Dr. Wilhelm
Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf No. 171.
München, den
14. Novbr. 1907.
Fürstenfelderstr. 10/II.
Sehr geehrter Herr Wedekind!
In Sachen StrindbergFrida Strindberg verlangte von Wedekind Unterhaltszahlungen für ihren gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war. Wedekind wurde in der Sache durch Wilhelm Rosenthal vertreten, Frida Strindberg von Theodor Löwenfeld. teilt mir Herr Professor Loewenfeld im Auftrage der Frau Strindberg mit, Sie moechten die in
Aussicht gestellten 1200 Mvgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 3.10.1907. direct an Frau Strindberg
und die als Unter|haltsbeitrag in Aussicht gestellten M 50.– pro Monat an
Professor Loewenfeld überweisen, damit dieser diesen
Betrag sodann dem Schülerheim in StockerauFrida Strindberg hatte ihren Sohn Friedrich Strindberg dort zum beginnenden Schuljahr 1907/08 angemeldet [vgl. Beilage zu Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 12.10.1907]. Das städtische Schülerheim Stockerau hatte zum aktuellen Schuljahr in der Presse freie Internatsplätze beworben: „Mit Beginn des ersten Semesters des Schuljahres 1907/08 werden an dem Schülerheim in Stockerau mehrere Plätze frei. Das Schülerheim steht unter der Oberleitung der Gymnasialdirektion und unter unmittelbarer Fürsorge eines Professors des von den Zöglingen besuchten hiesigen Real- und Obergymnasiums. Dem Leiter stehen mehrere fachkundige Präfekten zur Seite. Die Anzahl der Zöglinge beträgt bloß zirka fünfzig. Die Anstalt ist in gesunder freier Lage erbaut. An das Gebäude schließt sich ein großer Spielplatz und an demselben ein ausgedehnter schöner Park an. Die Einrichtung des Schülerheims ist eine anerkannt mustergültige, eine große Anzahl illustrer Persönlichkeiten, welche das Schülerheim besucht haben, sprachen sich hierüber höchst lobend aus. Stockerau ist von Wien zu jeder Tagesstunde in 3/4stündiger Bahnfahrt zu erreichen. Die Anstalt besitzt ein in den interurbanen Verkehr einbezogenes Telephon. Der Pensionspreis beträgt monatlich 100 Kronen. Die Leitung des Schülerheims, die Gymnasialdirektion sowie das Bürgermeisteramt sind bereit, weiter Auskünfte zu erteilen, über Wunsch Prospekte zuzusenden und definitive Anmeldungen entgegenzunehmen. Stockerau, im Juni 1907.“ [Deutsches Volksblatt, Jg. 19, Nr. 6690, 18.8.1907, Morgen-Ausgabe, S. 20] bei Wien übermittle. Herr
Professor Loewenfeld meint, ihm waere es lieber, wenn
ich diese Einzalungen besorgen wollte.
Die Rechnung des „Schülerheim“ beträgt laut Brief des Herrn
Professors Loewenfeld 90 fl. | im Monat. –
Ich erlaube mir Ihnen hievon Kenntnis zu geben und muß es
natürlich Ihrer Wohlmeinung überlassen, ob Sie die 1200 M.–
an Frau Strindberg übermitteln wollen.
Lieber und zweckmäßiger waere es wohl, wenn sie für das
Kind deponiert würden, da sonst doch wohl die Gefahr besteht, daß der betreffende
Betrag zu rasch und vielleicht auch für andern Zweck, als | Sie beabsichtigen,
Verwendung findet.
Ich bitte mir Ihre gütige Rückäußerung hierüber noch
zukommen lassen zu wollen und grüße Sie wie immer mit den besten Empfehlungen
ergebener
Dr. Rosenthal
Rechtsanwalt.