Herrn
Frank Wedekind
München.
Regina Palt/a/st Hotel
|
Montagder 25.5.1908..
Innigst geliebter Frank, ich danke Dir für Dein Telegrammvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 24.5.1908 (Telegramm).. Jetzt wirst Du Dich
hoffentlich wohler fühlen, wie in Wien; dassSchreibversehen, statt: das. kann mich doch nur freuen u. nicht
das Gegentheil. Das HotelDie „Münchner Neuesten Nachrichten“ brachten einen ausführlichen Artikel (datiert auf den 22.5.1908) über das neue Regina-Palast-Hotel (Maximiliansplatz 5), in dem es heißt, es sei „so groß und so modern für die verwöhnteste Vornehmheit angelegt, wie es hier nur ganz wenige gibt. Wir wollen es uns nicht verdrießen lassen, daß es seine äußere und innere Architektur einer vergangenen Zeit entlehnt, da die alten Stilarten den neuen Bedürfnissen gut angepaßt sind, vornehm und monumental wirken und, konsequent durchgeführt, einheitliche Wirkung erzeugen. [...] intimer [...] sind die Zimmer und Appartements für die Gäste, durch vier Stockwerke hinauf, gehalten. [...] 250 Zimmer sind es [...]. Von einem um den ganzen Bau laufenden Korridor sind sie zugänglich. [...] Nach Besichtigung durch geladene Gäste wird das Prunkhotel morgen dem allgemeinen Verkehr übergeben.“ [Das neue Regina Palast-Hotel. In: Münchner Neuesten Nachrichten, Jg. 61, Nr. 242, 23.5.1908, Vorabendblatt, S. 5] Demnach ist das Hotel am 23.5.1908 eröffnet worden und Wedekind, der es am 24.5.1908 bezogen hat, war einer der ersten Gäste. muss ja sehr schön sein. Ich las die „Münchner
| N. N.“ Ich hatte ja gar nicht daran gedacht, in München ist ja Ausstellungdie Architektur- und Kunstgewerbe-Ausstellung vom 16.5.1908 bis 31.10.1908 in München. Die „Münchner Neuesten Nachrichten“ brachten zur Eröffnung einen umfangreichen Berichtsteil „Ausstellung München 1908“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 61, Nr. 232, 17.5.1908, Vorabendblatt, S. 4-5] und berichteten kontinuierlich über die kulturelle Großveranstaltung..
Schade; wenn wir uns doch miteinander so frei u. fröhlich fühlen
könnten, wie jeder für sich allein, wie schön könnte unser Leben sein. Dahin
müssen wir unbedingt gelangen, sonst nimmt doch noch die ganze Herrlichkeit ein
böses Ende. Ich bin wieder voll guter Vorsätze, wie lieb ich künftig zu Dir
sein will.
[am rechten Rand, um
90 Grad gedreht:]
Morgen ausführlicher. Innigste Küsse von mir u. A.P. Deine Tilly