Postkarte
An
Frau Tilly Wedekind
p.a.
Herrn Eduard Newes.
in Graz (Steyermark)
Wohnung (Straße und Hausnummer) Brandhofgasse 1. |
Liebe Tilly, Ich sitze hier wieder an dem gleichen Tischwie am 8.7.1907 in Leipzig mit Tilly Wedekind: „Um 7 Uhr kommt Tilly. [...] Ratskeller.“ [Tb] im
RatskellerWedekind notierte am 11.7.1907: „Abends allein im Ratskeller.“ [Tb] aber allein. Gesternam 10.7.1907. Wedekind notierte an diesem Tag sein Treffen mit dem befreundeten Rechtsanwalt Kurt Hezel sowie seine Begegnungen mit dem Literarhistoriker Georg Witkowski, der sich 1905 im Prozess um „Die Büchse der Pandora“ als hinzugezogener Sachverständiger „vorbehaltlos zu Gunsten des Stücks“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 57] ausgesprochen hatte [vgl. KSA 3/II, S. 1102, 1150], dem Juristen Johannes Mittelstaedt, der 1899 im Leipziger Majestätsbeleidigungsprozess um den „Simplicissimus“ Untersuchungsrichter war [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 57], dem Rechtsanwalt Walter Dralle und dem Mathematiker und Schriftsteller Felix Hausdorff: „Besuch bei Hetzel [...] Abends mit Hetzel Witkowsky Mittelstedt und Dr. Dralle im Römer. Hausdorf Café Bauer.“ [Tb] hatten ich einen sehr interessanten Abend mit Kurt Hetzel,
Witkowsky, Mittelstedt und Hausdorf. Ich erfuhr dabei Dinge über meinen
Verleger LangenWedekind erfuhr am 10.7.1907 in Leipzig, sein Verleger habe 150.000 Mark zur Weiterführung seines Verlags aufgenommen, dem er daraufhin schrieb [vgl. Wedekind an Albert Langen, 11.7.1907]., die mich veranlassen möglichst bald in MünchenWedekind, der am 15.7.1907 von Leipzig zunächst nach Frankfurt am Main und nach Stuttgart reiste, fuhr von dort am 19.7.1907 nach München, wo er Albert Langen am 22.7.1907 aufsuchte: „Besuch [...] bei Langen“ [Tb]. zu sein. In
München werde ich möglichst rasch die Kostüm-ArbeitArbeit an den Kostümen zu „König Nicolo oder So ist das Leben“ – möglicherweise im Zusammenhang damit, „daß der Autor schon im Jahr 1907 eine Bearbeitung des Dramas erwogen hat“ [KSA 4, S. 564]. Wedekind nahm in München mit „dem Münchner Theaterschneider Johannes Mück [...] die Arbeit an seinen Kostümentwürfen auf“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 57], das ist Johann Nepomuk Mück (Hackenstraße 3), „Schneidermeister“ und „Theaterkostümeur“ [Adreßbuch für München 1907, Teil I, S. 359] – ab dem 22.7.1907: „Besuch bei Schneider Mück“ [Tb]. für So ist das Leben
aufnehmen. Dazu wirst Du dort sein müssen. Du wirst diese Carte voraussichtlich
nicht lesen können, da ich mit einem sehr weichen Bleistift schreibe. Ich habe
drei DampfbäderWedekind notierte in Leipzig an den drei aufeinander folgenden Tagen vom 9. bis 11.7.1907 jeweils „Dampfbad“ [Tb]. genommen. Ich bin sehr dick geworden. Grüße Alle aufs
Herzlichste. Schreibe mir bitte. Auf baldiges Wiedersehn in München. Morgender 12.7.1907. Wedekind notierte allerdings erst am 15.7.1907: „Abfahrt von Leipzig nach Frankfurt.“ [Tb
fahre ich nach Frankfurt Frankfurter Hof Herzlichsten Gruß Frank