T. W.
Samstag,
20.V.11.
Geliebter Frank,
innigsten Dank für Deine liebe Kartedie am Mittwoch geschriebene, am Donnerstag erhaltene Postkarte [vgl. Frank Wedekind, Dagobert Newes, Paul Cassirer an Tilly Wedekind, 18.5.1911]. vom Donnerstag! Anna Pamela,
das liebe Kind, ist heute aufgestanden. Ich bin so froh, dass sie wieder munter
ist! Wenn schönes Wetter ist, können wir vielleicht in ein paar Tagen ausgehen.
Ich freue mich, dass Du eine gute Fahrt gehabt hast.
Hoffentlich ist im Theater auch alles in Ord|nung. Nun sind wohl alle Münchner
SchauspielerDie von der Gesellschaft Pan veranstaltete Vorstellung der „Büchse der Pandora“ am 20.5.1911 im Berliner Hebbel-Theater war ein Gastspiel des Münchner Neuen Vereins, der am 8.11.1910 eine geschlossene Vorstellung der Tragödie im Münchner Künstlertheater veranstaltet hatte. Es spielten seinerzeit in München Johanna Terwin (Lulu), Bernhard von Jacobi (Alwa Schön), Albert Steinrück (Schigolch), Frank Wedekind (Jack) und Luise Hohorst (Gräfin Geschwitz) – die Rolle der Gräfin Geschwitz wurde in Berlin von Maria Mayer gespielt. schon da u. werdet Ihr jetzt gerade ProbeWedekind hatte dem Tagebuch zufolge gleich nach seiner Ankunft in Berlin am 18.5.1911 um 11 Uhr vormittags die erste Probe („Um 11 Uhr Probe“), am 19.5.1911 im Beisein des Veranstalters Paul Cassirer (für die Gesellschaft Pan) vormittags eine zweite Probe („Um 11 Uhr Probe der Kassirer beiwohnt“) sowie nachts eine dritte („Nachtprobe bis 4 Uhr“) und am 20.5.1911 die Generalprobe („Um 11 Uhr Generalprobe“) – abends fand dann die geschlossene Vorstellung der „Büchse der Pandora“ im Hebbel-Theater statt (siehe unten). haben. Heute abendDie von der Gesellschaft Pan veranstaltete geschlossene Vorstellung der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (Regie: Albert Steinrück) im Hebbel-Theater begann um 20 Uhr [vgl. Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 235, 20.5.1911, Morgen-Ausgabe, S. 8]. Wedekind notierte am 20.5.1911: „Vorstellung der Büchse der Pandora. Ich spiele Jack zum 4 mal.“ [Tb] werde
ich in Gedanken bei Dir sein!
Hoffentlich seid Ihr nachher vergnügt beisammenWedekind notierte am 20.5.1911 nach der Vorstellung: „Nachher entsetzliches Zusammensein im Esplanade Hotel.“ [Tb], u. macht Cassirer
Dich nicht zu nervös! Vielmals dank’ ich Dir für Deine Freundlichkeit gegen
Bertl. Er schrieb mir heuteDer Brief von Dagobert Newes an seine Schwester Tilly Wedekind ist nicht überliefert. Frank Wedekind hatte ihn eingeladen, am 18.5.1911 den Abend mit ihm zu verbringen [vgl. Wedekind an Dagobert Newes, 18.5.1911]; sein Schwager holte ihn am Hotel ab und sie besuchten gemeinsam die Weinstube A. Frederich, wo sie Paul Cassirer und František Zavřel trafen: „Bertl holt mich ab wir treffen bei Frederich mit Cassirer und Zawrel zusammen.“ [Tb] einen Brief; er ist Dir sehr dankbar, dass Du ihm/n/
mitnahmst. |
Briefe sind heute keine gekommen. Vielleicht triffst Du
Harden morgen Sonntagder 21.5.1911, an dem Wedekind den Publizisten Maximilian Harden nicht traf und ihn also während seines Aufenthalts vom 18. bis 21.5.1911 in Berlin nicht getroffen hat.. Wie froh wir sind, wenn Du wieder bei uns istSchreibversehen, statt: bist., weißt Du.
Wenn Du aber noch in Berlin bleiben willst, oder sonst wohin fahren willst
Frank, so stehe ich Dir nicht im Wege.
Unser Kind lässt ihren lieben Papa vielmals grüßen! Sie näht
eben Knöpfe an.
Innigst umarmt Dich,
Deine Tilly u. Anna Pamela.