofmann-Schaumberg) lebte nach wie vor in München (Leopoldstraße 67) [vgl. Adreßbuch für München 1912, Teil I, S. 260, 544]. und ich vergaß daß deine Carte noch nicht fertig war und warf sie auf dem Weg zum Café in den Kasten. Im Café schrieb ich dann noch einmaleine Postkarte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 3.11.1911].. Ich hoffe Du hast beide erhalten. Morgen ist also noch einmal König Nicolo. Über die Vorstellung schrieb ich dir einiges. Die AlmaFigur aus „König Nicolo“, in Königsberg wohl gespielt von Mary Rau [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.11.1911]. sah kümmerlich aus, sprach aber nicht schlecht, wenigstens besser als alle übrigen. Nach der ersten VorstellungNach der Premierenvorstellung seines Gastspiels in „König Nicolo“ im Neuen Schauspielhaus in Königsberg am 1.11.1911 notierte Wedekind sein Beisammensein mit Josef Geißel und dessen Frau im Central-Hotel und einem Café: „Mit Direktor und Frau im Central und Café.“ [Tb] Mit dabei war dem vorliegenden Brief zufolge auch der Schauspieler Bernard Aldor (siehe unten). war ich mit dem Direktor, dem Darsteller des VertheidigersDer Verteidiger ist eine Figur aus „König Nicolo“ [vgl. KSA 4, S. 232], in der Königsberger Inszenierung dargestellt von Bernard Aldor [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 159], Schauspieler am Neuen Schauspielhaus in Königsberg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 502]. und ihren Frauen im Restaurant. Alma war nicht dabei. Nach der zweiten AufführungNach der zweiten Vorstellung seines Gastspiels in „König Nicolo“ im Neuen Schauspielhaus in Königsberg am 2.11.1911 war Wedekind zusammen mit dem Schauspieler Bernard Aldor und dessen Frau zu Gast bei Josef Geißel: „2. Vorstellung Nicolo Mit Aldor und Frau beim Direktor Geissel zu Gast.“ [Tb] war ich mit diesem Schauspieler einem RumänenBernard Aldor (siehe oben) ist in Konstantinopel geboren, in der Türkei. namens Fedor„irrtümliche Namenserinnerung Wedekinds“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 159], statt: Aldor. Im Tagebuch hat Wedekind am 2.11.1911 richtig „Aldor“ notiert. beim Direktor zu Gast. Und gestern AbendWedekind notierte am 3.11.1911 sein Beisammensein mit Georg Müller (und dessen Frau): „Abends mit Redakteur Müller und Frau im Zentralhotel und Café Bauer.“ [Tb] hatte ich mich mit Redakteur Müller, einem Bekannten von Georg Schaumberg verabredet. Tags über bummelte ich herum habe nun aber auch alle Sehenswürdigkeiten von Königsberg schon zweimal gesehen. Heute besorgte ich mir SchlafcoupéSchlafwagenabteil. für Montagder 6.11.1910, an dem Wedekind abends von Königsberg abreiste, morgens am 7.11.1911 in Berlin war und abends in München [vgl. Tb], um 20.34 Uhr, wie Wedekind im vorliegenden Brief angibt. abend. Ich wäre dann also Dienstagder 7.11.1910, an dem Wedekind notierte: „Fahrt nach München. T.St. mit Steinrück Reßner und Weigert.“ [Tb] Er war also nicht mit seiner Frau im Ratskeller, sondern mit Albert Steinrück, Carl Rößler und August Weigert in der Torggelstube. Abend um 8 Uhr 34 in München. Wenn es Dir recht ist bringen wir dann mein Gepäck nach Haus und | gehen dann vielleicht in den Ratskeller, um gemütlich zu plaudern. Ich freue mich sehr daß es Dir und den Kindern gut geht und hoffe daß es so geblieben ist. Also auf Wiedersehn auf am Dienstag Abend.

Mit innigem Kuß
Dein
Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 22,5 x 28,5 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Königsberg
    4. November 1911 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Königsberg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
260-261
Briefnummer:
377
Kommentar:
Neuedition: Vinçon 2018, Bd. 1, S. 191-192 (Nr. 289).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 4.11.1911. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 23:05