Kennung: 2830

München, 3. September 1905 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Denk, Berthe Marie

Inhalt

Frau Berthe Marie Denk.
geb. Gräfin Potoz/c/kaBerthe Marie Denk unterzeichnete mit diesem Namen Postkarten an Wedekind (siehe unten) in Anspielung auf das ihr von Wedekind gewidmete Gedicht „An Bertha Maria, Typus Gräfin Potocka“ [KSA 1/I, S. 639] in der Sammlung „Die vier Jahreszeiten“ (1905), das wiederum anspielt auf die polnische Schriftstellerin Anna Gräfin Potocka (geb. Tyszkiewicz), deren Memoiren in deutscher Übersetzung in einer aktuellen Auflage vorlagen [vgl. Die Memoiren der Gräfin Potocka 1794-1820. Veröffentlicht von Casimir Stryienski. Nach der sechsten französischen Auflage bearbeitet von Oskar Marschall von Bieberstein. Mit prachtvollen Illustrationen und dem Porträt der Verfasserin von Angelica Kauffmann. Leipzig 1904], ein Buch, das Wedekind und seine Geliebte gekannt haben dürften. „Wie aus der Einleitung zum Buch hervorgeht, repräsentierte Anna Potocka den Typus einer vornehmen und gebildeten Frau von aristokratischer Erziehung, die in Warschau und Paris mit führenden politischen Persönlichkeiten ihrer Zeit – allen voran mit Napoleon –, aber auch mit namhaften Künstlern in Kontakt kam und sich durch Geistesschärfe, literarische Bildung und schriftstellerische Begabung auszeichnete“ [KSA 1/I, S. 913]. Das Faksimile des Portraitgemäldes der Verfasserin von Angelika Kauffmann in dem Buch habe „starke Ähnlichkeit mit Photographien von Bertha Maria Denk“ [Nottscheid 2008, S. 150].
Wien
Kettenbrückengasse 21.


Meine Königin!

Zu meinem Bedauern muß ich Dir mittheilen, daß der HexenbannWedekind meint das sonst als ‚der rote Kardinal‘ bezeichnete Gemälde Raffaels, das Bildnis des Tommaso Inghirami in roter Robe, von dem in der Korrespondenz mit Berthe Marie Denk seit dem 7.7.1905 die Rede ist, da Wedekind ihr von dem Maler Franz Muhri eine Kopie dieses Gemäldes hat herstellen lassen, für das er schon eine Widmung entworfen hat [vgl. Wedekind an Berthe Marie Denk, 1.9.1905]. nicht vor dem 15. Sept. bei Dir eintreffen wird,. Das Einrahmen kostet acht Tage Zeit. Meine | Schuld ist das weiß Gott nicht.

Ich danke Dir herzlich für die schönen KartenWedekind hat am 28.8.1905 eine Bildpostkarte aus Klosterneuburg erhalten [vgl. Karl Kraus, Berthe Marie Denk an Wedekind, 27.8.1905], wobei er „im vergangenen Juni in Begleitung“ von Berthe Marie Denk „die auf der Karte abgebildete Stiftskeller-Restauration besucht“ [Nottscheid 2008, S. 151 ] hat und der Ort insofern für ihn mit seiner Geliebten in Verbindung stand, außerdem am 29.8.1905 eine mit einer Bleistiftzeichnung von Carl Leopold Hollitzer illustrierte Postkarte aus Preßburg [vgl. Karl Kraus, Carl Leopold Hollitzer, Ernst von Lieben, Berthe Marie Denk an Wedekind, 27.8.1905], beide von Berthe Marie Denk mit Gräfin Potocka unterschrieben. aus Kloster Neuburg und Preßburg und Budapest.

Ich bitte Dich, Karl Kraus und Herr Holitzer zu der schönen Vergnügungstour aufs meine h aufrichtigen Glückwünsche zu der schönen Vergnügungstour aussprechen zu wollen.

Ich erwarte Deine Befehle
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblatt. 10 x 15,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf im Notizbuch [Nb 34, Blatt 67r-67v] beginnt unter der Adresse von Eva Ammon, die aber durch eine durchgezogene Trennlinie deutlich von ihm abgesetzt ist.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 3.9.1905 ist als Ankerdatum gesetzt. Orientierungspunkte für eine Datierung bietet der Briefinhalt („acht Tage“, die vom genannten 15.9.1905 schon einmal zurückzurechnen sind und den 7.9.1905 ergeben, von dem aus wiederum einige Tage abzuziehen sind) sowie die Antwort auf den abgesandten Brief [vgl. Berthe Marie Denk an Wedekind, 5.9.1905]. Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    München
    3. September 1905 (Sonntag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    Datum unbekannt

Erstdruck

Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur, Heft 131/132: Frank Wedekind

Titel des Aufsatzes:
Eine Liebe von Frank. Der Briefwechsel zwischen Frank Wedekind und Berthe Marie Denk
Herausgeber:
Elinor Waldmann
Verlag:
München: edition text + kritik
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
112
Briefnummer:
21
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Briefentwurf auf „Anfang September“ datiert.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/34
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Berthe Marie Denk, 3.9.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

27.10.2024 13:02