Datum, Schreibort und Zustellweg
Der 25.5.1908 ist als Ankerdatum gesetzt. Dem Brief zufolge kannte Wedekind das Drama „Wahn“ (1907) „schon seit einem vollen Jahr“ und wohl nicht erst, seit es als Buchausgabe vorlag. Es war im Herbst 1907 als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 74, Nr. 261, 8.11.1907, S. 11830], lag aber bereits im Spätsommer vor und hatte durch ein Zensurverbot von sich reden gemacht. „Das Drama ‚Wahn‘ [...], dessen Aufführung das Breslauer Polizeipräsidium verboten hat, ist jetzt als Buchausgabe erschienen“ und „die Zensur“ habe „durch ihr Verbot [...] für das jetzt erschienene Buch die beste Reklame gemacht“ [Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, Jg. 17, Nr. 36, 3.9.1907, S. 276]. Erich Ziegel hatte am Breslauer Sommertheater die Inszenierung des Dramas geplant [vgl. Schäfer 2018, S. 301], die nicht realisiert werden konnte. „Das Drama ‚Wahn‘ von Jakob Scherek, das den Ritualmord behandelt, ist von dem Breslauer Polizeipräsidenten aus ‚Gründen der öffentlichen Ordnung‘ verboten worden.“ [Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, Jg. 17, Nr. 18, 1.5.1907, S. 139] Das Stück dürfte Wedekind mit seiner Sensibilität für Zensurverbote im Frühjahr 1907 ein Begriff gewesen sein, zumal er mit Erich Ziegel, dem Direktor des Breslauer Sommertheaters, gut bekannt war und dort vom 23. bis 25.8.1906 ein „Hidalla“-Gastspiel hatte, das in der „Breslauer Zeitung“ – Jakob Scherek war von 1898 bis 1906 Redakteur der „Breslauer Zeitung“ [vgl. Brümmer 1913, Bd. 6, S. 164; Schäfer 2018, S. 300] – als „literarische Sensation“ [KSA 6, S. 569] besprochen wurde. Insofern dürfte der Brief im Frühjahr 1908 geschrieben worden sein, dem Briefinhalt zufolge in München, wo Wedekind sich vom 13. bis 21.4.1908 und dann wieder vom 24.5.1908 bis 7.6.1908 aufhielt [vgl. Tb].
Empfangsort war wohl Königsberg, wo Jakob Scherek von 1906 bis 1910 stellvertretender Chefredakteur der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ war [vgl. Jacob Toury: Wer war Jakob Scherek? In: Bulletin des Leo Baeck Instituts 75 (1986), S. 3-28, hier S. 9-11].
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Schreibort
München
25. Mai 1908 (Montag)
Ermittelt (unsicher)
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Absendeort
München
Datum unbekannt
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Empfangsort
Königsberg
Datum unbekannt