Frau Berthe Marie Denk.
geb. Gräfin Potoz/c/kaBerthe Marie Denk unterzeichnete mit diesem Namen Postkarten an Wedekind (siehe unten) in Anspielung auf das ihr von Wedekind gewidmete Gedicht „An Bertha Maria, Typus Gräfin Potocka“ [KSA 1/I, S. 639] in der Sammlung „Die vier Jahreszeiten“ (1905), das wiederum anspielt auf die polnische Schriftstellerin Anna Gräfin Potocka (geb. Tyszkiewicz), deren Memoiren in deutscher Übersetzung in einer aktuellen Auflage vorlagen [vgl. Die Memoiren der Gräfin Potocka 1794-1820. Veröffentlicht von Casimir Stryienski. Nach der sechsten französischen Auflage bearbeitet von Oskar Marschall von Bieberstein. Mit prachtvollen Illustrationen und dem Porträt der Verfasserin von Angelica Kauffmann. Leipzig 1904], ein Buch, das Wedekind und seine Geliebte gekannt haben dürften. „Wie aus der Einleitung zum Buch hervorgeht, repräsentierte Anna Potocka den Typus einer vornehmen und gebildeten Frau von aristokratischer Erziehung, die in Warschau und Paris mit führenden politischen Persönlichkeiten ihrer Zeit – allen voran mit Napoleon –, aber auch mit namhaften Künstlern in Kontakt kam und sich durch Geistesschärfe, literarische Bildung und schriftstellerische Begabung auszeichnete“ [KSA 1/I, S. 913]. Das Faksimile des Portraitgemäldes der Verfasserin von Angelika Kauffmann in dem Buch habe „starke Ähnlichkeit mit Photographien von Bertha Maria Denk“ [Nottscheid 2008, S. 150].
Wien
Kettenbrückengasse 21.
Meine Königin!
Zu meinem Bedauern muß ich Dir mittheilen, daß der HexenbannWedekind meint das sonst als ‚der rote Kardinal‘ bezeichnete Gemälde Raffaels, das Bildnis des Tommaso Inghirami in roter Robe, von dem in der Korrespondenz mit Berthe Marie Denk seit dem 7.7.1905 die Rede ist, da Wedekind ihr von dem Maler Franz Muhri eine Kopie dieses Gemäldes hat herstellen lassen, für das er schon eine Widmung entworfen hat [vgl. Wedekind an Berthe Marie Denk, 1.9.1905].
nicht vor dem 15. Sept. bei
Dir eintreffen wird,. Das Einrahmen kostet acht Tage Zeit. Meine | Schuld
ist das weiß Gott nicht.
Ich danke Dir herzlich für die schönen KartenWedekind hat am 28.8.1905 eine Bildpostkarte aus Klosterneuburg erhalten [vgl. Karl Kraus, Berthe Marie Denk an Wedekind, 27.8.1905], wobei er „im vergangenen Juni in Begleitung“ von Berthe Marie Denk „die auf der Karte abgebildete Stiftskeller-Restauration besucht“ [Nottscheid 2008, S. 151 ] hat und der Ort insofern für ihn mit seiner Geliebten in Verbindung stand, außerdem am 29.8.1905 eine mit einer Bleistiftzeichnung von Carl Leopold Hollitzer illustrierte Postkarte aus Preßburg [vgl. Karl Kraus, Carl Leopold Hollitzer, Ernst von Lieben, Berthe Marie Denk an Wedekind, 27.8.1905], beide von Berthe Marie Denk mit Gräfin Potocka unterschrieben. aus Kloster
Neuburg und Preßburg und Budapest.
Ich bitte Dich, Karl Kraus und Herr Holitzer zu der
schönen Vergnügungstour aufs meine h aufrichtigen Glückwünsche zu
der schönen Vergnügungstour aussprechen zu wollen.
Ich erwarte Deine Befehle
Frank Wedekind.